Kurz zur Geschichte des Hofnarren. Im letzten Jahr hatte sich leider die KG Rot-Weiß Dorfbroich im Mönchengladbacher Karnevalsverband (MKV) abgemeldet. Nicht wegen Streitigkeiten oder ähnlichem, nein, es gab keinen Nachwuchs innerhalb der Gesellschaft.
Bericht von RS-Redakteurin Marlene Katz | Fotos von RS-Fotograf H.-Josef Katz
Mönchengladbach – Diese Gesellschaft, mit Juwelier Ralf Winkels, hatte 2001 die grandiose Idee, einen Hofnarren zu kreieren. Ihm war aufgefallen, dass die Prinzessin bei der Vergabe eines besonderen Ordens, der Prinz bekommt den Großorden des MKV, leer ausgeht. Also entwarf Winkels den „Hofnarren“, es ist der wertvollste Orden im Gladbacher Karneval.
Nach Beendigung der Gesellschaft konnten und wollten aber drei Mitglieder und zwar der frühere Vorsitzende Norbert Bläsen, der frühere Präsident Wilfried Irmen sowie der Juwelier Ralf Winkels, diese Zeremonie nicht einfach fallen lassen und so schlossen sie sich zusammen und nennen sich „Die Rheydter Hofnarren“. Die Verleihung dieses Ordens erfolgt nun in der laufenden Session an die amtierende Prinzessin.
Auch wäre die seit Jahren bestehende Kneipensitzung durch das Auflösen der Gesellschaft ins Wasser gefallen, aber der Wirt des Hauses Bresges, Zeynal Gülcicek, bat die Drei, diese Sitzung weiter bestehen zu lassen und das passierte auch. Wie immer war der Saal mit vielen Narren gefüllt und dann konnte die Party starten.
Unter den Klängen des Einzugsliedes von Boxer Henry Maske vor seinen Kämpfen, zogen die drei „Rheydter Narren“ in die närrische Kneipe ein.
Wilfried Irmen begrüßte die Gäste und hatte im letzten Jahr gedacht, das ist die letzte Kneipensitzung, die wir je durchgeführt haben. Aber der Kneipenwirt wollte weiter machen und so seien sie hier. Er wies weiter darauf hin, dass das Programm bis 2.30 Uhr dauern würde, aber es könne auch noch länger sein.
Auch Norbert Bläsen und die beiden anderen hätten sich zusammengetan, um im Karneval weiter etwas Gutes zu tun und darum bleibe es auch bei dieser Kneipensitzung.
Ein abwechslungsreiches Programm stand an diesem Abend an und begonnen wurde es mit einer Büttenrednerin, die nicht nur im näheren Umkreis, sondern bis weit über die Grenzen der Stadt bekannt ist und zwar „Et Röschen von de Hardt“.
Wie immer sang sie sich selbst auf die Bühne und in diesem Jahr mit dem Lied „Kommst Du in die Wechseljahre“ von Renate Fuchs. Auch hatte sie eine neue Rede vorbereitet, in der sie sich im Anfang als Model bezeichnete und zwar sei sie so groß wie ein Model aber vier Mal so breit. Außerdem erzählte sie, wie die ihren Mann Anton kennen gelernt habe und zwar durch eine Anzeige: Frau mit Untergebiss sucht Mann mit Obergebiss. Auch sei ihr Mann in einem Kegelclub und zwar bei dem Kukidentgeschwader.
Als sie beim Arzt war bescheinigte dieser ihr, dass sie Wasser in den Beinen habe, konnte sich dies aber nicht vorstellen, denn sie trinke nur Bier, Wein und Schnaps und vom Zähneputzen könnte dies ja wohl nicht kommen.
Etwas Neues hatte sie in ihr Repertoire eingebaut und zwar ein Lied „Warum gibt es keinen Mann bei Amazon oder auch Zalando, den man bestellen kann, weil‘s gerade sonst keiner kann“.
Dann hatte sie sich ein E-Bike gekauft, denn das war ihr Traum. Da sie aber mit ihrem Mann im 4. Stock eines Hauses wohnte, konnte sie es natürlich nicht unten stehen lassen, also musste ihr Mann dieses nach oben tragen. In der Wohnung angekommen meinte er, dass er kaputt sei wie ein Hund, worauf sie antwortete: dann hätte ich besser vorher absteigen können.
Ihre Schlussnummer war ein Lied, basierend auf der Musik von Felicita mit dem Oberbegriff „Zellulitie“. Ebenfalls hatte sie sich hierfür ein neues Outfit ausgesucht und zwar ein quer gestreiftes Kleid in Neon rot und Neon gelb, das sie selbst gestrickt hatte und natürlich dazu auch die passende Badekappe.
Ihre Schlussworte waren dann: oben fit und unten dicht, mehr verlangen wir vom Leben nicht. Lacht und genießt das Leben, denn Lachen ist nicht steuerpflichtig.
Weiter ging es dann im Programm. Winkels kündigte eine junge Schlagerprinzessin aus Mönchengladbach an, denn man brauche keine Helene Fischer und auch keine Beatrice Egli.
Bianca Schnelle brauchte mit ihren Liedern nicht viel, um den Saal fest in ihre Hand zu bekommen. Alle Lieder wurden von den Gästen kräftig mitgesungen und als Zugabe sang sie das allseits bekannte Lied „Regenbogenfarben“.
Beim Besuch einer Sitzung bei den Wanloer Ströpp hatten die Rheydter Hofnarren die Tanzgarde Wanlo gesehen und sie spontan zur Kneipensitzung eingeladen.
Dieser Tanz war in zwei Gruppen aufgeteilt, einmal als Eisblumen und einmal als Feuer. Zuerst erschienen sechs Mädchen als Eisblumen im Saal und eröffneten den Tanz. Kurz danach erschienen vier weitere Mädchen, die das Feuer darstellten. Die jeweiligen Gruppen tanzten entweder einzeln oder zusammen und es war ein schönes Bild, das sich den Gästen darbot.
Dann stand eine ganz besondere Ehrung an. Klaus Hund vom Karneval Linker Niederrhein (KLN) hatte sich zur Kneipensitzung begeben, um einem besonderen Menschen eine besondere Ehrung zukommen zu lassen und zwar Wilfried Irmen. Dieser wurde für seine Verdienste in der KG Rot-Weiß Dorfbroich geehrt und zwar ist er 1989 in die Gesellschaft eingetreten, in den Elferrat kam er 1996, von 2001 bis 2015 Vizepräsident, und von 2015 bis 2023 Präsident und 2. Vorsitzender.
Für seine Verdienste wurden ihm bereits der Großorden sowie die Silberne Nadel des MKV verliehen. Dann kam die nächsthöhere Stufe dazu und zwar der KLN-Orden in Gold, den er völlig überraschend entgegennahm.
Weiter ging es musikalisch im Programm. HaPe Jonen, ein Allrounder in Sachen Musik, heizt den Saal so richtig auf.
Mit seinem Ostermann-Express, den allseits bekannten kölschen Karnevalsliedern durfte natürlich nicht sein selbst geschriebenes Lied „D’r Dom häld still sing Waach“ fehlen und mittendrin ein Trompetensolo. Ebenfalls hatte Jonen sich ein neues Instrument zugelegt und zwar die Ukulele (Flitsch). Weiter stellte er sein neues Lied „Danze jonn“ vor. Hier führte er mit seiner Frau Monika einen rasanten Rock n Roll auf der Bühne vor.
Ralf Winkels, ein guter Freund und langer Weggefährte von HaPe Jonen erklärte, dass Jonen eine Legende sei und man viele Jahre zusammen bei den Garderottis gesungen habe. Jonen habe gesungen und Winkels sei schön gewesen. Aber diese Zeit habe Jonen Mut gemacht, auch in Köln aufzutreten und er sei dort super angekommen.
Als Zugabe nahm Jonen Bezug auf die Prinzenproklamation in Köln, wo Bernd Stelter das Lied der Comedian Harmonists aufgegriffen habe und zwar „Irgendwo auf der Welt gibst ein kleines bisschen Glück“, mit dem er sich dann vom Publikum verabschiedete.
Was darf bei einer Sitzung nicht fehlen, natürlich das amtierende Prinzenpaar. Nach ihrem Einzug mit den Garden der Großen Rheydter Prinzengarde sowie der Prinzengarde der Stadt Mönchengladbach, stellte Irmen dieses genauestens vor.
Prinz Jost und Prinzessin Elke mit ihrem Hofmarschall Christian Ernst sowie den Adjutanten Dieter Lichtenhahn und Stefan Neuss. Ebenfalls dabei war der MKV-Vorsitzende Gert Kartheuser.
Bevor das Prinzenpaar jedoch zu den Untertanen sprechen konnte, meldete sich der Präsident Heinz-Gerd Biewer der KG Wanloer Ströpp zu Wort. Beim Besuch des Prinzenpaares in Wanlo hatte er es leider versäumt, ihnen den Orden der Gesellschaft zu überreichen, was er an diesem Abend nachholte und bat herzlich um Verzeihung, was ihm auch gewährt wurde.
Prinz Jost fand es phantastisch, dass die Gäste so lange ausgehalten hätten, um das Prinzenpaar zu sehen. Er bescheinigte den Hofnarren, die früher einmal Dorfbroich gewesen seien, eine tolle Veranstaltung und dass sie immer gut und gerne gefeiert hätten. Auch wenn ihr keine Dorfbroicher mehr seid, sondern jetzt Rheydter, und wenn ihr ruft, dann sind wir da.
Nach ihrem Lied „wir sind wie wir sind“ erhielt das Prinzenpaar einen Geschenkgutschein für einen Restaurantbesuch im Haus Bresges. Sie nahmen dieses Geschenk dankend an mit dem Worten: es liegen noch lange Tage vor uns und wenn wir alles hinter uns haben und nicht mehr adlig sind, werden wir das ausnutzen.
Jost und Elke hatten es sich zum Ziel gesetzt, mit allen zusammen zu feiern und Spaß zu haben. Was nutzt ein großer Saal ohne Publikum, dann lieber hier in Haus Bresges, wo es ziemlich eng sei.
Auch Kartheuser richtete einige Worte an das närrische Publikum. Er dankte den Garden, die immer parat stehen für den Karneval. Dann nahm er Bezug auf den 31. März 2023, als er Tränen in den Augen hatte und von der KG Rot-Weiß Dorfbroich Abschied nehmen musste. Aber er sei heute froh und dankbar, dass die drei Rheydter Hofnarren das alte Konzept wieder aufgenommen hätten und es weiter gehen würde.
Bis Aschermittwoch seien es noch vier Tage, aber das Prinzenpaar bliebe ja bis zum 11.11. in Amt und Würde. Gestern habe ein Teil des MKV-Präsidiums, das Prinzenpaar sowie Franz Meurers von der Volksbank in der Theo Hespers Schule geholfen, 250 Brötchen für die Kinder zu schmieren, die morgens ohne Frühstück aus dem Haus gehen müssen. Hier ist anzumerken, dass Mitschüler dieser Schule dieses Frühstück ins Leben gerufen hatten und hierfür den Ehrenpreis „Mensch der guten Tat“ im Januar erhielten.
Dann lobte er das Prinzenpaar sowie das Kinderprinzenpaar Niklas und Hanna, die die Stadt Mönchengladbach bestens vertreten hätten. Ganz Düsseldorf sei neidisch und von Köln spreche man erst gar nicht.
Weiter wandte er sich an die Rheydter Hofnarren. Vielleicht werde mit dieser Sitzung ein Grundstock gelegt für eine neue Karnevalsgesellschaft. Jedwede Unterstützung durch den MKV sei ihnen sicher.
Die Band RandgeBeat aus Mönchengladbach heizte mit ihren Liedern den Saal noch einmal so richtig auf und für die Gäste gab es auch so schnell keinen Weg nach Hause zu kommen.
Man kann den Wilfried Irmen, Norbert Bläsen und Ralf Winkels für die Ausrichtung dieses Abends nur ein tolles Lob aussprechen und Danke sagen.