Autofahrt, Flugreise, Kreuzfahrt – in die Liste der „Top-Verursacher“ beim Ausstoß von Kohlenstoffdioxid, also der CO2-Emissionen, gehört auch der Gesundheitssektor. Mit Maßnahmen im Bereich der Narkose konnte der Wert in der LVR-Klinik für Orthopädie Viersen nun massiv gesenkt werden.
Viersen-Süchteln – Klaus Keusemann ist als Anästhesist neben weiteren Kollegen für die Narkosen in den Operationssälen der Süchtelner Orthopädie zuständig. Dabei achtet er auf die korrekte Dosierung und sorgt für eine durchgängige Überwachung und Überprüfung der Werte bei den Patient*innen, die operiert werden. Auch im Blick hat er den Klimaschutz. „Was vielen nicht unbedingt bekannt ist: Der Anteil des Gesundheitssektors an globalen CO2-Emissionen liegt bei fünf Prozent.“ Er ergänzt: „Das ist mehr als der oft deshalb kritisierte Luftverkehr.“
Der Hauptverursacher in den Krankenhäusern ist der OP- und Intensivbereich. Denn: Ein maßgeblicher Anteil bei den CO2-Emissionen geht auf die Freisetzung von Narkosegasen zurück. Klaus Keusemann erklärt: „Diese Gase sind fluorierte Kohlenwasserstoffverbindungen, ausgesprochen klimaschädlich und werden ungefiltert in die Atmosphäre entlassen.“ Ursprünglich waren in der LVR-Klinik für Orthopädie Viersen zwei verschiedene Narkosegase in Gebrauch – Sevofluran und Desfluran. Letzteres ist als deutlich klimaschädlicher einzustufen. Daher wurde ab 2022 auf die Anwendung dieses Gases komplett verzichtet. Außerdem wurde vermehrt auf intravenöse Narkosen gesetzt, die entsprechend komplett ohne Narkosegas auskommen. „Beide Arten der Narkosen, also intravenös oder mit Narkosegas, sind gleichermaßen sicher und verträglich“, erklärt Klaus Keusemann.
Die Auswertung des Jahres 2022 hat nun ein eindrucksvolles Resultat hervorgebracht. Wurden 2021 noch rund 60 Tonnen CO2 emittiert, waren es im vergangenen Jahr nur noch ca. zwölf Tonnen – eine Reduktion von ungefähr 80 Prozent. Das gesamte Team der Anästhesie hat sich intensiv bemüht, die Freisetzung klimaschädlicher Narkosegase so drastisch zu reduzieren – Teamwork fürs Klima. „Das ist absolut erfreulich und bedeutet ein wichtiges Bauteil in unseren Bemühungen im Bereich der Nachhaltigkeit“, sagt Chefarzt Dr. Jochen Neßler. Und er freut sich, dass noch weitere Optimierungen angedacht sind. Klaus Keusemann verrät nämlich: „Filtersysteme für die Narkosegeräte sind bereits in Planung.“ (opm)