Die Polizeiwagen reihten sich bereits am Alten Tierpark in Süchteln aneinander, als immer mehr Demonstranten am Samstag mit Bannern und Plakaten zusammenströmten. Die Gruppen „Omas gegen Rechts“ und „Die leise Mehrheit steht auf“ hatten aufgerufen für Demokratie, gegen Hass und Ausgrenzung die Stimme zu erheben, während im Weberhaus zeitgleich der Frühjahrsempfang des Afd-Kreisverbandes Viersen stattfand.
Von RS-Redakteurin Ebru Ataman
Viersen-Süchteln – Direkt mehrere AfD-Vertreter, die im Land- und Bundestag tätig sind, wurden in Süchteln zum Frühjahrsempfang des AfD-Kreisverbandes Viersen erwartet, weshalb die Gruppen „Omas gegen Rechts“ und „Die leise Mehrheit steht auf“ zu einer Demonstration für Demokratie, gegen Hass und Ausgrenzung eingeladen hatte. Zahlreich waren Teilnehmer aus der ganzen Region diesem Aufruf gefolgt, die bei einer friedlichen Lauf-Demo bis zur St. Clemens-Kirche gegen Rechtsextremismus eintraten.
„Wir wollen der AfD zu zeigen, dass sie nicht erwünscht ist und die Mehrheit der Menschen in unserer Stadt und diesem Land in einer offenen, respektvollen, bunten Demokratie leben möchten“, unterstrich die Gruppe „Omas gegen Rechts“ in ihrem Aufruf, der auch von den verschiedenen Rednern auf den Stufen der Kirche unterstützt wurde: „Demokratie ist etwas, das nicht immer automatisch da sein wird. Wir müssen uns erheben, wir müssen etwas dafür tun, dass sie bleibt.
Und es reicht auch nicht zu den Demos zu gehen, wir müssen auch in unserem Umfeld, Familie, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in der Schule für die Demokratie einstehen. Damit wir eine Katastrophe aufhalten, die gerade auf uns zu schwappt. Wir wollen keine Beschränkung der Meinungsäußerung, wir wollen keine Einschränkung des Streikrechtes, wir wollen keinen Abbau des Sozialstaates und wir wollen keine Deportationen.“ Der zustimmende Jubel aus der Menge hallte durch die Süchtelner Innenstadt und wurde sicherlich auch im Weberhaus gehört.
Draußen wurde das Mikrofon weitergereicht und wenn man den Blick schweifen ließ erkannte man Vertreter der Lebenshilfe Viersen, des Vereins Kreis Queersen, der Parents for Future – Kreis Viersen, der Gruppe Nie wieder, des Jugendzentrums EVVE, politische Vertreter und viele andere.
„Zukunft verpflichtet“, so David Nethen, Vorsitzender Kreis Queersen e. V. „Der Kreis Queersen setzt sich für die statistisch 10 Prozent Menschen ein, die einen queeren Hintergrund mit sich bringen, das sind im Keis Viersen 30.000 Personen. Manche trauen sich zu sprechen, andere leider nicht und genau diesen Menschen möchten wir eine Stimme verleihen.
Als ich als queere Person mit einer Einwanderungsgeschichte in den Abendnachrichten von dem was in Potsdam in einem Hinterzimmer ausgekaspert wurde erfuhr, erwischte ich mich dabei mir genau diese Gedanken zu machen, die sich auch die jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen in den 30er-Jahren gemacht haben. Ist das denn ein Land, das ich dann künftig meine Heimat nennen kann oder ist das ein Land, das ich dann künftig meine Heimat nennen darf, und es traf mich und meinen Mann schwer.
Wir haben dann überlegt was wäre wenn. Ja ich bin 2008 stolz Deutscher geworden, aber ich müsste denn in meine Heimat die USA zurück, mein Mann würde in ein Lager gesteckt. Unsere drei Kinder, die wir heute als queeres Paar haben dürfen, würden uns entrissen, weil man mit diesem Familienbild nicht einverstanden ist. Und das ist entsetzlich. Es kann nicht sein, dass man das Leben so vieler Menschen einfach tiefgreifend beenden will.“ Es soll nicht nur eine weitere Demo gegen Rechts bleiben, viele sollen folgen für den Erhalt der Demokratie, da war man sich einig. (ea)
Ne, hier gibt es keine Kommentare mehr. Wir müssen uns nicht beschimpfen oder drohen lassen, nur weil wir über eine Demo für Demokratie … berichtet haben. „Schwurbler“ und Rechts- sowie Linksextreme haben hier keinen Platz, sucht euch ein anderes Medium.