In der Woche nach dem ersten Advent trafen sich die Tänzerinnen der Tanzgarde Alt Viersen 2020 e.V. zum Plätzchen backen bei ihrer Jugendschutzbeauftragten Birgit Hunziger für die kommende Weihnachtsfeier. Hierbei warfen sie einen persönlichen Rückblick auf das 18. Niederrheinische Garde- und Schautanzfestival, welches am ersten Dezembersamstag in der Albert-Mooren-Halle in Grefrath/Oedt stattgefunden hat.
Von Birgit Hunziger – Jugendschutzbeauftragte der Tanzgarde Alt Viersen 2020 e.V.
Viersen/Grefrath – Schon 18. Mal hat die KG Narrenzunft Kempen unter der Leitung von ihrem Vorsitzenden Norbert Van der Rydt das Niederrheinische Garde- und Schautanzfestival ausgerichtet. Im Sommer 2004 trafen sich Irene und Klaus Härtel, Fritz le Riche, Detlef und Gerda Kurze, Norbert und Judith van de Rydt in der Albert-Mooren-Halle in Grefrath-Oedt, um den damaligen Pächter zu fragen, ob sie in seinen Räumlichkeiten ein Tanzturnier ausrichten dürften – an jenem Tag gründete sich aus diesen Personen die KG Narrenzunft Kempen. Am 20. November 2004 ging dann, in Zusammenarbeit mit dem Garde- und Schautanzsportverband Nordrhein-Westfalen, das „1. Niederrheinische Garde und Schautanzfestival“ mit 24 Vereinen und 76 Tänzen erfolgreich über die Bühne. Seitdem findet das Tanzfestival jedes Jahr an dem Samstag vor dem 1. Advent in Oedt statt. Nur 2020 und 2021 musste es Corona-bedingt leider ausfallen.
2023 traten unter anderem Vereine aus Viersen, Nettetal, Kleve, Duisburg, Bottrop, Oberhausen und Eschweiler an. Die weiteste Anreise hatten die Kerbricher Funken aus Kirchberg im Hunsrück und zur Siegerehrung der Schülerklasse (6-12Jahre) war sogar das Kinderprinzenpaar Prinz Jonas II. und Prinzessin Nele I. aus Bottrop angereist.
Die Besonderheit bei diesem Freundschaftsturnier ist, dass nicht nach den strengen Regeln der großen Dachverbände getanzt wird, damit jeder die Chance hat an diesem Turnier teilzunehmen. So bekommen auch Neulinge wie die Tanzgarde Alt Viersen 2020 e.V. einmal die Möglichkeit zusammen mit Landes- Deutsche- und Europameister auf einer Bühne zu stehen. Für die meisten der Tänzerinnen der TAV 2020 das allererste Turnier in ihrem Leben.
Beim Plätzchen backen sehen sich die Mädchen zum ersten Mal nach dem Turnier wieder, und haben die Möglichkeit mit ein paar Tagen Abstand ihre Erfahrung auszutauschen.
„Die meisten Mädchen waren sehr aufgeregt. Bei einer Tänzerin konnte man sehen, dass sie so aufgeregt war, dass ihr schwindelig war. Nachdem der Tanz beendet war, ist sie schnell von der Bühne gerannt, weil sie sich vor Aufregung übergeben musste. Es hat mich sehr beeindruckt, dass sie trotzdem ihren Tanz zu Ende getanzt hat“, sagt die 17-jährige Angelina, die in diesem Jahr auch ihren ersten Auftritt mit viel Nervosität gemeistert hat, bewundernd.
Jule (13), Emely (14) und Janina (14), die schon länger dabei sind und Bühnen Erfahrung haben, erzählen, dass sie selbst nach all den Jahren auch immer noch sehr aufgeregt sind, wenn sie auf die Bühne gehen. „So ein Turnier ist da aber noch mal was ganz Besonderes“, legt die 13-jährige Jule nach. „Bei manchen anderen Tänzerinnen hatte ich den Eindruck, dass für die ein Turnier irgendwas Alltägliches ist. Aber für uns war das was Besonderes und wir haben am Ende vor Freude und Erleichterung geweint und uns umarmt.“
Zur Freude hatten die Mädchen der Tanzgarde alt Viersen 2020 e.V. aber auch allen Grund.
Sie haben in ihrer Kategorie „Gardetanz mit Hebefiguren in der Jugendklasse“ den ersten Platz erreicht.
Dass sie die einzige Garde waren die mit Hebefiguren angetreten sind, findet die 14-Jährige Emely total in Ordnung. Auch das eine der Hebefiguren nicht ganz so funktioniert hat, weil eine Tänzerin abgerutscht ist, ist nicht wirklich aufgefallen. „Das müssen die anderen ja gar nicht wissen“, ist Emelys Meinung dazu. „Die meisten Tanzgarden nehmen für ein Turnier ihre Hebefiguren raus, weil es zu Punktabzug kommt, wenn die Hebefiguren nicht funktionieren. „Alleine dafür haben wir den ersten Platz schon verdient, weil wir den Mut hatten mit Hebefiguren anzutreten.“ Der Meinung ist auch die 13-jährige Hannah: „Wir hätten auch den ersten Platz gemacht, wenn noch viele andere Garden mit Hebefiguren angetreten wären.“ Dabei klingt sie selbstbewusst und auf die Frage, ob sie beim nächsten Turnier wieder dabei sein will, kommt spontan die Antwort: „Auf jeden Fall.“
Da sind sich die Mädchen einig, beim nächsten Turnier sind wir wieder dabei, auch wenn einige noch nicht ganz so selbstsicher sind.
„Ich hatte ein bisschen Angst Fehler zu machen“, gibt die 15-jährige Katharina zu. Das bestätigt auch die 18-jährige Fiona: „Wo ich vor der Bühne stand, dachte ich, ich kippe um.“ Jana-Sophie, 12 Jahre alt, aber schon einige Jahre Bühnenerfahrung, erzählt: „Ich war voll aufgeregt, ich konnte mich kaum zusammenreißen, meine Beine haben die ganze Zeit gezittert.“
Nervös war auch die 18 Jahre junge Trainerin Amelie Hunziger. Sie trainiert nicht nur die Mädchen, sondern tanzt auch selbst in der Choreografie mit. Da schlagen dann zwei Herzen in ihrer Brust. „Als Trainerin habe ich immer versucht, meine Mädels zu beruhigen und denen klarzumachen, dass das nicht schlimmes ist. Und jeder tanzt hier und eigentlich haben alle nur Spaß. Als Tänzerin war ich aber auch nervös. Ich mache schließlich auch manchmal Fehler beim Tanzen.“ Ihre Strategie die Mädchen zu beruhigen, ging aber auf. „Amelie hat mich ganz toll beruhigt“, sagt Fiona. „Ich war mir nicht so sicher ob ich es schaffe auf das Siegerpodest zu steigen vor lauter Nervosität, aber dann ging es doch, dank Amelie.“
„Und als wir auf der Bühne standen, musste ich die ganze Zeit Lächeln, weil es so ein tolles Gefühl war“, ergänzt Katharina. Das kann Fiona bestätigen: „Ja, sobald die Musik losgeht, geht es einem sofort besser“, aber dann gab es noch mal einen nervösen Punkt. „… es war ein Herzrasen auf der Bühne zu stehen und zu warten wann man aufgerufen wird, welchen Platz wir haben, aber die Nervosität hat sich ausgezahlt und das ewige Üben“, fügt die stellvertretende Teamkapitänin Fiona noch hinzu. Überhaupt nicht aufgeregt war hingegen die 12-jährige Lilly, die schon seit vielen Jahren in verschiedenen Tanzgruppen tanzt. „Ich fand es sehr chillig und war irgendwie null aufgeregt. Die anderen Garden fand ich auch sehr toll. Am besten fand ich die Solomariechen, weil es so ein kleiner Traum von mir ist.“
Da sind sich die Mädchen einig. Die Solomariechen sind schon toll. Aber noch toller, findet Fiona, dass in einer der jüngeren Garden auch ein Junge mitgetanzt hat.“ Das war echt faszinierend, weil man das sonst ja kaum sieht.“
Die Tanzgarde Alt Viersen hätte gerne eine Handvoll Jungs dabei, aber leider ist das genau das Alter in dem die meisten Jungs das Tanzen leider peinlich finden oder lieber Fußball spielen.
Die beiden 14 Jahre alten Mädchen Jana und Samantha fielen leider für das Turnier wegen Verletzung aus. „Als ich mich am Tag vor dem Turnier verletzt habe, war ich sehr traurig, da ich mich sehr aufs Turnier gefreut hatte. Aber ändern konnte ich es nicht. Ich beschloss aber trotzdem zum Turnier zu kommen, um sie alle zu unterstützen. Ich war traurig, dass ich nicht mit auf der Bühne war. Aber ich bin sehr stolz auf die Mädels“, berichtet Samantha.
Und auch Jana ist stolz auf ihre Mädels: „Für mich war das Turnier toll, auch wenn ich nicht mittanzen dürfte wegen einer Verletzung am Sprunggelenk, aber ich wusste das die Mädels das rocken werden und sie haben es geschafft und den ersten Platz geholt. Natürlich habe ich innerlich mitgetanzt.“
Marie ist mit 11 Jahren die jüngste im Team und hatte auch vorher noch keine Bühnenerfahrung. Sowohl Mama Michaela als auch die Trainer Marcus und Amelie haben Anfang des Jahres noch nicht geglaubt, dass das schüchterne kleine Mädchen überhaupt jemals eine Bühne betreten wird. Aber sie hat alle völlig überrascht. Die ist „Ein Bühnenfloh“ und „eine Rampensau“, da ist man sich mittlerweile einig. Von Nervosität merkt man als Außenstehender bei der kleinen Marie nichts. „Ich hatte Angst, aber auf der Bühne ging die Angst sofort weg“, sagt sie selbstbewusst. Und sie war stolz, dass sie als jüngstes Mitglied mit auf das Siegertreppchen durfte.
Lob gab es auch von der stellvertretenden Vorsitzenden Tanja Adrion und der Kassiererin Christiane Münster sowie von der Jugendschutzbeauftragten Bianca Buschhausen. Bianca hat immer ein besonderes Auge auf die Mädchen. Aus ihrer Sicht ist alles super gelaufen.
„Die Mädels waren ja schon im Vorfeld sehr aufgeregt da sie nicht wussten was auf sie zukommt. Die Aufregung wurde von Minute zu Minute größer. Trotzdem haben sie in der ganzen Hektik auf engsten Raum die Ruhe bewahrt Jeder hat auf jeden geschaut. Die Aufregung haben sie sich nicht anmerken lassen und sie haben ihr Programm durchgezogen. Als es vorbei war, sah man ihnen die Erleichterung an. Alles hat funktioniert und keiner ist in Ohnmacht gefallen.“ Zum Glück!
Nur der Vorstandsvorsitzende Marcus Hunziger stand an diesem Tag für die Mädchen nur kurz zur Verfügung. Er gehörte in diesem Jahr zum ersten Mal zur Jury und hatte seinen festen Platz, um die Fähigkeiten der 39 angetretenen Tanzgruppen zu bewerten – was natürlich nicht für die eigene Tanzgarde galt. Diese kurze Gelegenheit nutzte er aus um seinen Jury-Tisch zu verlassen und seinen Tänzerinnen alles Gute zu wünschen. Mit ihm in der Jury saßen dieses Jahr Daniela Rütten (Tanzgruppe Let’s Dance), Julia Saborowski (Dance Passion Kevelaer), Ulrike Gasperina-Hauschild (1. Ruhrorter KG „The Lollipops“), David Goyens-Pick& Ruwen Goyens (beide Stagedream Academy) und Mike Zielke (Prinzengarde Oppum). Für Marcus Hunziger das erste, aber sicherlich nicht das letzte Mal in der Jury. „Es war eine wundervolle Erfahrung und ich habe größten Respekt vor der Leistung aller Teilnehmer, weil ich weiß wieviel Arbeit, Schweiß und Zeit man dafür aufbringen muss. Ich freue mich auf nächstes Jahr“
Im nächsten Jahr wird das Freundschaftsturnier der Narrenzunft Kempen am 30. November stattfinden und so viel steht fest, der Termin ist fest im Kalender der Tanzgarde Alt Viersen 2020 e.V. eingetragen. (bh/opm)