Zu einem Spaziergang in der barocken Gartenanlage mit Blumenrabatten, Fontänen und Zierbeeten lädt der Schlosspark rund um das Schloss Augustusburg in Brühl ein. Verbunden mit einer Allee bietet sich zudem eine Wanderung zum Jagdschloss Falkenlust am Rande eines abgeschiedenen Wäldchens an.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Brühl/Niederrhein – In der niederrheinischen Stadt Brühl bieten sich die Schlösser Augustusburg und Falkenlust für einen Spaziergang oder einen Besuch in den herrschaftlichen Räumen an. Beide Bauwerke gehören zu den bedeutendsten Bauwerken des Barock sowie Rokoko in Deutschland, weshalb sie seit 1984 mit dem Schlosspark zu den UNESCO-Welterbestätten zählen.
Während das Schloss Augustusburg im Osten der Stadt beheimatet ist, ist es dennoch mit dem Jagdschloss Falkenlust durch eine Allee innerhalb des weitläufigen Schlossparks verbunden. Gut eine halbe Stunde dauert der Spaziergang, möchte man beide Bauwerke bewundern.
Die Geschichte reicht zurück bis in das 12. Jahrhundert, als der Kölner Erzbischof Siegfried eine Wasserburg als Bollwerk gegen die Stadt Köln erbauen ließ. Bis 1689 galt sie als Sitz des Amtmanns des kurkölnischen Amtes Brühl, bis sie von den Franzosen im Pfälzischen Erbfolgekrieg gesprengt wurde. An dieser Stelle ließt der Kölner Erzbischof Clemens August I. von Bayern das Schloss Augustusburg ab dem Jahre 1725 erbauen. In die Entstehung floss der Vorgängerbau mit ein, wodurch die Symmetrie, die für den Barock eines der wichtigsten Ausdrucksmittel war, verloren ging. Die Stirnseiten des Nord- und Südflügels gelten heue zu den bedeutendsten Werken des deutschen Barock.
Bereits drei Jahre nach Baubeginn gestaltete der Münchner Hofbaumeister François de Cuvilliés die Fassaden und die Paradezimmer im Stil der Régence sowie des Frührokoko. Ebenfalls das von Balthasar Neumann gestaltet Treppenhaus gilt als eine der Hauptschöpfungen des deutschen Barock. Für die Innenarbeiten wurde gelben und grünem Stuckmarmor ein Platz geschaffen, Deckenfresko schmücken den Gardensaal ebenso wie das Treppenhaus, welches im Zweiten Weltkrieg beschädigt und wieder im Laufe der Zeit restauriert wurde. Auch die Gemächer des einstigen Fürstbischofs sind erhalten und bei einem Besuch sollte die Schlosskirche mit dem beeindruckenden Hochaltar von Balthasar Neumann nicht fehlen.
Konzipiert wurde Augustusburg als Residenz- und Sommerschloss, der Kurfürst nutzte die herrschaftlichen Räume meist nur für vier bis sechs Wochen im Jahr. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss schwer beschädigt, eine Restaurierung begann bereits 1946. Mittlerweile werden neben der Möglichkeit einer Besichtigung zudem Themenführungen angeboten.
Verbunden ist Augustusburg mit dem Jagdschloss Falkenburg, welches ab 1729 nach dem Vorbild der Amalienburg für die beliebte Falkenjagd erbaut wurde. Rund eine halbe Stunde dauert der Spaziergang durch den Schlosspark und die Allee bis hin zu dem deutlich kleineren Gebäude. Laurenz de La Roque schuf die Deckenmalerei, die das sonst eher privat eingerichtete Jagdschloss mit Szenen der Falkenjagd ergänzt. Kostbare chinesische Lackplatten dominieren an der einen Seite, während an der anderen Seite ein Spiegelkabinett vollständig mit dem Stil des Haupthauses bricht.
Noch während der Bauphase des Jagdschlosses wurde zudem eine mit reicher Muscheldekoration versehene Kapelle im Park errichtet. Im Stil eine Grotte wurde das kleine Oktogon ausgeschmückt, welche mit einer besonderen Schönheit verzaubert. Bei so viel Prunk ist es nicht verwunderlich, dass sogar Casanova 1760 ein Galadinner für die Damen der Gesellschaft im Rahmen der Schlossanlagen gab. Heute befindet sich das Schloss im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen und wurde in der Vergangenheit für Staatsempfänge des Bundespräsidenten genutzt.
Das Schloss ist umgeben von einer prunkhaften Gartenanlage, die durch zwei riesige Wasserbecken mit Fontänen unterbrochen ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten mehrfach Rekonstruktionsversuche. Die Parkanlage selbst enthält selbst verschiedene abgeschlossene Bereiche, darunter den „Geheimen Garten“. Durch die sorgfältigen Rekonstruktionen gilt der Schlosspark als eines der authentischsten Beispiele barocker französischer Gartenkunst des 18. Jahrhunderts in Europa und als Denkmal der Gartenkunst von internationalem Rang. Unter Naturschutz steht der heute naturbelassene äußere Teil des Schlossparks mit 300-jährigem Baumbestand. Für einen Spaziergang durch den Park wir kein Eintritt erhoben. (nb)
Schloss Augustusburg | Parkplatz Max-Ernst-Allee | 50321 Brühl
Schloss Falkenlust | An Schloss Falkenlust | 50321 Brühl
Aktuelle Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen sind auf www.schlossbruehl.de einsehbar.