Wachsendes Tierleid im Kreis Viersen bringt Tierschützer an Grenzen: „Ernsthaft, manchmal ist es auch für uns zuviel“

„Wie viel können wir noch ertragen bis wir alles hinschmeißen wollen? Wir kommen aber immer wieder an diesen Punkt. Das Leid ist zu groß, wir zu wenige.“ Das Tierleid im Kreis Viersen wächst trotz der Kastrations- und Kennzeichnungspflicht im Kreis Viersen für Freigänger-Katzen, wir sprachen mit dem Verein „Notfelle Niederrhein“, der bereits seit 2013 stetig tierische Not vor Ort lindert.
Von RS-Redakteurin Ebru Ataman

Viersen/Region – Ein Blick auf das Leben neben dem ehrenamtlichen Engagement. Viel zu häufig wird vergessen, dass die Tierschützer ihre Zeit freiwillig und unbezahlt zur Verfügung stellen. Dass hinter diesem Engagement vollständige Leben stehen mit einer Arbeit, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, mit Familien und sogar einem Recht auf Schlaf. Die Mitglieder des Tierschutzvereins „Notfelle Niederrhein e. V.“ sind mit ganzem Herzen Tierschützer und nutzten jede freie Minute, um dem weiterhin wachsenden Leid zahlreicher Tiere im Kreis Viersen entgegenzuwirken. Einfach war der Tierschutz noch nie, doch wer einmal dabei war, den lässt dieses Engagement nur selten wieder los. Viele wunderbare Momente resultieren daraus, doch der „alltägliche Wahnsinn“ hat auch viele Schattenseiten.

„Überall tragende Katzen, wilde Kitten – totkrank. Frisch geborene Kitten sterben, weil sie zu früh geboren, die Mamas zu unerfahren sind und oft gar nicht wissen was sie tun sollen oder keine Milch haben“, so die Notfelle Niederrhein zur aktuellen Situation. „Wir kommen überhaupt nicht mehr zum Luft holen zwischen Fangstellen, die wir gar nicht alle schaffen können, Tierarztbesuchen um die kranken Kitten zu retten, um dann doch am Ende zu verlieren. Ganz abgesehen von der Versorgung der zum Glück gesunden Tiere.“

Alleine in den letzten 14 Tagen sind den Tierschützern augenscheinlich fünf gesunde Kitten von jetzt auf gleich krank geworden und innerhalb von 48 Stunden gestorben. Alleine jetzt haben die Mitglieder der Notfelle Niederrhein mindestens noch zwei Fangstellen in Warteschleife, die dringend bearbeitet werden müssen, weil mal wieder tragende Katzen dort sind.

„Aber nicht nur das macht uns fertig. Wohin mit all den Tragenden? Wohin mit den Jungkatzen, die nicht zurück können? Was machen wir mit den kleineren Kitten die Fauchi-spuck sind und intensive Betreuung brauchen um zahm zu werden? Keine Zeit, kein Platz, keine Leute! Wir sind sowas von am Limit und weit darüber hinaus.
Wir wollen auch einfach nicht mehr ruhig bleiben bei Sprüchen wie „das regelt die Natur“ oder „warum den kastrieren?“ oder besser noch „das sind doch gar nicht meine Katzen“.“

Noch schlimmer sei die Einstellung „die brauchen nicht gefüttert werden die sollen Mäuse und Ratten fangen“. Ein Trugschluss, denn gut gefütterte, kastrierte Katzen fangen besser Mäuse als nicht gefütterte, nicht kastrierte Katzen. „Die Katzen, die nicht kastriert sind, werden krank, müssen mehrfach im Jahr Kitten bekommen, die Kater laufen Kilometer weit werden überfahren oder werden verletzt aufgrund von Revierkämpfen. Sie bleiben nicht vor Ort und sind zu schwach zum Jagen. Katzen können sich nicht alleine in der Natur versorgen! Sie gehören auch nicht in die deutsche Natur!

Aufgrund dessen gibt es eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht im Kreis Viersen für Freigänger-Katzen. Das gilt nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für Bauernhöfe und Menschen/Firmen die Futterstellen anbieten usw.“ Die Tierschützer appellieren deshalb: „Bitte meldet euch bei uns, wenn die Katzen auftauchen! Nicht erst, wenn sie rund werden oder verletzt sind, oder es schon zu viele sind! Und noch ein letztes Wort: Auch wenn man es nicht glauben kann, es gibt ein Streuner-Katzen-Problem HIER. Nicht nur im Ausland, sondern direkt vor der eigenen Haustüre. In Deutschland leben etwa 2.000.000 Katzen auf der Straße. Allein im Kreis Viersen sind es ca 10.000! Man sieht ihr Leid nicht, weil sie sich verstecken. Aber es ist da! Wir sehen es – und können nicht mehr.“

Weitere Infos bietet die Seite http://www.notfelle-niederrhein.de/pflegestelle-werden.html, für Fragen stehen die Notfelle Niederrhein unter den Telefonnummern 01515 6322656 (Tanja) oder 0178-9829577 (Heike) zur Verfügung. (ea)

Die ortsansässigen Tierschutzvereine machen wiederholt auf die kritische Lage und die Verwahrlosung von Freigängerkatzen aufmerksam. Foto: Rheinischer Spiegel

 

Ein Kommentar

  1. Ich bin der Meinung das Menschen die Tiere aus aller Herren Länder Importieren auch finanziell dauerhaft für diese Tiere die Verantwortung zu tragen haben. Außerdem bin ich der Meinung das ein Halterausweis Pflicht werde sollte, wie auch das chippen aller zu Vergnügungszwecken gehaltene Tiere. Wer sein Tier liebt kümmert sich! Alles Andere ist meiner Meinung nach eine fatale Modeerscheinung. Und Modekatzen oder Hunde braucht niemand um durch „Zucht “ ein Geschäft zu machen.

Kommentare sind geschlossen.