Pokémon Go-Serie: Stolpersteine – Gegen das Vergessen

Viele der Stolpersteine, die der Künstler Gunter Demnig in Viersen verlegt hat, gehören ebenfalls zur Pokémon Go-Welt. Die Stolpersteine erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus, die in Viersen lebten. Der Künstler selbst sieht die Verbindung seiner Werke mit der virtuellen Welt als geschmacklos an.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Pokémon-Go-Fan Mila (14)

Viersen – Bei Stolpersteinen scheiden sich die Geister. Während die einen das Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus eingearbeitet in die Bürgersteige als unwürdig ansehen, ist für ein besonderes Zeichen, denn die Stolpersteine fallen auf und werden beachtet. Ebenso, wie sich hier Meinungen spalten ist es auch mit der Verbindung als Pokémonstop. Der Künstler Gunter Demning selbst sagte hierzu dem WDR: „Ich finde es einfach geschmacklos, was der Spielehersteller da macht. Irgendwo muss eine Grenze sein.“

„Dabei möchte er mit seiner Kunst den NS-Opfern, die in den Konzentrationslagern zu Nummern und getötet wurden, ihren Namen zurückgeben“, so Pokémon Go-Spielerin Mia. Sie sieht die Stolpersteine, die mit Füßen getreten werden, eher kritisch. „Wir haben in der Schule darüber geredet und viele meiner MitschülerInnen wäre eher für eine ehrvollere Gedenkstätte in Viersen. Doch das ist hier nicht das Thema. Ich bin der Meinung, dass die Steine durch die Pokéstops viel mehr Aufmerksamkeit durch meine Generation erhalten, die sich immer weniger mit dem Vergangenen identifizieren und so auch dem Vergessen entgegengewirkt werden kann.“

Deshalb hat Mila in ihrer Reportage einen dieser Stolpersteinpunkte in Viersen ausgewählt. Das Thema müsse immer wieder in den Blick gerückt werden, aber auch die positive Verbindung zwischen Vergangenheit und Moderne. Beispielhaft sollen das nun die Stolpersteine der Familie Simons, die in den Jahren 1941 und 1942 deportiert wurde. Zuvor wohnte die Familie Simons an der Großen Bruchstraße 40. Sie gehörten zu den über 3.000 Menschen aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf, die vom 27. Oktober 1941 bis 22. April 1942 mit Zügen weggebracht wurden.

Der Viersener Albert Simons wurde dabei zunächst vom 17.11.1938 bis zum 05.12.1938 in Dachau inhaftiert und dann am 27.10.1941 ab Düsseldorf in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Im Mai 1942 folgte die Deportierung in das Vernichtungslager Kulmhof, wo er einen Tag nach seiner Ankunft ermordet wurde. Im gleichen Monat wurde ebenfalls Emma Simons in Kulmhof ermordet. „Zwei Namen einer Familie, zwei Namen so vieler ermordeter Menschen innerhalb einer dunklen Zeit, die wir mahnend in Erinnerung behalten müssen.“ (Mila)


Was ist Pokémon Go? Willkommen in der virtuellen Spielewelt. Ziel der App auf dem Mobilgerät ist es, möglichst viele der Fantasiewesen in der ‚erweiterten Realität‘ zu fangen und zu trainieren. Grundsätzlich ist das Spiel kostenlos zu spielen, aber natürlich gibt es hier – wie so oft – einige kostenpflichtige Zusatzmöglichkeiten. Das muss aber nicht sein. Mila selbst spielt seit fast fünf Jahren und hat noch keinen Cent für ihr Hobby bezahlt. An den sogenannten Pokéstops erhalten die Spieler neben virtuellen Gegenständen, wie Pokébälle, Eier, Tränke & Co., auch Infos über die eigene Stadt. (nb)

Foto: Privatarchiv Josten/Screenshot Pokémon Go