Als ein Krokodil im Viersener Festhallenkeller lebte

Satire? Mitnichten, sondern ein Schmankerl aus der Viersener Stadtgeschichte! Das war nämlich so …
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Viersen – Kennen Sie den „Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Viersen“? Es ist einer der ältesten Aquarienvereine in Viersen und bereits seit 1926 aktiv. Heute an der Gladbacher Straße 189 beheimatet, ist es lange her, als der Verein im Jahre 1964 ein Seewasserbecken für den Viersener Festhallenkeller anschaffte, wo die Mitglieder bereits seit 1955 ihre Treffen abhielten. Zu dieser Zeit war das Becken mit den farbenprächtigen Korallenfischen, Seepferdchen und Anemonen ein absolutes Highlight und sorgte für goldene Ehrennadeln des VDA, des Verbandes Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde e. V. gegr. 1911“.

In den folgenden Jahren kamen weitere Becken hinzu. In der Kaltwasserabteilung ging man dazu über vor allem einheimische Tiere zu zeigen. In den vier großen Becken mit jeweils 300 Liter Wasser und in dem großen Betonbecken mit 2,5 Kubikmeter Rauminhalt schwammen Hechte, Flussbarsche, Forellen und eine seltene Aalquappe, eine damals fast ausgestorbene Art, die in keinem anderen zoologischen Institut der näheren und weiteren Umgebung gezeigt wurde. Das Besondere: Beide Exemplare wurden im De Wittsee gefangen.
Allerdings kamen die zu diese Zeit rund 7.000 Besucher eigentlich mehr um die beiden Grünen Leguane oder die riesige Boa Constrictor zu bestaunen, die in der Infrarotsonne die Wärme genossen.

Und das Krokodil? Das gab es tatsächlich und es war nicht alleine. Nach 15 Jahren Aufbauarbeit im Festhallenkeller gab es allerdings Ärger mit der Stadt Viersen, nachdem diese den Zuschuss nicht erhöhen wollte und die Tierfutterkosten von dem Verein nicht mehr alleine zu tragen waren. Nun verschlang das Nilkrokodil „Philipp“ alleine allerdings bereits mehr als den Jahreszuschuss der Stadt Viersen in Höhe von 1.000 Mark. Als es im Winter 1970/1971 zu dem Bruch mit der Stadt kam und der Betreuungsvertrag aufgelöst wurde, standen im Festhallenkeller 25 Aquarien und zehn Terrarien.

Die Umsiedelung der Tiere erwies sich dabei nicht immer als einfach, nicht jedes Tier wollte umziehen. Für und mit Krokodil Philipp war es besonders schwierig, also versetzte er kurzerhand seine Umzugshelfer in Angst und Schrecken als die Transportkiste zerbrach. Seine letzten Jahre durfte Philipp dann allerdings doch noch am Drachenfelsen verbringen, nachdem auch er der Festhalle Viersen Lebewohl sagen musste.

Übrigens: Wie viele andere Vereine kämpft auch der „Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Viersen“ um das Überleben. Die Einnahmen sind seit der Pandemie drastisch gesunken. „Helfen Sie uns mit einer kleinen Spende und das wir mit Ihnen unser 100-jähriges Bestehen gemeinsam feiern können. Selbstverständlich können wir Ihnen auch eine Spendenquittung ausstellen“, so der Verein. 

Spendenkonto: Aquarienverein Viersen, Sparkasse Krefeld, IBAN DE36 3205 0000 0002 9178 39, BIC-SWIFT SPKRDE 33 (nb)

Foto: Privatarchiv Josten/NRay91-Pixabay