Karneval in Viersen: Wenn ein jeckes Vierscher Urgestein erzählt

Wenn der Ehrenpräsident des Festausschusses Viersener Karneval, Dr. Günter Weinforth, die Türe zu seinen Erinnerungen öffnet und diese mit hervorragend recherchierten Fakten zum Vierscher Karneval füttert, dann kann daraus nur etwas närrisch Interessantes entstehen. Nun ist sein drittes Werk „Karneval in Viersen – Von 1945 bis 2006“ erschienen.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming

Viersche – Im Karneval in der Gesamtstadt Viersen und darüber hinaus muss man Dr. Günter Weinforth nun wirklich niemandem vorstellen. Er ist ein Urgestein des Vierscher Karnevals und hat diesen mit viel Leidenschaft und Herzblut mit geprägt. Viele Jahre war er als FAVK-Senatspräsident aktiv und nun ebenfalls bereits seit vielen Jahren Ehrenpräsident des Festausschusses Viersener Karneval.

Im Jahre 2012 stellte er gemeinsam mit dem Festausschuss und dem damaligen Bürgermeister, Günter Thönnessen, den ersten Teil zu seinen Recherchen zum Viersener Karneval vor, der von den Anfängen bis 1928 zu einem Standartwerk in zahlreichen Privatbibliotheken geworden ist. Nun legt er mit seinem dritten Buch einen Blick auf den Karneval in Viersen von 1945 bis 2006 – was übrigens auch das Jahr ist, in dem er die Ehre des FAVK-Ehrenpräsidenten erhielt. Es ist nur eine Auszeichnung in einer langen Reihe, an deren (aktuellen und natürlich offenen) Ende die Ehre eines Professors humoris causa der Narrenakademie Dülken steht. Ja, wer mit so viel Engagement dem närrischen Virus verfallen ist, der kann viel erzählen, schließlich trat Weinforth bereits 1969 in den Elferrat der Narrenherrlichkeit Viersen ein. 1969 … damit feiert er in diesem Jahr sogar ein närrisches Jubiläum mit 55 Jahren in der 5. Jahreszeit.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Gemeinsam mit der Druckerei Hölters, Eric Tillmanns als Vertreter der Prinzengarde und närrischen (wenn auch politischen) Weggefährten war Dr. Günter Weinforth die Freude anzusehen, nun sein drittes Werk der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Eine herausragende Arbeit und Zusammenstellung mit dem einen oder anderen kleinen Schmankerl, wie Weinforth zu berichten wusste. So viel gemeinsames Lachen wird jedoch im Laufe der Zeit auch von Momenten begleitet, die zur liebevoll gehüteten Erinnerung werden. „In all den Jahren habe ich viel erlebt und einen reichen Erfahrungsschatz angesammelt. Heute muss ich leider feststellen, dass viele Zeitgenossen, Mitarbeiter und Freunde nicht mehr da sind“, so Weinforth. „Aus dem Kegelklub zum Beispiel bin ich vom Stamm der letzte Überlebende und aus dem Elferrat und Prinzengarde gibt es kaum noch eine Handvoll. In Gesprächen und Diskussionen wird mir oft die Frage gestellt: Wie war das eigentlich damals?“

Wer also wäre prädestinierter für ein solches Buch gewesen als Weinforth, der jeden Büttenredner sogar persönlich kannte, der nach 1945 aufgetreten ist – und was natürlich auch auf Prinzenpaare und Präsidenten zutraf. So sammelte er fleißig Informationen, jedoch ging die Arbeit aufgrund der Corona-Pandemie nicht so wie gewollt voran und dann traf die Druckerei Hölters ein Hackerangriff, die mit viel Liebe zum Detail die Fotos in die passende Komposition gebracht hatte. Wochen und Monate des Stillstands gingen dahin, bis im vergangenen Jahr ein Ende sichtbar wurde.

Schade eigentlich, denn wer das aktuelle Werk (und natürlich auch die zwei vorhergehenden) sein Eigen nennen darf, der wird Schwierigkeiten haben (so wie die hier schreibenden Redakteure) es wegzulegen bevor der letzte Buchstabe verschlungen ist. Einen Dank für das fesselnde Buch sprach Weinforth deshalb auch an den Stadtarchivar Marcus Ewers aus, der die passenden Zeitungen heraussuchte, und viele weitere helfenden Hände. Daraus entstanden ist ein Buch über Karnevalisten und gesponsert von Karnevalisten.

Wer sich also nun dafür interessiert, warum die Kirchen scharfe Kritik übten, wann das Altweiberrennen seine Blüte feierte oder ob es wirklich eine Rintger Straße in Gold gab, bei dem darf diese Sammlung nicht im Bücherregal fehlen. Das Buch ist allerdings jetzt schon ein Sammlerstück, von dem nur 250 Stück gedruckt wurden – und ein großer Teil hat bereits bei der jecken Welt ein neues Zuhause gefunden. Erhältlich ist es gegen eine freiwillige, großzügige Spende für Karnevalisten, die bei Dr. Günter Weinforth erfragt werden kann. Weitere Informationen gibt es über die Mailadresse dr.weinforth@t-online.de. (nb/mh)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming