„Nachhaltigkeit darf nicht mehr teurer sein“

Beim 2. „Forum Zukunft Kreis Viersen“ von WFG und IHK stand die Kreislaufwirtschaft im Mittelpunkt.

Viersen-Dülken – Der Veranstaltungsort hätte kaum besser gewählt sein können: Durch die großen Fenster des VW-Zentrums Waldhausen & Bürkel in Viersen fiel der Blick auf das neue Kreisarchiv auf der gegenüberliegenden Straßenseite. „Wir als Kreis Viersen leben bei all unseren Bauvorhaben bereits die Idee der Kreislaufwirtschaft. Begonnen hat das mit dem Bau des Kreisarchivs, welches nach den Prinzipien der zirkulären Wertschöpfung geplant und gebaut wurde“, so Landrat Dr. Andreas Coenen. „Wir nutzen etwa gebrauchte Ziegelsteine, die bereits an anderer Stelle verbaut waren. Die Kriterien der zirkulären Bauweise wenden wir nun bei allen Neubauprojekten und Sanierungen im Bestand an und wollen damit andere motivieren, auch diesen Weg zu gehen.“

So waren die zahlreichen Gäste bestens eingestimmt auf das Thema des Abends: „Wie der Mittelstand die Kreislaufwirtschaft erobern kann“ lautete der Titel des zweiten „Forums Zukunft Kreis Viersen“. Auf Einladung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Viersen mbH (WFG) und der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein waren Unternehmerinnen und Unternehmer, Politiker und Verwaltungsfachleute gekommen, um neue Impulse zu erhalten und sich über dieses wichtige Zukunftsthema auszutauschen.

Impulse vom Startup-Gründer

Nach einem kurzen Einstieg ins Thema mit Landrat Dr. Andreas Coenen und IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz bat Moderator Ludger Kazmierczak den Keynote Speaker Kilian Kaminski auf die Bühne. Der gebürtige Hamburger ist einer der drei Co-Founder von refurbed, dem am schnellsten wachsenden Online-Marktplatz für erneuerte Produkte wie Smartphones, Tablets, Kaffeemaschinen etc. in Deutschland und Österreich. 2014 begann seine Karriere bei Amazon, wo er zuletzt als Leiter des Amazon Certified Refurbished Program und New Key Account Manager für die größten Elektronikhändler bei Amazon Deutschland tätig war. Kaminski ist zudem Vorstandsmitglied der European Refurbishment Association in Brüssel.

Der Startup-Gründer, Jahrgang 1990, zeigte in seinem ebenso informativen wie unterhaltsamen Vortrag Wege auf vom linearen Wirtschaftssystem hin zur Circular Economy. Dabei ging es ihm nicht allein um optimistische Visionen einer noch recht fernen Zukunft. Kilian Kaminski wurde ganz konkret – Beispiel Smartphone: „In Deutschland werden Smartphones im Schnitt alle 1,8 Jahre ausgetauscht, obwohl sie problemlos fünf bis sechs Jahren halten.“ Und die „alten“ Handys würden meist nicht einer sinnvollen Weiterverwertung zugeführt: „Geschätzt liegen in Deutschland 200 Millionen Smartphones ungenutzt in irgendwelchen Schubladen. Und damit auch wertvolle Rohstoffe wie Gold, Silber, Kupfer und Kobalt.“ Kaminskis Unternehmen bietet dazu eine Alternative.

Großen Wert legte der Gastredner darauf, dass vor allem kleine und mittlere Unternehmen die Transformation nicht nur als extrem kosten- und personalintensive Herausforderung begreifen, sondern vielmehr als Chance für den künftigen Erfolg. „Man muss nicht von heute auf morgen das gesamte Unternehmen umkrempeln. Es geht darum, einen Startpunkt für den nachhaltigeren Weg zu finden.“ Was die Komplexität des Themas betrifft, machte Kilian Kaminski den Anwesenden Mut: „Ich selbst hatte anfangs überhaupt keine Ahnung von Kreislaufwirtschaft.“ In der anschließenden Diskussion schilderten Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem Kreis Viersen ihre Erfahrungen und stellten auch kritische Fragen an den Gast, etwa zum Thema Regulatorik. „Wir brauchen Rahmenbedingungen, aber keine Überregulierung“, so Kaminskis Meinung. Seine vielleicht wichtigste Botschaft des Abends: „Wir müssen es irgendwie schaffen, dass nachhaltige Produkte auf breiter Ebene nicht mehr teurer sind als die nicht nachhaltigen.“

Region auf einem guten Weg

Jürgen Steinmetz betonte, dass die Wirtschaft in der Region in Sachen Nachhaltigkeit bereits auf einem guten Weg sei: „Unsere Umfragen belegen: Mehr als zwei Drittel der Unternehmen haben bereits konkrete Maßnahmen zur Treibhausgasreduzierung getroffen.“ Rund 60 Prozent der Betriebe haben in den vergangenen fünf Jahren ihre Klimaschutzinvestitionen erhöht. Angesichts der derzeit schwierigen Lage der Wirtschaft seien weitere konjunkturelle Impulse dringend notwendig – auch im Sinne der Nachhaltigkeit. Steinmetz: „Ich hoffe, dass wir noch im März ein Wachstumschancengesetz kriegen, das für vereinfachte Abschreibungsregeln bei Investitionen sorgt. Das fördert dann auch Klimaschutz- und Kreislaufwirtschaftsprojekte.“

„Kilian Kaminski hat noch einmal deutlich gemacht, welch enormes Potenzial im Schließen von Stoffkreisläufen liegt. Eine nachhaltige Erhöhung der Wertschöpfung schont Klima und Ressourcen, schafft neue Arbeitsplätze und erhöht die Steuereinnahmen – sie ist also ein Gewinn für uns alle“, so WFG-Geschäftsführer Dr. Thomas Jablonski. (opm)

Keynote Speaker Kilian Kaminski (2.v.r.) war aus Wien an den Niederrhein gekommen. Begrüßt wurde er von Landrat Dr. Andreas Coenen, IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz und WFG-Geschäftsführer Dr. Thomas Jablonski (v.r.). Foto: IHK Mittlerer Niederrhein

3 Kommentare

  1. Nachhaltig sind nur ein Wald, Felder, Wiesen und keine noch so in Hochglanz Broschüren angepriesene Bauwerke. Nur vom Feinsten vom Bürger bezahlt für spezielles Klientel. Es wird geschwafelt von Klimaerwärmung, das jetzt politisch korrekt Klimaveränderung heißt. Von Starkregen Ereignissen aber in halb Viersen werden nur noch Böden versiegelt und wenn sich der Regen seinen Weg sucht, muss es das Klima sein und nicht die Verantwortlichen in Kreis und Stadt. Wo schafft ihr adäquaten Ersatz für versiegelten Böden? Was wurde und wird Geld rausgeschmissen für E- Mobilität, Windkraftanlagen, Wärmepumpen und Solaranlagen und nach wie vor ist die Gefahr von Brownouts oder Blackout so hoch wie noch nie. Gut das es Atomstrom aus den Nachbarländern gibt, der dem Verbraucher als grüner oder Ökostrom verkauft wird.Keine 3% der Neuzulassungen in Deutschland sind E-Autos aber Millionen werden auch in Viersen für eine überdimensioniert Ladeinfrasruktur ausgegeben für ein Randgruppe von Nutzern. Es wird von Elektrogeräten geredet und heute wird in den Wirtschaftnachrichten gemeldet, das wir im Elektomüll ersticken. Im Handelsblatt wird berichtet das Eigentum in der Nähe von Windkraftanlagen 8% Wertverlust erleiden ob die sich drehen oder nicht wie an der Boisheimer Nette. Und argumentiert wird mit der großen Lüge das der so geringe Anteil von Treibhausgasen in der Atmosphäre das Klima verändern würde. Und ès wird breit gegrinst und sich auf die Schultern geklopft ,weil bezahlen tut das der Bürger der nicht weiß wie er finanziell sein Eigenheim Wärmepumpen tauglich machen soll. So 100.000€ braucht man um das Haus so zu renovieren damit eine Wärmepumpe überhaupt erst Sinn macht. Faszinierend finde ich immer die Dülkener Seenplatte neben und gegenüber des Kreisarchiv bei mäßigen Landregen. Ich habe fertig.

    1. Ich frage mich gerade, ob es überhaupt möglich gewesen wäre, noch mehr Fake News, hohle Phrasen, Halbwahrheiten und rechtspopuplistisches Geraune in einen Kommentar zu packen.

      Eher nicht.

  2. Ruhe ist schön, aber die wird halt immer zerstört wie die Nachhaltigkeit, weil da wer ist der andere Meinungen kostenlos als Fake News ab tut. Der Argumente die nicht ins eigene Weltbild passen als hohle Phrasen, Halbwahrheiten oder RECHTSPOPOLISTISCHES Geraune betitelt. Und Es ist wieder da und das hat wohl sehr viel Überwindung gekostet sich zu bremsen. Und Imke Dentzer möchte ich sagen: “ Wir brauchen gar keine Opposition, wir sind doch alle schon Demokraten“. Schön das das alte Zitat von den getroffenen Hunden noch immer Gültigkeit hat.

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