88 Jahre Karnevalsgesellschaft Uehllöeker Neuwerk

Im gut besetzten Saal der Volksbank Mönchengladbach begrüßte der Präsident der Gesellschaft, Tobias Brüggen, geladenen Gäste sowie die Mitglieder. Brüggen gab einen Rückblick über die zurückliegenden Jahre.
Bericht von RS-Redakteurin Marlene Katz | Fotos von RS- und MKV-Fotograf H.-Josef Katz

Mönchengladbach – 1936 wurde die Gesellschaft unter dem Namen „D‘r ewige Talp“ gegründet und 1937 durch die Gestapo aufgelöst. Im Jahre 1946 nahm sie die Aktivitäten wieder auf unter dem Namen „Karnevalsgesellschaft Neuwerk“. 1948 war dann die erste Blindensitzung. 1951 erfolgte die Erweiterung des Namens durch den Zusatz: Uehllöeker. Besonders in Erinnerung bleibt die Fahrt nach Kanada im Jahre 1986 und zwar anlässlich des Goldjubiläums der Gesellschaft und ihr Mitglied Rolf Göttel [ 1986 Prinz Rolf II. (Göttel) und Prinzessin Doris Niersia XLI. (Esser)] wurde ebenfalls in diesem Jahr Prinz Karneval in Mönchengladbach.

Es gab schöne Momente, aber auch Krisen in der Gesellschaft, aber der Leitspruch lautet: „wir sind wie wir sind und lieben das Leben“.

Willi Kleuser

Auch zeigte Brüggen kurz auf, wie er zur Gesellschaft gekommen sei. Er sah sich gerne die Umzüge der Gesellschaft an, hatte auch Kontakt zu dieser, tendierte aber durch seinen Vater mehr zum Sommerbrauchtum. Erst als seine Tochter Hanna in die KG eintreten wollte, habe er es sich überlegt und dabei gedacht, die Gesellschaft könne man ja unterstützen. Er war nicht nur einfaches Mitglied, nein er durchlief mehrere Vorstandsposten bis Präsident Willi Kleuser in ansprach und meinte, du redest so viel, du könntest mein Nachfolger werden, was dann auch passierte.

Brüggen genießt alle Veranstaltungen und die Gesellschaft macht auch Fortschritte. Sie haben die Damen und die Kinder als Mitglieder aufgenommen und dadurch viele Neue gewonnen. Wenn man die 88 auf dem Jubiläumsorden quer nehme, erscheint unendlich und das ist das Ziel der Gesellschaft, immer weiter zu machen.

Andrea Lingen, die Präsidentin der Damensitzung, war stolz ein Teil der KG zu sein, die auf 88 Jahre zurückblicken kann. Man soll alte Traditionen aufrechterhalten und sie pflegen, sich aber gleichzeitig zu Modernem motivieren und Neues aufzustellen.

In der Geschichte der KG gab es viele Hausfrauennachmittage bei Ohlenforst mit einem Gedeck (Kaffee und Kuchen), dann ging man zur Mehrzweckhalle, denn die Sitzungen wurden größter und bunter. Aus den Hausfrauennachmittagen wurden Damensitzungen und man fand das neue Nest in der Krahnendonkhalle mit 1.200 Damen, wo dann immer eine Party gefeiert wird.

Rolf Gaden weiß immer genau, was die Damen sehen und hören wollen und zusammen gehe man einen guten Weg und dürfe hoffentlich noch viel feiern.

Mit dem Hinweis, hier in der Volksbank sei ein besonderer Platz, praktisch auch ein Eulennest, wurde Vorstandsmitglied und Hausherr der Bank, Franz Meurers nach vorne gebeten.

Meurers, der mit dem Generalbevollmächtigten der Bank, Sven Frauenkron und Markus Schmitz gekommen war, begrüßte alle Anwesenden und hatte die Ehre, als Schirmherr dieser Jubiläums-Veranstaltung zu fungieren. Er tat es mit großer Freude und stellvertretend für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volksbank. Er tat es auch, weil er schon sehr lange dem Karneval verfallen und verbunden sei, denn dieser Abend sei sehr besonders.

Man feiere das Jubiläum der KG Uehllöeker Neuwerk 1936, stolze 88 Jahre närrisches Leben. Das sei großartig, wie lange et schon flupp in diesem Stadtteil Neuwerk.

Er hatte sich erinnert bzw. in die Geschichtsbücher geschaut und ihm fiel der 9. Februar 1936 auf. Die Monate der olympischen Sommer- und Winterspiele in Deutschland. Die Gründung der Gesellschaft, damals noch unter einem anderen Namen, fiel in eine Zeit, die von schwerwiegenden Entwicklungen und Strömungen geprägt war.

Alle wussten was er meinte. Und die KG hatte unmittelbar nach Gründung schon damit zu kämpfen, weil sie verboten wurde. Aber sie hat weiter gemacht. Und gerade deshalb könne man den Mut und das Engagement der Gründerväter der KG nicht hoch genug wertschätzen.

Die KG habe entscheidend dazu beigetragen, den Karneval in Mönchengladbach lebendig werden und über alle Zeitströmungen hinweg, bleiben zu lassen.

Und um im Bild des Sports zu bleiben: 88 Jahre „et flupp“ mit und durch die KG Uehllöeker Neuwerk, das sei ein wahrhafter Langstreckenrekord.

Wie wichtig die unermüdliche Arbeit der Menschen in den Karnevalsgesellschaften ist und bleibt, wird gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen eindrücklich deutlich.

Freude und Lachen seien durch nichts zu ersetzen. Der Firmensitz der Volksbank ist in Neuwerk, auch nach all den Fusionen mit Willich, Erkelenz und Meerbusch zu einer der größten Genossenschaftsbanken Deutschlands, man sei in Neuwerk geblieben – zu Hause – und der Verein komme aus Neuwerk. Gemeinsame Heimat also!

Und als die Frage kam, ob das Fest in der Bank gefeiert werden darf, stand sofort fest, na klar, denn Nachbarschaften oder besser gesagt Freundschaften müssen gepflegt werden.

Und so stellte Meurers nicht nur die Räumlichkeiten, auch für Verpflegung und Bedienung hatte die Volksbank gesorgt. Der Deckel gehe auf die Bank. Und über alles andere, wenn es um Finanzen und Spenden gehe, sollte geschwiegen werden, denn es herrsche schließlich ein Bankgeheimnis.

Aber auch das langjährige Vertrauen, welches der Bank entgegengebracht werde, ehrte ihn als Schirmherr besonders.

Dann verbindet die Bank und die Gesellschaft noch etwas. Es sind die Farben der KG und der Volksbank. Es sei das Blau. Blau stehe für Sanftmut. Gleichzeitig repräsentiert Blau auch Besonnenheit, Objektivität, Neutralität und Klarheit – das schaffe Vertrauen und vermittelt ein Gefühl von Sicherheit.

Die Uehllöeker oder in Hochdeutsch ausgedrückt „Eulenlöcher“ bringen nicht nur Farbe in den Gladbacher Karneval, sondern auch in das gemeinsame Neuwerk.

Andere sagen: Uehllöeker sind die, die vor sich hindösen. Oder neudeutsch ausgedrückt: die, die „chillen“. Aber das Gegenteil sei der Fall: Die Hingabe, Begeisterung und Aktivität bei der Organisation des Rosenmontagszuges und der vielen Sitzungen, verdienen höchste Anerkennung.

Von daher war und ist das diesjährige Motto der Session „Friede, Freude, Fantasie“ immer schon Antrieb für die Arbeit der KG.

Alle Veranstaltungen seien seit langem fest im Terminkalender der Bank etabliert. Außerdem verbindet die Bank und die Gesellschaft noch etwas.

Das Eulenwappen der KG und das Logo der Volksbank auf den Karnevals-Orden (seit über 20 Jahren) stehe nicht nur für Weisheit, sondern auch für Besonnenheit und Klarheit. Die Gesellschaft möge auch weiterhin die Fahne des Frohsinns hochhalten und die bunte Tradition des Karnevals in Mönchengladbach mit Leben füllen. Sie seien nicht mehr wegzudenken.

Am Schluss dankte Meurers der Gesellschaft noch einmal für die langjährige Arbeit, die kontinuierliche Begeisterung und den außergewöhnlichen Abend mit einem 3-fachen „et flupp“.

Auch Oberbürgermeister Felix Heinrichs hatte es sich nicht nehmen lassen, diese Veranstaltung zu besuchen. Er dankte für die Einladung und gab der Gesellschaft einen kleinen Ratschlag: die Gesellschaft feiert 88-jähriges und die Funkengarde 77-jähriges. Das seien zusammen 165 Jahre und hätte man ihn dazu eingeladen, wäre in dem Umschlag etwas mehr Geld gewesen.

Doch dann ernstere Töne. Die Eule im Wappen der Uehllöeker war bereits der griechischen Göttin Athene, der Göttin der Weisheit, heilig und auch die Gesellschaft führe aus, was sie sich zum Ziel gesetzt hätte.

1936 war dann die dunkelste Zeit, aber es sei weise gewesen, in dieser Zeit eine Gesellschaft zu gründen und nicht nur das tun, was einem vorgehalten wird. 1937 wurde diese dann konsequent verboten, weil sie Menschen ausgrenzten, die nicht in ihr System passten.

Drei Jahre nach dem Krieg habe dann die Gesellschaft den Mut besessen, etwas für die Menschen zu tun, die nicht mehr so beweglich waren. Das sei die Gesellschaft, die jetzt diese Besonderheit ausstrahle und er hofft, dass zwischen den 88 Jahren und den 99 Jahren nicht wieder irgendein Verbot komme.

Bevor Heinrichs die Orden des Oberbürgermeisters an Michael Eisen und Ralf Leuer verlieh, führte er aus, dass die letzte Bestellung dieser Orden noch von Oberbürgermeister Heinz Feldhege (1984 bis 1997) vorgenommen wurde. Jetzt habe er eine neue Charge bestellt und sei einmal gespannt, wie lange die Stadt mit dieser auskommen werde.

Brüggen bedankte sich beim Oberbürgermeister und bestätigte diesem, dass er sich immer Zeit für Anliegen nehme, jeden begrüße und auch für jeden ein offenes Wort habe.

Bei einem Jubiläum darf natürlich auch der Mönchengladbacher Karnevalsverband (MKV) nicht fehlen und so gratulierte auch der 1. Vorsitzende Gert Kartheuser.

Er sprach im Namen des MKV die herzlichsten Glückwünsche aus und fuhr dann weiter wie folgt fort:

Mitte der dreißiger Jahre habe es in Mönchengladbach einige Gründungen von Karnevalsvereinen gegeben. So auch in Neuwerk, wo im Februar 1936 die KG gegründet wurde, die man heute unter dem stadtbekannten Namen Uehllöeker Neuwerk kennt. Der Zweite Weltkrieg, der nur wenige Jahre nach der Gesellschaftsgründung begann, bedeutete für die Karnevalisten einen bedeutsamen Einschnitt. Nach Kriegsende jedoch entstand langsam aus kleinen Anfängen heraus die heute weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Karnevalsgesellschaft.

Diese Entwicklung sei den Menschen zu verdanken, die trotz aller Not, die Lust am Winterbrauchtum nicht aufgegeben und die Entwicklung der Gesellschaft stetig vorangetrieben haben.

Immer wieder gab es schwierige Zeiten; dennoch gab es immer wieder Ehrenamtler, die bereit waren, sich den Herausforderungen verantwortungsvoll zu stellen.

Funkengarde, Kinder- und Jugendgarde sind keine Selbstläufer, sondern das Ergebnis von Menschen mit Ideen und Menschen, die sich von diesen Ideen begeistern lassen und mitmachen und so dem karnevalistischen Publikum immer wieder Freude bereiten.

Ob Kostümsitzung, Damensitzung, Herrensitzung oder Kinderparty; die Veranstaltungen der Uehllöeker sind vielen Karnevalisten ein Begriff und nicht selten schon weit vor Veranstaltungsbeginn ausverkauft. Auch der Freundeskreis, dem er selbst auch gerne angehöre, führe seit vielen Jahren Karnevalsfreunde und – förderer zusammen.

In der Jubiläumsession 2023/24 komme das Kinderprinzenpaar der Stadt Mönchengladbach aus den Reihen der Neuwerker KG. Kinderprinz Niklas II und seine Prinzessin Hanna I. haben seit ihrer Vorstellung auf dem Hoffest des MKV die Sympathie der Menschen im Sturm erobert. Er wünschte den Beiden noch viel Spaß für die restliche Session, an die nicht nur sie, sondern alle sich gerne erinnern werden.

Es sei schön und tue gut festzustellen, dass die Bereitschaft, sich im Karneval zu engagieren, nicht mit der Prinzenzeit enden muss. Beide waren dank einer weitsichtigen Jugendarbeit schon vor ihrer Prinzenzeit dem Karneval verbunden. Ihnen mache es Spaß dabei zu sein. Ob im Bereich des Tanzes oder als Hoppediz der Stadt.

Der MKV würde sich über eine Fortführung der Aktivitäten der Gesellschaft sehr freuen und wünschte ihr viel Spaß und Freude bei den weiteren Unternehmungen.

Anschließend überreichte Kartheuser das Geschenk an Brüggen und zwar das MKV-Emblem in Edelstahl, gefertigt von der Firma Gothe, sowie den MKV-Clown mit Pralinen an Andrea Lingen. Die MKV-Orden erhielten Markus Weingartz und Eduard Wolf.

Auch die Funkengarde der KG hatte in diesem Jahr etwas zu feiern und zwar ihr 77-jähriges Bestehen. Aus diesem Grund hatten sie einen Funkenorden ins Leben gerufen, den der Kommandant Michael Eisen als erste Träger an das Kinderprinzenpaar Niklas und Hanna verlieh.

Da Niklas und Hanna nun schon einmal vor dem Publikum standen, konnten auch sie ihre Glückwünsche überbringen. Niklas hatte nur schöne Erinnerungen an die Zeit, die er bei der KG Uehllöeker verbracht habe und hofft, dass noch weiter folgen werden.

Auch Hanna war stolz Mitglied dieser Gesellschaft zu sein und nun Kinderprinzessin. Auch sie habe schöne Momente erlebt und freut sich auf viele weitere Jahre.

Für die Kinder- und Jugendgarde hatten die Beiden Süßigkeiten mitgebracht und für die Gesellschaft ein ganz besonders Bild. Denn auf dem Bild ist ebenfalls eine Eule, die die Liebe zur Heimat ausdrücken soll.

Aber ohne ihr Sessionslied „denn wir haben so viel Glück dieses Jahr“ (getextet von Rolf Gaden) kamen sie nicht von der Bühne.

Das Wort „Glück“ war dann für Brüggen der Faden, an dem er weiter machte. Eulen hätten immer viel Glück und das sehe man an Hofmarschall Hajo Hering und Adjutant Marlon. Auch habe man Glück ein großes (er sagte nicht altes) Prinzenpaar zu haben.

Beim ersten Treffen mit Jost und Elke habe es direkt gefunkt und man habe sich auf Anhieb verstanden. Die Eulen dankten Jost und Elke, dass sie immer auf die Kinder aufpassen und bat sie mit ihrem Hofmarschall Christian Ernst und den Adjutanten Dieter Lichtenhahn und Stefan Neus nach vorne.

Prinz Jost dankte für die Einladung und die netten Begrüßungsworte und fügte dann noch hinzu, dass er nicht gerne gelobt werde. 88 Jahre Uehllöeker sei eine lange Tradition, auch mit Höhen und Tiefen. Auch habe die Gesellschaft viel erreicht und bereits nach dem Krieg wollten sie den Deutschen Frohsinn bereiten. Die Gesellschaft habe es geschafft und auch die Funkengarde 77 Jahre in den Reihen zu halten. Auch mit der Jugendarbeit war er hellauf zufrieden.

Prinzessin Elke begann mit „liebe Schöpp-flupp-ler“. Sie hätten an diesem Abend extra blau-weiß angezogen, um die Verbundenheit mit der Gesellschaft zu zeigen. Bereits im letzten Jahr wollten sie Prinzenpaar werden, aber es war gut, dass es in diesem Jahr sei, denn sonst hätten sie die Familien Brüggen und Quade nicht kenngelernt. Der Altersunterschied sei zwar da, aber sie hoffe, dass die Freundschaft noch lange anhält.

Nach Verleihung der Prinzenpaar-Orden sang das Prinzenpaar zuerst alleine ihr Sessionslied „wir sind wie wir sind“ und dann zusammen mit Niklas und Hanna „Döpp Döpp Döpp wir sind die Prinzenpaare aus Gladbach“.

Präsident Karl Schäfer vom Karneval Linker Niederrhein (KLN) gratulierte ebenfalls. Seine karnevalistischen Wurzeln lagen ebenfalls in dieser Gesellschaft und es war ihm eine besondere Freude, die Glückwünsche vom KLN zu übermitteln. Über die Gründung und den Werdegang der Gesellschaft brauche er keine großen Worte zu machen, denn das könne man alles im Festheft nachlesen.

Dem KLN seien 150 Gesellschaften angeschlossen und alleine in diesem Jahr feiern 18 Gesellschaften ihr 88-jähriges Jubiläum. Alle wollen Freude verbreiten, ohne vorher im braunen Sumpf zu versinken.

Zum Geschenk führte er aus, dass man keinen Wetterstein und auch keinen Wandteller verschenken könne, aber mit der Hilfe der Firma Gothe habe man etwas gefunden. Er überreichte ein Bild aus Edelstahl mit dem Logo des KLN.

Vor der Gratulationscour war noch ein Ohrenschmaus angesagt und zwar Timo Schwarzendahl, ein jungen Nachwuchssänger aus Köln.

Er begrüßte die Gäste mit dem Lied “für die Ewigkeit“, bei dem alle auch die entsprechende Choreografie mitmachten. Weiter ging es mit Liedern aus seinem Repertoire und da auch Schunkeln zum Karneval gehöre, trug er auch ruhigere Lieder vor.

Aber ohne Zugabe kam Timo nicht von der Bühne. Er präsentierte ein selbst geschriebenes Lied, das er während der Corona-Zeit gemacht hatte. Es sei wohl das Lied mit den meisten La-La‘s, denn diese kämen 256 Mal vor.

Der Abend endete dann mit leckeren Fingerfood und kalten Getränken im kleinen Saal der Volksbank.