In Dülken regiert wieder das Narrenzepter

Nach einer Session ohne närrische Tollitäten stehen die neuen Prinzenpaare der Dülkener Narrenstadt bereits in den Startlöchern. Offiziell wurde das „große“ Prinzenpaar nun am Samstag an der Narrenmühle vorgestellt.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker, Martin Häming und Leo Dillikrath

Viersen-Dülken – Das altehrwürdige Stripke hatte in der vergangenen Session regelmäßig den Blick auf Dülken gerichtet und ein Tränchen auf die Narrenmühle kullern lassen. Eine fünfte Jahreszeit ohne irgendein Prinzenpaar, nein, das konnte und durfte einfach nicht sein. Die Karnevalisten hatten das Beste daraus gemacht und nach der Corona-Pandemie auch ohne Tollitäten die närrische Zeit im Kreise der jecken Familie verbracht. Dennoch, es fehlten Prinz und Prinzessin – seien sie nun klein oder groß.

Dieser für den Dülkener Karneval schmerzliche Umstand wird sich glücklicherweise mit dem bereits jetzt ersehnten Hoppeditzerwachen wieder ändern, denn mit großer Freude konnten die Dülkener Vereine gemeinsam am Samstag das neue „große“ Prinzenpaar in Lauerstellung an der berühmten Narrenmühle vorstellen und auch beim Nachwuchs dürfen sich die Jecken wieder auf Regenten freuen.

Dass das Prinzenpaar in diesem Jahr so früh vor der kommenden Session vorgestellt wird, soll auch ein Zeichen an die zahlreichen Dülkener Karnevalisten sein. „Wir haben heute eine ungewöhnliche Situation, denn normalerweise wird das Prinzenpaar erst am 11.11. der Öffentlichkeit vorgestellt“, so Rector magnificus Dr. Arie Nabrings. Im Vorfeld hatten sich die Vereine in diesem Jahr zusammengesetzt und waren einstimmig der Meinung, dass man ein Signal geben wolle nach der Prinzen-losen Zeit. Entgegen der bisherigen Tradition stellt allerdings nicht ein Verein das Prinzenpaar, sondern es ist ein Prinzenpaar aller Vereine.“

Natalie und Mark Aretz (vorne rechts) stehen als neue Prinzenpaar bereits in den Startlöchern. Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Günter Jansen, Präsident des Vaterstädtischen Vereins unterstreicht die Freude und die Unterstützung: „Wir organisieren die Prinzenproklamation mit allen anderen Prinzenpaaren und wir werden für das Prinzenpaar natürlich auch wieder einen fantastischen Rosenmontagszug planen, der als Höhepunkt ihre närrische Regentschaft abschließen wird. Wir freuen uns bereits jetzt darauf mit dem Prinzenpaar und der Garde bei vielen Veranstaltungen gemeinsam aufzutreten, denn Karnevalisten müssen zusammenhalten, feiern zusammen und stärken damit die Gemeinschaft.“ Schließlich habe das Prinzenpaar gefehlt, stimmt Axel Paßmann, Vorsitzender der Dülkener Karnevalsgesellschaft 1948 e. V. zu. „Ein Prinzenpaar zu haben ist für unser Brauchtum ein Highlight und ich freue mich, dass sich Natalie und Mark zur Verfügung gestellt haben das Prinzenspiel mit uns allen gemeinsam zu erleben.“

Regieren werden in der kommenden närrischen Zeit Natalie I. und Mark I. (Aretz) das jecke Dülkener Volk. Sie gebürtig aus St. Tönis und er aus Dülken, haben sie sich erfolgreich um die Würde als Dülkener Prinzenpaar in der kommenden Session 2023/24 bei der Narrenakademie beworben. Für beide war es lang gehegter Traum einmal Prinzenpaar in Dülken zu sein. Einen genauen Termin hatte es dabei allerdings nicht gegeben, doch eine weitere Session ohne Tollitäten durfte nicht sein und so wurde kurzerhand der Wunsch an die Narrenakademie herangetragen.

Dass dabei eine Vorstellung bei den Dülkener Vereinen nicht fehlen durfte gehört zum guten karnevalistischen Ton, der vom Narrenstaat mit einer 40-köpfigen Garde erwidert wurde. Passenderweise sind beide dem Karneval nicht fremd und seit ihrer Jugend dem närrischen Brauchtum verbunden. Seit 1998 sind der Prinz und die Prinzessin Teilnehmer des Rosenmontagszuges im Kaos-Team und beim Freundeskreis Alibi. Als gebürtiger Dülkener hatte das närrische Virus den Prinzen natürlich schon als Kind infiziert und auch die Prinzessin bekam die jecke Zeit bereits von ihrer Mutter in die Wiege gelegt, die selbst als Funkemariechen in St. Tönis aktiv war.
Ein weiterer ausschlaggebender Punkt mag sicherlich gewesen sein, dass die beiden den Bewerbungsentschluss fassten in ihrem 44. und 43. Lebensjahr … findet sich doch mehrmals die närrische Elf versteckt.

Unterstützt wird das neue „große“ Prinzenpaar von allen Dülkener Vereinen – in den Farben getrennt, im Brauchtum vereint. Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Für Ingeborg Gartz, Obermöhne der Dreistadtmöhnen, ein besonderer Moment das baldige Prinzenpaar an der Narrenmühle willkommen heißen zu können: „Wir freuen uns, dass wir wieder so ein schönes, herzliches und interessantes Prinzenpaar haben. Natürlich unterstützen auch wir das Prinzenpaar und wir werden immer dabei sein, wenn wir dabei sein sollen. Besonders freuen wir auf den gemeinsamen Rathaussturm.“ Ein zustimmendes Nicken ging durch die Runde der anwesenden Vereinsvertreter – in den Farben getrennt, aber im Brauchtum vereint wird die Session begangen werden. Farben, da war doch noch etwas, schließlich werden die Dülkener Prinzenpaare farblich einheitlich zu sehen sein. Das Ornat in schwarz-gold ist bereits bestellt und auch das Kinderprinzenpaar verzichtet aus das bekannte Blau und wird in schwarz-gold die Bühnen erobern.

„Wir haben ja nicht nur ein Prinzenpaar, wir haben ja sogar in diesem Jahr wieder zwei Prinzenpaare“, freut sich die Dülkener Ortsbürgermeisterin Simone Gartz. „Das macht mich natürlich stolz, dass die Narrenstadt Dülken wieder zwei Prinzenpaare stellt, wie es auch traditionsgemäß sein soll, und dass wir hoffentlich mit allen zusammen eine unvergessliche Karnevalssession feiern werden. Selbstverständlich werde auch ich unterstützend dabei sein.“

Bis zur Vorstellung des Kinderprinzenpaares wird es noch etwas dauern, dass die Freude der gemeinsamen Auftritte groß ist, daran ließ die Crazy Kids-Vorsitzende Jessica Topeters keinen Zweifel. „Wir sind sehr stolz, dass auch wir wieder ein Kinderprinzenpaar präsentieren können. Die beiden arbeiten bereits an ihren Orden und sind Feuer und Flamme.“ Für Mark Aretz (bald als Prinz mit einer I. bedacht) ist die breite Unterstützung eine Besonderheit, der nur gedankt werden kann. „Wir freuen uns auf alle und auf eine schöne Session.“ Eine Session in deren Mittelpunkt das Bürgerhaus als Prinzenburg stehen wird. Für Günter Kamp, Präsident der Große Karnevalsgesellschaft Orpheum 1869 Dülken e.V. und Horerum nummerorum (Der Datenspeicher), eine wunderbare Fügung, schließlich seien nicht nur zwei Orpheumsmitglieder in der Garde dabei: „Ich hoffe, dass wir jeden Abend mit dem Prinzenpaar einen wunderbaren Ausklang nach unseren Veranstaltungen feiern können.“

Eine 40-köpfige Garde steht dem neuen Prinzenpaar zur Seite. Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Den Wünschen schloss sich zudem FEN-Linker Niederrhein-Präsident Frank Gramberg an: „Wir als Föderation Europäischer Narren versuchen die Vereine auch überregional ein stückweit zu verbinden, damit Kontakte entstehen können. Dadurch sind mittlerweile so viele Freundschaften entstanden, dass es richtig Spaß macht Karneval auch feiern zu können. Jetzt nach Corona hat man gesehen, dass alle wieder das Brauchtum begehen wollen. Jetzt mit den neuen Prinzenpaaren ist es umso schöner.“ Dass dabei die Dölker Möhnen nicht fehlen dürfen, ist selbstverständlich und rundeten mit ihren Wünschen für eine grandiose Session den Reigen der Dülkener Vereine ab. „Wir unterstützen natürlich auch dieses Prinzenpaar, so wie wir alle Prinzenpaare unterstützt haben, und freuen uns auf die gemeinsame Zeit.“

Beheimatet in Dülken betreibt Mark Aretz dort zudem eine Firma für Trocken- und Akustikbau. Prinzessin Natalie ist neben ihrer Arbeit als Hausfrau und Mutter im Einzelhandel tätig. Privat sind sie verheiratet und haben zwei Kinder (Maurice, 26 Jahre, und Mina, 8 Jahre). Sohn Maurice ist ebenfalls Mitglied der Prinzengarde. Die Familie ist ihnen wichtig und sie lieben es gemeinsam mit Familienhund Buddy und mit dem Wohnwagen in den Urlaub zu fahren, wobei sie sich besonders wohl in den Niederlanden und Kroatien fühlen.

Wenn es einmal nicht auf Reisen geht, ist der Prinz in Wartestellung Fan von Borussia Mönchengladbach und spielt selber aktiv in einer Hobbymannschaft. Ein weiteres, leidenschaftliches Hobby des angehenden Prinzen ist seine Carrerabahn. Natalie liebt die Handarbeit, besonders das Nähen hat es ihr angetan und während der Session wird sie garantiert nicht nur das Lied der Höhner „Pass op, pass op, Prinzessin! Dat Krokodil well dich fresse!“ gemeinsam mit der Garde in den Sälen erschallen lassen.

Bei einem so herzlichen Prinzenpaar dürfen natürlich die Glückwünsche für eine unvergessliche Zeit nicht fehlen. So ruft auch die Redaktion des Rheinischen Spiegels gerne aus: „Gloria tibi Dülken!“ (nb)