Es beginnt oft unscheinbar: ein kleiner Rest Wolle, der in Schubladen oder Kisten verschwindet, vergessen zwischen Knöpfen und Stoffresten. Doch in Dülken wird aus diesem scheinbar nutzlosen Material ein Faden gesponnen, der Menschen verbindet, Wärme schenkt und neue Geschichten schreibt.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz
Viersen-Dülken – Im Pfarrbüro St. Cornelius und Peter in der Moselstraße 6 warten geöffnete Türen – und offene Herzen. Dort nehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Wollreste entgegen, die auf ihre Weiterreise geschickt werden: zum Strickkreis im Corneliushaus Dülken.
Dort, jeden Dienstag von 13:30 bis 16:30 Uhr, entsteht aus diesem bunten Sammelsurium weit mehr als nur Kleidung. Rund fünfzehn Frauen sitzen beisammen, Nadeln klappern im Takt der Gespräche, und es entsteht ein eigener Rhythmus aus Handwerk, Freundschaft und Fürsorge. Manche lachen, andere lauschen, und immer wieder wandert der Blick von einem Muster zum anderen. Mit jahrelanger Erfahrung, aber auch der Neugier auf Neues, lassen die Strickerinnen kreative Werke entstehen.
Besonders gefragt sind in diesem Jahr zweifarbige Doppelmützen – wandelbare Begleiter für kalte Tage, die man mit einem Handgriff von innen nach außen krempeln kann. Aber auch Loops, Babysöckchen oder handgemachte Socken finden schnell Liebhaber. Jede Familie, die in Viersen ein Neugeborenes willkommen heißt, erhält durch das Jugendamt ein kleines Paar dieser zarten Söckchen – gestrickt in Stunden voller Hingabe. Die Flüchtlingshilfe in Lobberich freut sich über warme Kinderkleidung, die gezielt für sie gefertigt wird.
Doch der Kreis lebt nicht nur vom regelmäßigen Treffen. Unterstützerinnen arbeiten auch zu Hause, und eine Rollstuhlfahrerin steuert kunstvoll gehäkelte Decken bei. So entsteht ein Netzwerk, das weit über die Wände des Corneliushauses hinausreicht.
Wer die Vielfalt der Werke sehen möchte, sollte den Herbstmarkt am 3. Oktober 2025 nicht verpassen. Von 10 bis 17 Uhr öffnen sich die Türen in der Kreuzherrenstraße 2, im Haus der Pfadfinder. Dort wird es bunt und lebendig – Tische voller Strickkunst, Gespräche voller Herzlichkeit, Begegnungen, die zeigen: Handarbeit ist weit mehr als nur ein Hobby.
Und schon wenige Wochen später geht es weiter: Am 23. November 2025 lädt der Strickkreis zum Adventsbasar in den großen Saal des Corneliushauses ein. Zwischen 9 und 17 Uhr kann man dort nicht nur Geschenke finden, sondern auch spüren, wie viel Fürsorge in jeder Masche steckt.
Der Erlös beider Veranstaltungen fließt vollständig in gemeinnützige Projekte. So erhielten im vergangenen Jahr unter anderem die Viersener Tafel, die Obdachlosenhilfe, die Pfadfinder und die Frühen Hilfen des Jugendamtes Unterstützung. Übrig gebliebene Strickstücke gehen nach dem Basar ebenfalls an Bedürftige – damit nichts verloren geht, weder Material noch Mühe.
Wer Lust hat, Teil dieser Bewegung zu werden, findet dienstags im Corneliushaus nicht nur einen Platz am Tisch, sondern auch offene Arme. Denn manchmal braucht es nur einen Wollfaden, um Menschen näher zusammenzubringen. (cs)

