Jecke Feierstimmung im Roahser Winterzelt

Mit ihrer Kostümsitzung begeisterten die Roahser Jonges ihre närrischen Gäste erneut in dieser Session nach der langen Brauchtumspause. Am Samstag luden sie zu einem unterhaltsamen Programm in das neue Winterzelt an der Sittarder Straße ein.
Von RS-Redakteur Dietmar Thelen und Martin Häming

Viersen-Rahser – Sitzungspräsident Wolfgang Genenger hatte seine Stimmbänder geölt und eröffnete bestgelaunt die Kostümsitzung der KG Roahser Jonges 1936 e.V. in diesem Jahr, die ganz unter dem Motto stand: „Die Roahser Jonges jon zelte“. Die Bühne traditionell in rot-weiß gestaltet und von großer Leinwand ergänzt, war in diesem Jahr allerdings vom Notburgasaal auf den direkt gegenüberliegenden Platz ins beheizte Winterzelt gewandert. Geboten wurde ein abwechslungsreiches Programm mit gekonnten Auftritten heimischer Gewächse ebenso wie den jecken Gästen der großen närrischen Events.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Das Motto sei gewählt worden … „da wir in solch schwierigen Zeiten nicht unser Wohnzimmer, den Notburgasaal, für unsere Sitzungen nutzen wollen, weil die Kapazitäten mit den Kontaktabständen in diesen Zeiten der Pandemie unverantwortlich wären“, so Wolfgang Genenger.

„Dennoch freuen wir uns, in Verbindung mit den BWJ und der GVK einen Sitzungsmarathon auf dem Zeltplatz gegenüber des Notburgasaals durchführen zu können. Mit Rücksicht auf die Nachbarschaft soll ein buntes Treiben in angenehmer und gut temperierter Atmosphäre durchgeführt werden was seinesgleichen sucht. Alles ist neu und auch wir als Karnevalsgesellschaft müssen versuchen neue Wege zu gehen. Wir stehen – ein Jahr vor unserem großen Jubiläum mit 8 x 11 Jahren – vor großen Herausforderungen.“

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Mit dem Einzug der Gesellschaft startete der Abend, an den sich der Kinderkarneval anschloss und bewies, dass der närrische Nachwuchs hier im Rahser zuhause ist. Begleitet von der Süchtelner Tanzgarde versammelten sich die Rahser Pänz um ihr noch amtierendes Kinderprinzenpaar Luca I. und Sophie I. nach drei langen Jahren närrischer Herrschaft zu verabschieden. Allerdings fehlten zwei weitere wichtige Protagonisten, denn in dieser Session fand sich nur für Süchteln ein Kinderprinzenpaar.

Ein letzter Tanz der kleinen Tollitäten und ihnen zu Ehren geschickte Schritte der Süchtelner Tanzgarde, die auch mit leichten Musikstörungen bewiesen, dass sie echte Profis sind. Dankbares Klatschen gab es dafür aus dem Publikum für vergangene Jahre, und die Hoffnung auf ein neues Kinderprinzenpaar in der nächsten Session begleitete den emotionalen Moment, bevor eine bekannte Größe des Karnevals die Bühne betrat.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Deutschlandweit unterwegs ist Kabarettist Wolfgang Trepper, der nach fast zwei Jahrzehnten auf eine große Fangemeinde quer durch alle Altersstufen verweisen kann und mit viel Begeisterung sowie Leidenschaft durch die Säle des rheinischen Karnevals zieht. Wenn Trepper loslegt, dann gibt es kein Halten mehr, denn Trepper ist für seine lauten Töne bekannt. Ob Politiker, Fernsehmoderatoren oder Fußballdramen, Trepper weiß auch Schlagertexte in die Pfanne zu hauen und sorgt dafür, dass eigentlich jeder sein Fett wegkriegt. Lachtränen? Ja, klar!

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„Ohne Narren (m/w/d) geht es nicht“, waren sich die Jecken sicher und spätestens als das amtierende Prinzenpaar, Lothar II. und Regina I., die Bühne eroberten, da lebte das Brauchtum vereint in allen Farben. Übrigens: Der Prinz kann nicht nur mit seiner Prinzessin, sondern ebenfalls mit der Vierscher Prinzengarde hervorragend das Tanzbein schwingen.

In der 5. Jahreszeit muss man eben über sich selber lachen können, diese Eigenschaft zeichnet die Karnevalisten aus – und die Halle lachte gerne … über sich, über andere und vor allen Dingen gemeinsam auch mit Harry & Achim. Bei ihrem gekonnten Zwiegespräch nahmen sie eben dieses Gefühl der Halle auf und scheuten sich nicht auf Tuchfühlung zu gehen. Bereits seit 2006 sind Harald Quast und Achim Schall als Duo auf den Karnevalsbühnen in und um Köln unterwegs.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Nach ihnen dann die Mützensammlung, die begleitet wurde von hohen Ehrungen und die im späteren Verlauf 1.261 Euro ergab. KLN-Präsident Präsident Karl Schäfer hatte dabei direkt zwei Auszeichnungen dabei und so war die Überraschung für Holger Spielhofen und Joachim Walther-Schückes groß. Seit mittlerweile 26 Jahren ist Holger Spielhofen Mitglied der Roahser Jonges und seit 1997 in der Prinzengarde, seit 1998 im Elferrat sowie seit 2001 im technischen Stab aktiv. Er ist Ehrensenator der Gesellschaft und auch seit 2011 Literat – zusammengefasst einfach unverzichtbar für die Karnevalsgesellschaft, die den Verdienstorden des Bundes Deutscher Karneval in Silber für ihn beantragt hatte.

Auch Joachim Walther-Schückes hat bereits vor 23 Jahren eine karnevalistische Heimat im Roahser gefunden. Er ist nicht nur Elferratsmitglied, sondern ebenfalls bis 2021 Schatzmeister der Karnevalsgesellschaft und seit 2015 Ehrensenator. Für seine Verdienste im närrischen Brauchtum durfte er den KLN-Verdienstorden in Gold entgegennehmen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Von Herren zu Herren wechselte der Act auf der Bühne mit den BIG MAGGAS, die sich selbst als die schönste Boygroup der Welt bezeichnen. Zu den kuriosesten Band zählen sie auf jeden Fall, wenn Chef-Entertainer Roy „Rakete“ Ostermann, der flotte Otto am Bass, Go Go Günther an der Gitarre, der Unterhaltungsroboter Horst Elvis, sowie Dr. Bum Bum Boxleitner am Schlagzeug mit ihren Showeinlagen für beste Stimmung sorgen.

Die Nordlichter haben sich die musikalischen Katastrophen aufs Programm geschrieben, da wird dann auch schnell mal das Lied der Schlümpfe zerrissen. Auch im Roahser hatten sie ein vielfältiges Programm dabei, abgestimmt auf die Jecken an den Bierzelttischen

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Die Lachsalven mündeten in den Auftritt des Heddemer Dreigestirns, welches an diesem Abend allerdings eher ein Heddemder Twix war. Bekannt ist ihre Show als Mischung aus Augsburger Puppenkiste und bissig-kurioser Karaoke-Darstellung.

Warum? Die aktuell zwei Künstler aus Frankfurt kürzen sich auf der Bühne selbst mal kurz ab. Hinter der rechteckigen Kiste war genug Platz für den Kostümwechsel zu verschiedenen Karnevals- und Schlagerstars. Vor der Kiste wirkten sie dagegen als Zwerge in kurzen Beinen, mal in Jeans, mal in Netzstrumpfhosen gekleidet.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Während sich die einen kleiner machten, wurden die anderen tänzerisch dagegen größer, als die Prinzengarde der Roahser Jonges mit traditionellem Gardetanz an die Anfänge des närrischen Brauchtums erinnerte, diese mit modernen Klängen und kundigen Schritten verband, und das begeisterte Zelt dann an heimische Gewächse übergab, die diesen Abend als Ehrensenatoren und Ehrensenatorin die Bühne wieder verlassen sollten.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Beifall für Mario Baum, Rainer Zaum und Jeanette Zirngast, denen dieser besondere Bühnenmoment zuteilwurde und zu deren Ehre im Anschluss charmante Damen das Podium einnahmen. Die Roahser Mädches sind längst fester Bestandteil der beliebten Sitzungen im Rahser. Ihr Schritte raffiniert, ihr Tanz begeisternd, ihr Lächeln verzaubernd – es fehlen fast die Worte, um ihren brillanten Auftritt zu beschreiben.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Fast hätte die Stimmung nicht mehr weiter die Leiter nach oben klettern können, als die Oedingschen Jonges zu später Stunde nochmals schwungvoll dazu aufforderten die Stühle zu verlassen. Tim Valentin (Gesang), Joe Froebe (Sologitarre), Thorben Lang (Bass), Benjamin Hantke (Keyboard), Christian Kempkens (Drums) und Frank Mäkelburg (Rhythmusgitarre) wussten temperamentvoll zu ausgelassenem Feiern aufriefen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Wo die Jecken gerade sowieso standen, lohnte es sich auch nicht die Knie zum Sitzen zu beugen, denn mit einem Klatschmarsch eingespielt genossen das Tanzcorps „Fidele Sandhasen“ ihren Einzug. Die Damen der Karnevalsgesellschaft „Die Grosse von 1823“ flogen fast mühelos durch die Luft und es war ihnen anzusehen, die Gruppe ist vun Hätze jeck. Bereits seit mehr als 25 Jahren bezaubern sie bereits mit ihrer Leidenschaft, die nur zu gern ins Publikum überschwappte an einem Abend, der nicht mit der typischen Band endete.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Nein, die Roahser Jonges hatten als letzten Act des Abends einen eher ungewöhnlichen Auftritt, nicht weniger packend, geplant. Ebenfalls aus Köln angereist waren die Kölner Ratsbläser von 1954, ein 25-köpfiges Bläserensemble mit viel Enthusiasmus und maßgeschneiderten Arrangements.

Der Funke sprang mit Freude über als schunkeln angesagt war und der Chor der Karnevalisten weit über das Zelt hinaus zu hören war – denn bei dieser Kostümsitzung war jeder „met Hätz un Siel dobei“. So klang lange nach … „Wat och passeht, dat eine is doch klar, dat schönste wat m’r hann, schon all die Lange Johr, is unser Veedel, denn he hällt m’r zesamme, ejaal wat och passet, in uns’rem Veedel.“ (dt)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming