„Vor Ort ein Buch zu kaufen stärkt den gesamten lokalen Handel und unsere Innenstädte.“

Rund 4.000 Aussteller aus 95 Ländern finden in dieser Woche auf der Frankfurter Buchmesse zusammen, dem weltgrößten Marktplatz der Buch- und Verlagsbranche. Auch der Viersener Kater Literaturverlag ist mit einem vielfältigen Programm vertreten. Eine Messe mit Licht und Schatten.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Viersen/Frankfurt – Nach zwei Jahren Corona-bedingter Einschränkungen lockt die Frankfurter Buchmesse noch bis Sonntag erstmals wieder im gewohnten Format Literaturbegeisterte aus aller Welt an den Main. Rund 4.000 Aussteller aus 95 Ländern präsentieren ihr Buchprogramm, darunter auch der vor über zwanzig Jahren gegründete Kater Literaturverlag aus Viersen am Niederrhein. „Die Literatur braucht einen Austausch – sei es auf Messen, Lesungen oder in Buchclubs“, so Unternehmerin Iris Kater. „Miteinander über Bücher und ihre Inhalte zu sprechen bietet zudem den Raum für einen friedlichen, demokratischen Dialog.“

Im Mittelpunkt steht neben dem Gastland Spanien in diesem Jahr die Kunst des Übersetzens. Der fachliche Austausch und die Vernetzung sind auch für den Viersener Verlag von großem Interesse, der während des Lockdowns eine deutsch-griechische Reihe ins Leben gerufen hat und diese stetig erweitert. Aktuell in Arbeit ist eine kulturell signifikante Übersetzung des griechischen Dichters und Seemanns Nikos Kavvadias.

„Miteinander über Bücher und ihre Inhalte zu sprechen bietet den Raum für einen friedlichen, demokratischen Dialog“, unterstreicht die Viersener Unternehmerin Iris Kater. Foto: Rheinischer Spiegel

„Der Aufbau kultureller Beziehungen und Verstehen durch Literatur ist in den Grundsätzen unseres Verlages fest verankert. Durch die Übersetzung eines Buches werden Weltanschauungen, Lebensbilder und Ideen in eine andere Sprache transportiert, lassen eine Annäherung wachsen. Das Ziel ist allerdings nicht, dass Menschen ‚einfach nur‘ die Werke aus dem jeweils anderen Sprachraum lesen, wir möchten konkret Einsichten in andere Lebensentwürfe und Weltbilder geben“, erklärt die Viersener Verlegerin. „Umso mehr freuen wir uns, auf der Messe nicht nur griechische Übersetzungen vorstellen zu können. Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine war es für uns von Bedeutung auch das Werk ‚Irodiada und der Spiegel der Revolution‘ unseres ukrainischen Autors, Kunsthistorikers und Journalisten Alexander Apalkow einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.“

Durch die breiten Gänge schlendern zahlreiche Besucher, bleiben gerne auf ein Gespräch mit dem Verlag vom Niederrhein stehen. Insbesondere die neue Rezeptbuchreihe hat es vielen angetan. Offiziell dem Handel vorgestellt wurde am Mittwoch bereits der zweite Titel der Food-Bloggerin Sofia Papadopoulou mit griechischen Genüssen. Beim Durchblättern fällt auf, dass dieser keine farbigen Fotografien enthält. Preislich sei das Buch für die Leser mit Farbseiten momentan einfach zu teuer geworden, denn auch die Buchbranche ist von steigenden Energiepreisen infolge des Kriegs gegen die Ukraine betroffen. Darüber hinaus setzen die Verlage zudem die stark gestiegenen Preise für Papier unter Druck. Der Börsenverein des deutschen Buchhandels hat es in den vergangenen Tagen passend zusammengefasst: „Starker Kostendruck gefährdet gesellschaftlichen Auftrag der Buchbranche.“ Steigende Energiekosten, Ressourcenengpässe und eine spürbare Kaufzurückhaltung lasten auf jeder Branche. Buchhandlungen rechnen mit einem Anstieg der Energiekosten von bis zu 300 Prozent, für Verlage ist der Kostenfaktor im laufenden Jahr für Druck und Produktion bereits um rund 50 Prozent angestiegen – ein Ende ist dabei noch nicht in Sicht.

Der Börsenverein des deutschen Buchhandels hat es in den vergangenen Tagen passend zusammengefasst: „Starker Kostendruck gefährdet gesellschaftlichen Auftrag der Buchbranche.“ Foto: Rheinischer Spiegel

„Der Buchhandel leidet unter der geringen Frequenz in den Innenstädten und dem schlechten Konsumklima“, so Iris Kater, die auf der Messe täglich Gespräche mit Buchhändlern führt. Viele wissen nicht, ob sie im nächsten Jahr noch ihre Türen offenhalten können. „Mittlerweile war der September der fünfte Monat mit Umsatzrückgängen in Folge für den Buchmarkt, besonders stark davon betroffen ist der Buchhandel vor Ort.“
Das Statistische Bundesamt unterstreicht die Fakten. Zwar sei der Umsatz im Internetbuchhandel gestiegen, der Sortimentsbuchhandel hat dagegen, wie auch bereits 2020 und 2021, Umsatzeinbußen verzeichnen müssen.
So war der stationäre Buchhandel im Jahr 2021 mit einem Umsatz von 3,8 Milliarden Euro und einem Anteil von 39 % am Gesamtumsatz der Branche zwar immer noch der wichtigste Vertriebskanal für Bücher. Allerdings sank der Anteil um 7 Prozentpunkte gegenüber dem Vor-Pandemie-Jahr 2019, als der Sortimentsbuchhandel mit 4,3 Milliarden Euro noch 46 % des Gesamtumsatzes der Branche erwirtschaftet hatte.

„Es ist mir deshalb immer wichtig Anfragen nach Büchern an den stationären Buchhandel weiterzuleiten. Der Gang in die Innenstadt ist maßgebend, denn vor Ort ein Buch zu kaufen stärkt den gesamten lokalen Handel, der quer durch alle Branchen zu kämpfen hat. Seien wir ehrlich, wir schauen bei einem Spaziergang durch die Stadt ja nicht nur beim Buchhändler unseres Vertrauens vorbei“, schmunzelt die Firmenchefin. „Wenn wir keine verlassenen und leeren Geschäfte in den Fußgängerzonen sehen wollen, dann hängt es von allen gemeinsam ab.“ Während der Kater Literaturverlag auf der einen Seite für das Heimat-Shoppen wirbt, ist jedoch auch die fortschreitende Digitalisierung aus dem Programm nicht mehr wegzudenken. Der Absatz von eBooks ist in den vergangenen Jahren immens gestiegen, weshalb der Anteil an eBooks ebenfalls bei dem Viersener Unternehmen wächst.

Wurden im Jahr 2010 noch 1,9 Millionen eBooks verkauft, so waren es 2020 bereits 35,8 Millionen. Parallel zu dieser Entwicklung nahm auch die wirtschaftliche Bedeutung der eBooks im Gesamtbuchmarkt zu laut Statistischem Bundesamt. Von 2010 bis 2020 erhöhte sich der Anteil des mit E-Books erzielten Umsatzes am Gesamtumsatz der Branche von 0,5 % auf 5,9 %. Auch im Kater Literaturverlag sind für 2023 weitere eBooks geplant, Allerdings wird nicht nur der digitale Fotobuchbereich stärker ausgebaut, auch im Bereich der gedruckten Bücher sind für das kommende Jahr einige Lesehighlights in der Planung. (nb)

Zwar sei der Umsatz im Internetbuchhandel gestiegen, der Sortimentsbuchhandel hat dagegen, wie auch bereits 2020 und 2021, Umsatzeinbußen verzeichnen müssen. Foto: Rheinischer Spiegel