Wachstumsstrategien von AUTODOC – was den Online-Autoteilehändler so wertvoll macht

Der Berliner Autoteilehändler AUTODOC ist mittlerweile zu einem Big Player der Branche aufgestiegen. Mit dem Börsengang strebt das Unternehmen jetzt den nächsten Schritt an. Dies hat Auswirkungen auf die gesamte Branche und auch die Endkunden. Ausschlaggebend dafür ist die Strategie von AUTODOC.

Service – Die Strategie von AUTODOC: Basis für das rasante Wachstum des Unternehmens

Im Jahre 2008 traten die drei Gründer von AUTODOC mit einer klaren Strategie an. Die Idee war es, Ersatzteile für Fahrzeuge günstiger anzubieten und dabei die Vorteile des Onlinehandels zu nutzen. Die Digitalisierung des Kfz-Teilemarktes hat erst relativ spät Fahrt aufgenommen. In anderen Branchen etablierte sich E-Commerce teilweise deutlich früher. Ein Nachteil für AUTODOC war dies nicht, ganz im Gegenteil sogar. Das Unternehmen konnte eine Marktlücke besetzen und etablierte sich schnell als Onlinehändler für Ersatzteile aller Art. Der Fokus lag vor allem auf Endkunden sowie unabhängigen Werkstätten, die Ersatzteile für Autos, Lkw und Motorräder benötigen.

Gerade die jüngere Vergangenheit hat eindrucksvoll gezeigt, wie Krisen die Kfz-Kosten beeinflussen. Das gilt zum einen für die Preise von Neu- und Gebrauchtwagen, zum anderen aber auch für Kosten von Ersatzteilen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Probleme mit den Lieferketten haben zu Verzögerungen geführt, was die Produktionskosten in die Höhe trieb. Auch Rohstoffe allgemein verteuerten sich in den Krisen der letzten Jahre. Interessanterweise ist die Automobilbranche stark mit der Ukraine verknüpft. Das trifft besonders auf die Zulieferindustrie zu, die in dem Land günstig produziert. Aus diesem Grund sind die Zulieferer besonders von dem Konflikt in dem Land betroffen.

Foto: Ryan Doka/Pixabay

Der Börsengang – neue Finanzmittel für das Wachstum

Die Entwicklung von AUTODOC ist geprägt von einem rasanten Wachstum und einer kontinuierlichen Erweiterung des Geschäftsfeldes. Bereits 2011 expandierte das Unternehmen so in der Schweiz und in Österreich. Mittlerweile ist der Geschäftsbetrieb auf 27 europäische Länder ausgeweitet und AUTODOC betreibt Logistikzentren in Polen sowie der Tschechischen Republik. Der Umsatz hat im Jahr 2021 die Grenze von einer Milliarde Euro überschritten.

Was dabei ebenfalls auffällt, ist, dass AUTODOC zu keinem Zeitpunkt fremde Finanzmittel benötigte und durchwegs profitabel wirtschaftet. So betrug im Jahr 2023 der Gewinn aus dem operativen Geschäft 130 Millionen Euro. Mit dem Börsengang gelangt nun erstmals fremdes Kapital in den Geschäftsbetrieb von AUTODOC. Das Unternehmen rechnet mit mehreren Hundert Millionen Euro, unter anderem durch eine Minderheitsbeteiligung des amerikanischen Finanzinvestors Apollo.

Die neuen Finanzmittel sollen genutzt werden, um den Geschäftsbereich gezielt auszubauen. Das Unternehmen bleibt laut AUTODOC Onlinehändler für Kfz-Teile, jedoch soll in Zukunft ein stärkerer Fokus auf die Bedürfnisse von Werkstätten erfolgen. Auch Ersatzteile für E-Autos sind zukünftig Teil der Geschäftsstrategie von AUTODOC.

Die Auswirkungen des E-Commerce auf Zulieferer im Automobilsektor

AUTODOC hat sich inzwischen zu einem bedeutenden Spieler im Bereich des Ersatzeilhandels entwickelt. Im Onlinehandel ist das Unternehmen Marktführer in Europa, sieht sich jedoch noch nicht am Ende der Möglichkeiten angekommen. So liegt der Anteil am Onlinehandel im Bereich der Fahrzeugersatzteile erst bei vergleichsweise niedrigen zehn Prozent. In vielen anderen Branchen ist E-Commerce deutlich stärker ausgeprägt und hält Marktanteile von 25 Prozent oder mehr. Die Masse des Umsatzes bei den Fahrzeugersatzteilen entfällt weiterhin auf den klassischen stationären Handel oder den direkten B2B-Handel zwischen Autoherstellern, Zulieferern und Vertragswerkstätten.

AUTODOC möchte nicht nur allgemein seinen Marktanteil steigern, sondern peilt einen gezielten Ausbau im B2B-Sektor an. Dazu hat das Unternehmen bereits im Jahr 2021 mit dem Aufbau eigener B2B-Abteilungen begonnen. Ebenfalls bietet AUTODOC Ersatzteile unter den eigenen Marken Ridex und Stark an. Dies sind zwei interessante Punkte, die den gesamten Markt der Ersatzteile beeinflussen. Für die Analyse ist eine Betrachtung der Gewinnmargen bei Zulieferern der Automobilindustrie erforderlich. Diese schwanken deutlich, was vor allem von der Art der Ersatzteile abhängt. Sehr profitabel sind in erster Linie Originalteile sowie Bauteile, die spezifisch für eine bestimmte Fahrzeugmarke produziert werden. Deutsche Zulieferer erwirtschafteten im Jahr 2015 beispielsweise im Schnitt eine Marge von 9,1 Prozent und lagen damit klar über Unternehmen aus anderen Ländern.

Was bei einem Blick auf die Preisentwicklung bei Originalersatzteilen auffällt, sind die hohen Preissteigerungen in der jüngeren Vergangenheit. Einerseits sind die hohen Gewinnmargen bei den Zulieferern sowie Fahrzeugherstellern dafür verantwortlich, andererseits auch die gestiegenen Produktions- und Logistikkosten. AUTODOC möchte dem entgegenwirken und Endverbrauchern sowie freien Werkstätten günstigere Ersatzteile bereitstellen. Es ist also durchaus realistisch, dass der Druck auf Zulieferer sowie Vertragswerkstätten durch den Börsengang von AUTODOC wächst. Kunden entscheiden sich grundsätzlich häufiger für alternative Produkte, wenn die Preisunterschiede zwischen Originalteilen und Ersatzteilen von Drittanbietern immer größer werden. (opm)