Leserbrief: Wohin mit Erzbischof Gänswein?

„Entlassung von Erzbischof Gänswein.“ „Gipfel der Demütigung.“ Urteil der Presse. Kein Platz für ihn im Vatikan. Abgeschoben als Privatmann nach Freiburg. Dort ein neues Betätigungsfeld zu finden, keine einfache Aufgabe.

Leserbrief – Die Beziehung zwischen Papst Franziskus und Gänswein verlief nicht reibungslos. Es kam zum Bruch, als ihn der Papst vom Amt des Präfekten frei stellte. Gänswein wollte sich nur dem emeritierten Papst Benedikt widmen. Das Gänswein-Buch sorgte für zusätzliche Schlagzeilen. Eine römische Tageszeitung berichtete unter der Überschrift „Am Tag der Beerdigung von Papst Benedikt ein Angriff von Georg gegen Bergoglio“, dass sich Gänswein über seine Beurlaubung durch Franziskus beklagte. Zu Unrecht „bestraft“. Kein herzlicher Abschied. Kein Wort des Dankes vom Heiligen Stuhl.

Im Erzbistum Freiburg kein Platz für zwei Erzbischöfe. Erzbischof Gänswein kann nichts fordern, Erzbischof Burger nichts verlangen. Wie wäre es mit Gänswein als Erzbischof von Köln? Oder Nachfolger von Erzbischof Haas im Liechtenstein-Bistum Vaduz?

Gänsweiu ist zu jung für den Ruhestand. Zum Ausruhen ist es ebenfalls zu früh. Als normaler Gemeindeseelsorger tätig werden? Bösartige Vorstellung. Wo findet er ein neues Zuhause, ohne sich neuen Unmut zuzuziehen? Ihm zumuten eigene ambitionierte Pläne aufzugeben, wonach ihm der Sinn steht? Seine Karriere unter „ferner liefen“ mit reduzierter Geschwindigkeit, wo und wie auch immer, fortsetzen? Ihm eine Aufgabe übertragen, mit der er den voraussichtlich geringsten Schaden anrichten kann?

Wohin mit ihm?
Priestermangel beklagt die Katholische Kirche. Die Zahl der Priesteramtskandidaten sinkt dramatisch. Keine Trendwende in Sicht. Die Zahl der Priester sinkt schneller als die der Gottesdienstbesucher. Im Zeitalter immer größerer Seelsorge-Einheiten sollen Priester Alleskönner sein. Der Priestermangel in Deutschland wurde in den vergangen Jahrzehnten durch den Import von Geistlichen aus dem Ausland kaschiert, vor allem aus Afrika und Indien. Der für Afrika und Asien zuständige Kurienkardinal fordert afrikanische Priester inzwischen auf, in die Slums ihrer Heimatländer zu gehen. Erzbischof Gänswein ist kein Afrikaner. Wohin mit ihm?

Peter Josef Dickers, Mönchengladbach