Theatergruppe „Spot An“ spielte im ausverkauften Weberhaus

In den vergangenen Monaten hatte die in diesem Jahr neu gegründete Theatergruppe „Spot An“ im leerstehenden Netto-Markt an der Süchtelner Hochstraße engagiert geprobt. Die Arbeit und zahlreichen Stunden zahlten sich aus und wurden bei der Premiere des ersten gemeinsamen Stückes im Süchtelner Weberhaus mit begeisterten Standing Ovations belohnt.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Fotografin Rita Stertz

Viersen-Süchteln – „Hauptsache… Gesund!“ heißt das aktuelle Stück der Theatergruppe „Spot An“, welches in der vergangenen Woche im ausverkauften Süchtelner Weberhaus Premiere feierte. Geschrieben hat die gefragte Kreation Theaterleiter Timothy van Bergen, der auch die Theatergruppe selbst gegründet hat.

Seine Leidenschaft teilt er mit den Schauspielern und wer an der Süchtelner Hochstraße vorbeiflaniert, dem fällt schnell ein Schild am Proberaum der Gruppe auf. „Möge das Lachen, das hier entsteht, lange Zeit Süchteln erhellen – kam mir bei einer Probe in den Sinn“, so van Bergen. Für nicht wenige der Darsteller ist es die erste Theaterproduktion, weshalb von Bergen darauf achtete, dass sie ihre Persönlichkeit in Szenen und Figuren einbringen konnten.

Foto: Rheinischer Spiegel/Rita Stertz

Und das ist ihm begeisternd gelungen, wie sich schnell bei der Premiere des Stücks zeigte, welches von einer ausnehmend entspannten Atmosphäre im Publikum begleitet wurde. Hin und wieder klingelte leise ein Weinglas, als Elfi Tümmler-Musen aus dem Vorstand der Königsburg Süchteln und Timothy van Bergen die zahlreichen Gäste begrüßten, die nun wirklich jeden Stuhl in dem großen Saal besetzt hatten. So groß war die Resonanz, dass eigentlich noch mehr Karten verkauft werden hätten können – wie gut, dass es nicht die einzige Aufführung bleiben wird.

Möglich gemacht wurde das neue kunstvolle Highlight durch den Topf „Demokratie leben“ und als die Finanzierung fest stand, folgten dem ersten Aufruf 28 Interessierte von 23 Jahren bis 82 – eine bunt gemischte Truppe aus Venlo, Aachen, Dülken, Nettetal und Viersen.

„Es ist immer schwer mit Schauspielerin zu arbeiten die man nicht kennt, man kennt die Stärken und auch die Schwächen nicht. Bei dem Theaterprojekt lief es anders als man es kennt. Normal gibt es Rollen um diese mit Schauspielerin zu besetzen gebt es ein Casting/Vorsprechen, dabei stellt sich heraus wer was wie kann und wer zu welcher Rolle passt, dann wird besetzt“, erklärt Timothy van Bergen auf die Frage zu den Anfängen dieser Produktion.

„Aus den Gründen habe ich mich für diese Komödie entschieden und sie auf Süchteln umgeschrieben. Es ist nicht wie bei Shakespeare oder Tschechow, bei denen es fest gesetzte Charakter gibt, die keinen bis gar keinen Freiraum lassen um diese Figuren anders zu spielen, bietet die Komödie genau das: Bring deinen eigenen Charakter, deine Stärke und auch deine Schwächen mit in die Figur ein und erwecke die damit zum Leben.
Das vereinfacht die Arbeit für mich als Regisseur und für den Schauspieler eine Figur mit Leben zu füllen.“

Ein Beispiel der der Vater Hans, der von Ruud gespielt wird. Ruud ist Niederländer und hat einen niederländischen Akzent. „Da gibt es zwei Wege: A man verlangt klares Hochdeutsch, einen nordischen Seemann und verlangt von einem Hobby-Schauspieler zu viel und macht sich, dem Schauspieler und somit der ganzen Gruppe, das Leben unnötig schwer – oder B: Man nimmt das, was der Schauspieler mitbringt und baut es in die Rolle ein. Somit wurde aus einen nordischen Seeemann aus Hamburg, ein holländischer Seemann aus Roermond.

Foto: Rheinischer Spiegel/Rita Stertz

Zweites Beispiel: die Rolle der Mutter Dagmar. Marion hat Bühnenerfahrung im Bereich Tanz und Gesang, also wurde die Rolle der Mutter Dagmar zu einer eine Bankerin in Rente, zu einer lebensfrohen Schauspielerin im Ruhestand, die aber immer noch nicht die Beine still halten kann.
Zack erweckt man zwei geschriebene Rollen mit den Stärken seiner Schauspieler und kleinen Textänderungen zum Leben – indem man die Stärken des Schauspielers nutzt.

Als Leiter und Regisseur verbringt man sehr viel Zeit im Vorfeld die Fragen: Wo will ich hin, wie komm ich dahin und wie schaffen wir es als Team so gut wie möglich so vorzubereiten, das der Weg zur Antwort für alle Beteiligten einfach wird.
Ich komme aus der Musicalbranche. Musik war und ist und wird (Music was my first Love …) immer Teil meines Lebens sein, somit spielte die Musik auch hier eine wichtige Rolle. Musik ist die hörbar gemachte Seele, das sagte mir mein Dozent im Studium und er hat Recht. Das wollte ich auch in die Komödie einbauen. Die richtigen Lieder zum richtigen Übergang, zur richtigen Szene zum richtigen Gefühl. Von vorne rein stand für mich ein Lied fest: Johannes Oerding mit ‚An guten Tagen‘, dieses Lied musste zum Schlussapplaus laufen, denn die ganze Zeit über wird diskutiert, gestritten und Chaos verbreitet um das Thema ‚Was ist wenn‘ und die Antwort ist ganz einfach, egal was und wie es kommt eins ist klar ‚An guten Tagen – Gibt es nur hier und jetzt!‘.

Es soll zudem nicht das einzige Theaterstück bleiben – und da sich so viele für die Theatergruppe gemeldet hatten, für die nicht alle eine Rolle zur Verfügung stand, begann der Abend kurzerhand mit einem Sketch, den auch van Bergen geschrieben hat. Dirk Onnebrink, Anne Frieters, Francien Beckers, Angelika Franke und Dietmar Küllertz sorgten mit „Ich hätte gerne … ein Bier“ und den bekannten kleinen Problemchen in einer Ehe für die ersten Lacher.

Foto: Rheinischer Spiegel/Rita Stertz

Mit diesen geht es auch den Abend über weiter, denn mit „Hauptsache… Gesund!“ präsentiert „Spot An“ eine Familienkomödie, die nun wirklich jeden erreicht und in der sich jeder ein wenig wiederfindet. Gut, hoffentlich nicht beim Einspieler mit passender Leiche … obwohl, auch das war ein Theaterstück … Mehr wird aber nicht verraten, denn schließlich ist die Komödie im Januar direkt nochmals zu sehen und „gespoilert“ oder gar die Pointe vorweggenommen, nein, das geht nun nicht. Eins ist allerdings sicher: Es lohnt sich!

Wer neugierig ist, der sollte schnell sein, denn die nächste Aufführung am 13. Januar ist bereits wieder ausverkauft. Deshalb gibt es jetzt am Sonntag, 14. Januar, um 16:30 Uhr (Einlass 15:30 Uhr), einen Zusatztermin im Süchtelner Weberhaus. Karten sind zum Preis von 10 Euro im Fotoshop Gärtner (Hochstraße 40, Süchteln), Gabys Lädchen (Tönisvorster Straße 4, Süchteln) oder bei Blumeninsel Eichstädt (Rathausmarktgalerie, Viersen) erhältlich. (nb)

Foto: Rheinischer Spiegel/Rita Stertz