Zwischen zwei Hügeln an der Schnellstraße von Agios Nikolaos nach Ierapetra gelegen, ist eine der am besten erhaltenen Städte der Minoer nicht zu übersehen. Die Entstehung von Gournia ist tief im Lauf der Jahrhunderte vergraben, dennoch erzählen die Ruinen ihre eigene Geschichte.
Von RS-Redakteurin Ebru Ataman
Gournia/Kreta/Griechenland – Die minoischen Stadtstrukturen sind bis heute erhalten und ein Spaziergang durch die Ruinen gibt einen Eindruck von vergangenen Zeiten, wobei die gefundenen Stücke heute alle in Museen sicher verwahrt werden. Gournia an der Nord-Küste von Kreta ist eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten auf Kreta, war der Bereich doch nicht nur Hafenstadt, sondern ebenfalls eine Siedlung der minoischen Zeit.
Mit dem Mietwagen ist die Anfahrt einfach, denn die Ruinen liegen rund 15 bis 20 km von Agios Nikolaos oder Ierapetra an der verbindenden Schnellstraße der beiden Städte entfernt. Etwa zwei Kilometer entfernt liegt der Ort Pachia Ammos östlich der Fundstätte. Geöffnet und für einen kleinen Eintritt zu besichtigen sind die Ruinen täglich außer montags von 8 bis 15 Uhr (teilweise an Feiertagen geschlossen).
Der tatsächliche minoische Name der Stadt ist unbekannt, der heutige Name entstammt den gefundenen Tränken (Gournia = Tränke) an den Ruinen. Ebenfalls zur Entstehung gibt es verschiedene Quellen, so werden die ersten Bebauungen ebenso auf 2.700 v. Christus wie auch auf das 17. bis 15. Jahrhundert v. Christus geschätzt. Die Ruinen gruppierten sich um ein zentrales Haus, von dort aus verlaufen drei Straßen, ebenfalls eine Ringstraße ist erhalten. Erkennbar zudem einzelne Viertel mit Wohn- und Geschäftsbebauung sowie eine Treppenanlage, der kultische Bedeutung zugeschrieben wird.
Die Zerstörung der minoischen Palastanlagen sowie der Gebäude erfolgte 1450 vor Christus – über den Begebenheiten um die Zerstörung liegt bis heute der Schleier der Geschichte. Teile der rund 15.000 m² großen Stadt wurden auch nach dieser Zeit weiterhin bewohnt, teilweise sogar wiederaufgebaut, bis Gournia um 1200 vor Christus nach einem verheerenden Brand endgültig aufgegeben wurde. Über die ersten Funde berichtete die amerikanische Archäologin Harriet Boyd-Hawes, die mit einer Forschergruppe der Pennsylvania-Universität 1901 auf die Ruinen stieß. Sie war die erste Frau, die archäologische Grabungen leitete und bis 1904 die Stadt Gournia vollständig freilegte.
Vor allen Dingen handwerkliche Funde wurden in den Ruinen ausgegraben – darunter Sägen, Nadeln, Hämmer, weshalb davon ausgegangen wird, dass die Bewohner vom Handwerk, der Landwirtschaft und Fischerei lebten. 20 Meter nördlich von dem Mittelpalast der Stadt wurde ein Schrein freigelegt. Er gilt als das Heiligtum der Stadt, in welchem eine Reihe von Terrakotta-Göttinnen mit erhobenen Armen, Schlangen-Totems, Doppeläxte sowie weitere Kultobjekte gefunden wurden, die heute im Archäologischen Museum von Iraklion zu besichtigen sind. (ea)