Seit 1948 arbeiten die KG Uehllöeker und der Blindenverein zusammen, um einmal im Jahr den Blinden und Sehbehinderten zu Karneval ein paar Stunden im geselligen Beisammensein zu bieten. Und so war es auch in diesem Jahr, im vollbesetzten Saal von Haus Loers in Venn.
Bericht von RS-Redakteurin Marlene Katz | Fotos: RS-Fotograf H.-Josef Katz
Mönchengladbach – Der 1. Vorsitzende der KG Uehllöeker, Markus Weingartz, zog zusammen mit dem Präsidenten Tobias Brüggen, der Präsidentin Andrea Lingen sowie dem 1. Vorsitzenden des Blinden- und Sehbehindertenvereins, Rudi Hansen, zur Bühne.
Weingartz begrüßte alle Gäste und führte weiter aus, wenn Blinde und Sehbehinderte sowie die KG Uehllöeker sich treffen, dann kann es sich nur um eine Sitzung handeln.
Hansen übernahm das Wort und dankte den Eulen für die Einladung, der er gerne gefolgt war. Er lobte ganz besonders Rolf Gaden, der für das Programm zuständig war, mit den Worten: er macht es immer top.
Die Gesellschaft bestünde 8 x 11 Jahre und er sei beim Jubiläumsempfang dabei gewesen, eine ganz tolle Veranstaltung in der Volksbank Mönchengladbach und das Programm sei wie immer gut gewesen.
Auch Brüggen sowie Andrea Lingen begrüßten alle ganz herzlich und fanden es schön, wieder hier sein zu dürfen. Sie waren begeistert von den schönen Kostümen und den lachenden Gesichtern. Alle hätten jetzt schon Spaß und man freue sich auf den Abend mit ihnen.
Wie immer ist es üblich, dass die Sitzung mit den Eulen-Kids beginnt und zwar mit der Kinder- und Jugendgarde der Gesellschaft. Es war ein tolles Bild und über Nachwuchs braucht die KG sich keine Sorgen zu machen.
Die Kids legten alles in die Tänze, was der Trainer ihnen in den letzten Monaten beigebracht hat. Sei es Radschlagen, Pyramide, Stippeföttche oder Spagat.
Bei der Gesellschaft ist es üblich, wenn Kinder ein Jahr in der Tanzgarde sind, bekommen sie den Gardeorden. In diesem Jahr waren es acht an der Zahl. Außerdem erhielten die Kleinen jeweils den Jubiläumsorden der Gesellschaft, da sie beim Empfang, der spät abends stattfand, nicht dabei sein konnten. Ebenfalls erhielt der Betreuer den Orden.
Dann wurde die erste Rednerin des Abends, die im ländlichen Bereich tätig sei, angekündigt und zwar „Kuhstall Liesel“.
Sie erzählte aus ihrem Leben und zwar, dass sie frisch aus dem Kuhstall gekommen und 40 Kühe gemolken habe. Dann musste sie erst einmal unter die Dusche. Als sie hörte, dass ihre göttliche Zuteilung durch die Tür reingekommen war, rief sie ihm zu: ich bin der Dusche, so wie Gott mich geschaffen hat, worauf seine Antwort kam: nur dicker.
Dann erzählte sie, dass ihr Mann Herbert im Krankenhaus sei und wie es dazu gekommen ist. Sie sei daran schuld. Als sie vom Einkaufen zurückkam, lag ihr Mann in der Scheune auf einem Rollbrett unter dem Trecker. Er hatte eine kurze Hose an, der Hoppeditz lugte hervor und sie habe dann den Familienschmuck in die Hose eingeräumt. Etwa eine Stunde später hörte sie von den Hühnern ein wildes Gegacker und lief nach unten. Ihr Mann hatte sich bei ihrem Gefummel erschrocken, war mit dem Kopf gegen den Trecker geknallt, wurde ohnmächtig und ist dann auf dem Brett über den Hof bis in den Hühnerstall gerollt.
Sie habe dann sofort den Krankenwagen gerufen, der ihren Mann zum Bethesda brachte und versprochen, mit dem Taxi nachzukommen, was auch geschah. Leider hatte sie kein Geld dabei und der Taxifahrer bot ihr an, mit ihr in den Stadtwald zu fahren und dort zu schmusen, oder aber sie müsse singen.
Als sie ihren Mann auf dem Zimmer besuchte, hat sie es ihm natürlich erzählt. Seine Frage war dann: was hast du gesungen, worauf sie entrüstet antwortete: du liegst hier im Krankenhaus, da hatte ich keine Lust zu singen.
Dann noch eine kleine Episode aus ihrem phantastischen Vortrag. Sie hatte sich in einem Erotik-Shop einen gelben BH, einen gelben Tanga und einen gelben Umhang (Negligee) gekauft. Abends habe sie sich mit Öl eingerieben, die Sachen angezogen und sei zu ihrem Mann ins Wohnzimmer gegangen. Als er sie sah sprang er auf und meinte: ich habe vergessen die Gelbe Tonne rauszusetzen.
Das war nur ein kurzer Auszug aus dem tollen Vortrag, bei dem kein Auge trocken blieb.
Max Engels, seit 2015 als Solist unterwegs, brachte den Saal mit den Liedern von den Bläck Fööss, Brings, Kasalla, Miljö und den Paveier so richtig in Stimmung.
Dann war es endlich soweit. Die Prinzenpaare der Stadt Mönchengladbach waren angetreten und zogen unter Jubel in den Saal ein.
Brüggen stellte sie einmal vor und zwar das Kinderprinzenpaar Niklas und Hanna. Hierzu muss man sagen, dass Hanna seine Tochter und er mächtig stolz auf sie ist. Begleitet wurden sie vom Hofmarschall Hajo Hering. Auch das Prinzenpaar Jost und Elke hatten ihren Hofmarschall Christian Ernst und den Adjutanten Dieter Lichtenhahn dabei.
Prinz Jost fand es ganz toll bei der Familie zu sein und in diesen Kreis aufgenommen wurden. Auch war es für ihn phantastisch, dass die Gesellschaft seit vielen Jahren eine Sitzung für Blinde, Sehbehinderte und sonstige Menschen abhält. Weiter führte er aus, dass es das „alte“ Prinzenpaar und das „junge“ Prinzenpaar für die Stadt gäbe, damit das einmal klar sei.
Prinzessin Elke war ebenfalls begeistert ein Teil dieser Sitzung zu sein. Da einige Menschen sie nicht richtig sehen könnten, erklärte sie kurz, wie der Prinz aussehe. Er trägt weiße Strumpfhosen, die er auch alleine anziehen kann. Weiter eine Pumphose, fünf blaue Federn auf seiner Mütze, er trage eine Brille und einen Schnurrbart.
Sie trage weiße Handschuhe, ein blau-weißes Ornat und wer das einmal anfassen möchte, könne dies gerne tun.
Niklas fand die Sozialsitzung etwas ganz schönes und Karneval sei die Zeit zu feiern, egal wie der Mensch aussehe oder beschaffen sei.
Hanna erklärte dann den Gästen, dass sie genauso aussehen würden wie das große Prinzenpaar, nur etwas jünger und kleiner.
Da sich der Zeitplan etwas nach hinten verschoben hatte, wandte Hanna sich an ihren Vater und meinte: Papa, du hast den Zeitplan nicht eingehalten, aber ich muss immer pünktlich zur Schule. Jahrelang habe sie als Mariechen hier auf der Bühne gestanden und jetzt als Prinzessin. Zu Karneval gehöre das Schunkel und das Feiern und darum liebe sie diesen auch so.
Nach ihren jeweiligen eigenen Sessionsliedern sangen die „Jungen“ und die „Alten“ ihr gemeinsames Lied „Döpp Döpp Döpp wir sind die Prinzenpaare von Gladbach.
Auch Rudi Hansen machte den Prinzenpaaren seien Aufwartung und folgte dem Wunsch der Prinzessin, das Ornat einmal anzufassen. Geschenke für die Prinzenpaare hatte er auch im Gepäck und zwar für Niklas und Hanna Süßigkeiten und eine Eintrittskarte für einen Kinobesuch.
Für Prinzessin Elke gab es Blumen und Prinz Jost erhielt das Blinden-ABC sowie eine Blindenlektüre.
Der nächste Redner war mit seiner Harley Davidson vorgefahren und zwar Manni der Rocker.
Er begann damit, dass er mitten im Umzug stecke, denn er habe eine neue Wohnung gefunden und man sicherte ihm zu, dass er drei Monate mietfrei wohnen könne, aber so lange wollte er nicht bleiben. Diese bestand aus 35 qm und hatte sechs Zimmer. Nur die Nachbarn waren nervig. Nachts um 3.30 Uhr klingelten sie Sturm, aber er konnte die Bohrmaschine nicht aus der Hand nehmen.
Oder eine Nachbarin hatte mit 79 Jahren noch ein Kind bekommen. Er konnte das nicht glauben und wollte das Kind sehen. Hierauf meinte die Nachbarin, dann muss du kommen wenn es schreit, ich weiß nicht, wo ich es hingelegt habe.
Dann besuchte er einen Freund im Krankenhaus und lernte eine 94-Jährige kennen, die noch Klasse aussah. Sie erklärte ihm, dass sie am nächsten Tag heiraten werde und positiv in die Zukunft sehe. Auf die Frage, wie alt denn der Bräutigam sei erwiderte sie, der ist 22. Manni warnte sie und meinte, jeder Sexualakt kann doch zum Tode führen worauf die 94-Jährige erwiderte: wenn er stirbt, dann stirbt er halt.
Zum Schluss noch folgende Episode. Mannis Großeltern waren schon lange verheiratet, aber Oma war zum ersten Mal länger weg und so schrieb Opa einen Brief an sie. Dieser fragte dann Manni, schreibt man „Küsse“ mit einem oder zwei S, natürlich mit zwei S. Dann kam die Frage, schreibt man „Pimmel“ mit einen oder zwei M, natürlich mit zwei M. Als Opa dann zur Toilette musste, überlegte Manni nicht lange, er musste doch wissen, was sein Opa geschrieben hatte und er las: Küsse mit der Pimmelbahn oder soll ich dich mit dem Auto abholen.
Solch eine Rede kann man nur stückweise wiedergeben, man muss sie einfach gehört haben.
Für Stimmung im Saal sorgte dann Bianca, eine rheinische Frohnatur, die mit kölschen Liedern und Schlagern die Gäste zum Mitmachen motivierte.
Eine der Tanzgruppen der Großen Rheydter Prinzengarde, die GardeGirls, verzauberten das Publikum mit ihrem diesjährigen Tanz „Moulin Rouge“ und kam aufgrund ihrer Darbietung nicht ohne Zugabe von der Bühne.
Brüggen kündigte den letzten Programmpunkt an mit den Worten: ein schöner Abend neigt sich dem Ende, aber auch das Ende hat noch etwas Schönes und zwar Timo Schwarzdahl, ein junger Sänger, der den Saal noch einmal so richtig aufheizen wollte.
Er begann mit dem Lied „Für die Iwigkeit. Dann folgte sein selbst geschriebenes Lied, in dem 256 La-La-Las vorkamen und auch in Holland und Belgien ganz toll mitgesungen werden konnte. Weiter präsentierte er Kölner Karnevalslieder der verschiedensten Kölner Bands. Als Zugabe sang er noch einmal seine 256 La-Las, zusammen mit einem Gast aus dem Publikum.
Zum Schluss der Veranstaltung ergriff Rudi Hansen noch einmal das Wort.
Er dankte den Uehllöekern, deren Sitzungen er 32 Jahre beiwohnen durfte. Auch ging sein Dank an Rolf Gaden für das Zusammenstellen des Programms. Mit Tränen in den Augen erklärte er dann, dass er nach 32 Jahren als Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenvereins Schluss mache, den Uehllöekern natürlich verbunden bleibe.
Im Mai stünden Wahlen an und dann trete er offiziell zurück und wolle auch nicht mehr Vorsitzender oder Stellvertreter sein. Er lasse los und wünschte alles Gute.
Brüggen dankte dann allen die dort gewesen seien, die mitgemacht und den Künstlern zugehört hätten und dass man sich hoffentlich im nächsten Jahr in den gleichen Räumlichkeiten wiedersehen werde.
Die Eulen kümmern sich und halten alles zusammen und sie würden sich freuen, wenn sie Rudi Hansen im nächsten Jahr wieder begrüßten könnten und es sei versprochen, die Uehllöeker machen diese Sitzung weiter.
Damit ging eine wunderbare, stimmungsvolle Veranstaltung zu Ende.