Von der Olive zum Olivenöl – Geschichte und Gegenwart des ewigen Baumes

Bereits seit dem 4. Jahrhundert vor Christus werden Olivenbäume als Nutzpflanzen angebaut. In Griechenland ist der Olivenbaum fest mit der eigenen, ursprünglichen Kultur verbunden und findet sich in der Mythologie und Religion wieder. 
Von RS-Redakteurin Sofia Papadopoulou

Griechenland – Mehrere hundert Jahre können die Bäume alt werden, die fest mit der griechischen Kultur verknüpft sind. Bereits Platon schrieb über den ewigen Baum, dessen Zweige den Siegern der Olympischen Spiele verliehen oder von Boten überbracht wurden, wenn über einen Waffenstillstand verhandelt werden sollte. Untermauert wird die Geschichte von versteinerten Olivenblättern, die auf der Insel Santorini entdeckt wurden und von Archäologen auf mehr als 50.000 Jahre geschätzt werden.

Beheimatet am Mittelmeer dauert es durchaus sieben Jahre, bis ein Baum den ersten Ertrag abwirft. Überhaupt wachsen Olivenbäume langsam, werden dafür jedoch mehrere hundert Jahre alt. Auf der Insel Kreta findet man einige der berühmtesten Exemplare, welche auf bis zu 4.000 Jahre geschätzt werden.

Auf der Insel Kreta findet man einige der ältesten Olivenbäume, welche auf bis zu 4.000 Jahre geschätzt werden. Foto: Rheinischer Spiegel

Mitte Oktober beginnt auf dem griechischen Festland die Olivenernte, die, je nach Anbaugebiet, bis in den Januar hinein andauern kann. Seit Jahrhunderten hat sich die Olivenöl-Herstellung nicht grundlegend verändert. Noch immer erfolgt sie mechanisch, wenn die ausgewählten Oliven nach der Ernte mit ihrem Kern gemahlen werden. Durch Pressen oder Zentrifugieren wird das Olivenöl im Anschluss von Fruchtfleisch und Kern getrennt. Welche Aromen sich im Öl entfalten hängt neben den Oliven zudem von dem Anbaugebiet und dem jeweiligen Klima ab.

Mittlerweile werden zwar ebenfalls Maschinen zur Ernte eingesetzt, traditionell werden die Oliven jedoch von Hand gepflückt oder fallende Früchte in Netzen aufgefangen. Häufig geht die Ernte mit einem starken Rückschnitt der Bäume einher, wodurch der Baum in der gewünschten Größe gehalten werden kann. Welche Erntemethode angewandt wird, hängt neben dem Reifegrad der Oliven – ob grün oder schwarz – von dem jeweiligen Anbau ab.

Während in Griechenland noch immer der traditionelle Anbau und damit die Handernte überwiegt, findet ebenfalls der Intensivanbau seinen Platz. Die in Reihen gepflanzten Bäume werden mit Erntemaschinen abgefahren. Das Abschlagen der Oliven, häufig mit einem begleitenden Transporter, geriet vor einigen Jahren in starke Kritik, da diese Methode eine große Gefahr für Vögel darstellt, die bei der Ernte millionenfach zu Tode kommen.

So ist der traditionelle Ernteprozess zwar langwieriger, allerdings auch schonender für Bäume und Tiere, zudem werden die Oliven nicht beschädigt – die beste Voraussetzung für eine spätere, gute Qualität des Öls. Foto: Rheinischer Spiegel

So ist der traditionelle Ernteprozess zwar langwieriger, allerdings auch schonender für Bäume und Tiere, zudem werden die Oliven nicht beschädigt – die beste Voraussetzung für eine spätere, gute Qualität des Öls. Die gepflückten und in den Netzen aufgefangenen Früchte werden in Kisten oder Säcken zu einer Olivenpresse transportiert. Hier werden sie auf einem Förderband nicht nur gewaschen, sie werden zudem von ihrem Beiwerk, wie beispielsweise Blättern, befreit.

Wo heute motorbetriebene Olivenpressen zum Einsatz kommen, war die Herstellung des Olivenöls in vergangenen Zeiten mühselig. Von Menschen, meist aber von Eseln wurden zwei Mühlsteine in Gang gesetzt, um die Oliven zu einer Paste zu verarbeiten. Die Steinpressung gilt noch heute als die hochwertigere Methode, da durch die Zentrifugierung Antioxidantien und Vitamine erhalten bleiben.

Auch deshalb gelten griechische Olivenöle weltweit als qualitativ hochwertig, lokale Sorten hat fast jedes Dorf zu bieten, die zu vielfältigen Produkten bis hin zu Seife weiterverarbeitet werden. Nach Italien und Spanien ist Griechenland der drittgrößte Olivenölproduzent der Welt und so ist es nicht verwunderlich, dass jährlich mehr als 200.000 Tonnen des flüssigen Goldes hergestellt werden. Rückstände der Produktion, die als Tresteröl oder Paste zurückbleiben, kommen als Tierfutterzusatz, Biokraftstoff oder Dünger zum Einsatz – und so wird der ewige Baum sicherlich auch in Zukunft einen festen Platz in der Geschichte haben. (sp)

Von Menschen, meist aber von Eseln wurden zwei Mühlsteine in Gang gesetzt, um die Oliven zu einer Paste zu verarbeiten. Foto: Rheinischer Spiegel