In der schönen Irmgardisstadt feierten die Jecken das fantastische Winterbrauchtum

Hereinspaziert, hereinspaziert in das Süchtelner Josefshaus und herzlich willkommen im Kreise der närrischen Familie, die am Freitagabend die beliebte Galasitzung des Festausschusses Süchtelner Karneval natürlich mit ihren Prinzenpaaren feierte.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz und Fotograf Martin Häming

Soetele – Die Reihen waren voll besetzt, kuschelig eng reihte sich das Publikum aneinander. Ja, das Josefshaus ist für solche Veranstaltungen eigentlich zu klein, doch eine Ausweichmöglichkeit gibt es im schönen Süchteln leider (bisher) nicht. Die Diskussionen darüber laufen nicht erst seitdem das Damoklesschwert über dem Evangelischen Gemeindehaus in Viersen schwebt, aber vielleicht war das der wichtige Tropfen, der die Planungen ein wenig angestoßen hat.

Wer nun meint, bei einer Galasitzung wäre das kein Thema hier und da an den Tischen gewesen, der irrt, auch wenn natürlich das wunderbare Brauchtum mit dem bevorstehenden, abwechslungsreichen Programm des Abends im Mittelpunkt stand.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Zu diesem begrüßten erneut und nun schon als eingespieltes Team Sitzungspräsidentin Lara Böhmer und Sitzungspräsident Detlef Belk ganz nach dem diesjährigen Motto „Soetele feiert kunterbunt, das Prinzenspiel macht die Sache rund“ die Gäste aus der ganzen Region. Schließlich wurden auf der Bühne nicht nur die eigenen Prinzenpaare erwartet, auch unter die Gäste hatte sich Karnevalsadel gemischt.
Damit auf die strahlenden Tollitäten nicht allzulang gewartet werden musste und sich auf der Bühne die närrischen Herrscher auch trafen, nutzten ebenfalls die Nachwuchsregenten der KG De Brook Müerkes gekonnt den Einmarsch und ihr Scheinwerferlicht mit Handpuppen und der Darbietung der kleinen Garde in gelb-grün.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Die Herzen haben die Kids sowieso schon lange erobert, ja, das jecke Virus hat sie fest im Griff und ihr Lachen strahlt in jede noch so kleine Karnevalsecke. Die allerdings sind nicht die einzigen, begeisternden jecken Pflänzchen, die die Irmgardisstadt hervorgebracht hat. Schließlich stand die Süchtelner Tanzgarde schon bereit.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Ob nun die Jugend- oder ‚große‘ Garde, die Mädels kannten ihre Schritte, die sie grazil auf die Bühne brachten. Mitreißend, fesselnd und garantiert von einem begeisterten Klatschorkan des Publikums begleitet, der in die Regiofolk-Band der Rumtreiber mündete. Rumtreiber?
In Soetele und überhaupt in Viersche sind sie eher unbekannt, dabei treiben sie sich doch zwischen Maas und Rhein oder von der Eifel bis zum Niederrhein rum. 2016 gegründet hat sich diese Band mit ihren fünf Musikern, die sich für alte Sagen und Legenden interessieren.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Natürlich gab es auf einer Karnevalssitzung aber keinen Folk zu hören, wobei der Stil nicht ganz zu überhören war. Das ging allerdings auch bekannt jeck mit … „Hück Naat weed jedanz – uns jehüürt die janze Welt. Du mit mir und ich mit dir – dat is alles wat zählt. O Mädche, wat määs du bloß mit mir. Du häs mi Hätz berührt un dat jehüürt jetz dir.“ Der Songtext passte doch gerade so gut, weil sich die Süchtelner Prinzengarde mit ihrem bezaubernden Tanzmariechen Sina anschloss.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Akrobatische Sprünge begleiteten das Staunen, wie man denn so hoch das Bein schwingen kann – ohne dabei für den nächsten Krankenhausaufenthalt zu sorgen. Das rasante Spagat mitten im Flug hätten die Gardemitglieder (und so ziemlich fast jeder andere Mann) sowieso lieber ausgelassen. Mit Sina Otten können die Herren immerhin schon seit 2018 ihre Knochen ruhen lassen, nun wird Sina aus beruflichen Gründen kürzer treten.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming
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Die abwechslungsreiche Choreografie, die sie in der Zugabe als Überraschung gemeinsam mit Tanzmariechen Laura präsentierte, bot zudem die perfekte Überleitung zum Programmpunkt der Ehrungen, wobei Kurt Blomberg, der mit dem BDK-Verdienstorden in Silber durch KLN-Präsident Karl Schäfer bedacht wurde, selber nicht anwesend war. Dafür wechselten stolze zwanzig Hausorden die Besitzer (herzlichen Glückwunsch an unsere Redakteurin und Fotografin Rita Stertz) und auch Jürgen Fritsch, Markus Ophei sowie Jürgen Prick wurden für eine treue 25-jährige Mitgliedschaft geehrt.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming
Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Nach der Pause war es dann die Showtanztruppe der Süchtelner Tanzgarde, die die Stimmung gekonnt wieder aufdrehte. In dieser Session haben sie mit bekannten ABBA-Klängen sowie dem Motto „Mamma Mia, how can I resist Süchteln?“ nun wirklich eine ganz großartige Darbietung einstudiert.
„Yes, I’ve been brokenhearted, blue since the day we parted. Why, why did I ever let you go? Mamma mia, now I really know, my, my, I could never let you go …“, eigentlich wollte der Ohrwurm nicht nachlassen, als der Comedian Peter Löhmann das Mikro übernahm.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Der Deutsch-Schweitzer wusste nicht nur genau, dass die Frauen das Beste sind, was die Herren haben, sondern auch, dass Männer ein Problem mit dem Älterwerden haben. Das beginne schließlich schon mit dem Schließen der Schuhe (es müssen dringend mehr Schuhe mit Klettverschluss her) und wenn man dann wieder hoch muss, dann gäben die Herren Geräusche ab, die vorher im Schlafzimmer beheimatet waren. „Letztes Mal hat meine Nachbarin angerufen und gefragt, ob ich eine neue Freundin habe … nein, ich habe meine Schuhe zugemacht du blöde Zwetschge …“ und selbst das T-Shirt bekommt im Alter eine 3D-Optik (der Zunahme des Bauchumfangs geschuldet).
Eigentlich alles so wahr und wenn man drüber lacht wird es auch viel einfacher. Es waren eben die alltäglichen, bekannten Problemchen, die so ungeschönt dargebracht wurden, dass nicht nur schmunzelnde Gluckser, sondern auch der eine oder andere Schenkelklopfer nicht fehlen durfte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming
Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Von da an ging es nicht nur rasant kölsch, sondern auch vor allen Dingen weiblich weiter. Es gibt sie nämlich doch, eine rein weibliche Kölsch-Band. Unter dem Namen Mätropolis treten die vier Mädels auf, die sich im Musikbusiness mehr als gut auskennen. Ihr Bandname ist dabei übrigens an das altgriechische Metropolis angelehnt, Köln ist eben ihre Mutterstadt und die wollen die Musikerinnen noch facettenreicher und bunter machen.

„Hingerm Horizont do waad noch mih op uns“, sind sie sich sicher. Frischer, tanzbarer Poprock, authentisches Kölsch, Schäl Sick Attitüde gemischt mit ein bisschen Hollywood Glamour – und textlich direkt ins Herz, die Mädels wissen wie es geht und holten mit Leichtigkeit auch die Jecken in Soetele von den Stühlen, auf die es an diesem Abend sowieso nicht mehr zurück ging.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming
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Die Verspätung des letzten Programmacts federte dabei Moderator Detlef Belk ebenso gesanglich ab wie Prinz Helmut II.
Bevor der unvergessliche Abend nämlich mit der Süchtelner Hymne seinen Abschluss fand, waren es Sänger Alex Barth, Keyboarder Peter van den Brock, Schlagzeuger Albert Detmer, Bassist Benjamin Weissert und Gitarrist Christian Barth, die die bereits siedende Stimmung mit frischem Feuer versorgten. Ja, diese Namen kennen die Karnevalisten, denn gemeinsam sind die Musiker als Rabaue bekannt. Es war eben „Niemals besser als jetzt“ und genau so soll es auch bleiben … (cs)