Die Festhalle Viersen erlebte am Samstagabend ein musikalisches Ereignis, das tief in die Geschichte des Hauses und seiner Wegbegleiter hineinreichte.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz und Leo Dillikrath
Viersen – Unter großem Publikumsandrang feierten der Förderverein Festhalle Viersen e.V. und das Sinfonieorchester Opus 125 am Samstagabend in der altehrwürdigen Festhalle ihr gemeinsames Jubiläum – ein Abend, der nicht nur Musik, sondern auch Erinnerungen, Wegmarken und Zukunftspläne in besonderer Atmosphäre miteinander verband. Schon eine Stunde vor Konzertbeginn strömten die ersten Besucher durch die Türen, sodass sich der Eingangsbereich rasch mit gespannter Erwartung füllte.

Der feierliche Anlass stand im Zeichen zweier Jahrestage: Die Gründung des Fördervereins im Jahr 1996 und die Entstehung des Orchesters Opus 125 im Herbst 1999. Beide Institutionen sind eng verbunden mit jener Phase des Um- und Aufbruchs, die die Festhalle in den späten 1990er-Jahren prägte. Damals war das historische Gebäude nach seiner Eintragung in die Denkmalliste umfassend renoviert worden – ein Mammutprojekt, das maßgeblich vom Gründungsmitglied Hermann Gerstein angestoßen wurde. Mit der feierlichen Wiedereröffnung am 1. November 1999 und der legendären Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie unter der Leitung von Josef Hillers begann für die Festhalle eine neue Ära. Das junge Orchester, das sich eigens zu diesem Anlass formiert hatte, trug fortan den Namen jenes Werks, das diesen Neubeginn musikalisch markierte: Opus 125.
An diese Geschichte knüpfte das Jubiläumskonzert nun bewusst an. Das Programm, dirigiert von Javier Álvarez Fuentes, begann mit der Ouvertüre im italienischen Stil von Franz Schubert – eine Hommage an den verstorbenen Gründer und langjährigen Dirigenten Josef Hillers. Schuberts heitere, von opernhafter Eleganz geprägte Partitur schuf einen lebendigen Auftakt, der sowohl die historischen Wurzeln des Orchesters als auch die ursprüngliche Aufbruchsstimmung jener Anfangsjahre erlebbar machte.

Mit Dmitri Schostakowitschs Walzer Nr. 2 folgte eines der bekanntesten Orchesterstücke des 20. Jahrhunderts. Ein Werk, welches mit seiner Mischung aus Melancholie, Glanz und zeitloser Leichtigkeit die Herzen berührte. Als Hauptwerk des Abends erklang zudem Antonín Dvořáks 8. Sinfonie in G-Dur, op. 88. Das Orchester präsentierte die farbenreiche Partitur mit hörbarer Hingabe, getragen vom charakteristischen Wechselspiel zwischen lyrischen Passagen, volkstümlichen Rhythmen und jubelnden Ausbrüchen. Ein Werk, das sich durch seine Wärme und Unmittelbarkeit bestens eignete, um drei Jahrzehnte gemeinsamer Kulturarbeit zu würdigen – und sie zugleich in die Zukunft zu führen.
Zum musikalischen Teil richteten sich mehrere Grußworte an das Publikum. Bürgermeister Christoph Hopp betonte in seiner Rede die Bedeutung der Festhalle als kulturellen Mittelpunkt der Stadt: ein Haus, in dem Musik nicht nur gehört, sondern erlebt werde, und dessen Vielfalt ein Stück Viersener Identität darstelle. Er würdigte das Engagement aller Beteiligten, das über Jahre hinweg dazu beigetragen habe, eine lebendige Veranstaltungskultur zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Der Förderverein der Festhalle blickte ausführlich auf die zahlreichen Projekte zurück, die der Verein in den vergangenen Jahrzehnten realisieren konnte. Dazu zählen die neue Bestuhlung des Saales im Jahr 2002, die Erneuerung der Akustikdecke im Foyer, die Ausstattung der Festhalle mit Notenpulten und technischen Geräten wie Beamer und Bühnentechnik, ebenso wie die Überarbeitung des Konzertflügels. Darüber hinaus erinnerte der Vorstand an große musikalische Höhepunkte, die weit über Viersen hinaus Aufmerksamkeit erregten – darunter die Galakonzerte mit Nigel Kennedy (2008), Anne-Sophie Mutter (2013 zum 100-jährigen Jubiläum der Festhalle) und Diana Damrau (2018). Auch die Kooperation mit dem Jazz Festival werde fortgesetzt. Blick in die Zukunft: Zu den geplanten Maßnahmen gehören die Erneuerung der Beschallungsanlage, neue Vorhänge, eine Küche im Garderobenbereich sowie ein großes, längerfristiges Projekt zur energetischen Sanierung in Abstimmung mit der Gebäudewirtschaft der Stadt.
Der Abend endete nicht mit dem Applaus nach dem letzten Satz. Die Türen des Foyers öffneten sich zu einem beschwingten „Come Together“. Zwischen Gesprächen, Erinnerungen und neuen Begegnungen wurde deutlich, wie sehr Orchester und Förderverein über drei Jahrzehnte hinweg nicht nur Musik geschaffen, sondern Gemeinschaft gestiftet haben. (cs)

