Nur noch wenige Tage, dann beginnt die bei Karnevalisten lang ersehnte 5. Jahreszeit. Wer auf den Bühnen in dieser Session begeistert, dafür gab der FEN-Regionalverband Linker Niederrhein am Freitagabend passende Tipps.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming
Viersen-Dülken – Die Föderation Europäischer Narren Deutschland e. V. ist einer der wenigen europaweit agierenden Dachverbände für Karnevalisten. Als nun der Regionalverband Linker Niederrhein am Freitagabend zum beliebten Ordensfest und Vorstellabend in das Dülkener Bürgerhaus einlud, folgten Jecken aus der ganzen Region gerne dem Ruf. Traditionell präsentiert die FEN kurz vor dem Hoppeditzerwachen Stars und Sternchen der karnevalistischen Szene.

Erneut erwartete die Gäste ein buntes Programm, bei dem sich die Künstler gekonnt präsentierten, schließlich ging es um zahlreiche Buchungen und Auftritte während der übernächsten Session. Bevor das abwechslungsreiche Programm startete gebührten Regionalpräsident Frank Gramberg nicht nur die ersten begrüßenden Worte, auch bei der Moderation bewegte sich der Karnevalist charmant und sicher auf der Bühne.
Diese eroberte zunächst die KG de Üüle, deren lila-weiße Garde in der Altersstufe 14 bis 22 Jahren die Zeit zu neuen Tänzen und hervorragender Choreografie ebenso genutzt hatte wie das Solomariechen Clara mit ihrem fast akrobatischen Auftritt.

Nach dem engagierten Karnevalsverein übernahm die Kölsche Sängerin Katharina Köppen den gut gelaunten Saal, auch wenn dieser den einen oder anderen freien Platz zu Beginn des Abends aufwies.
Der Stimmung tat dies keinen Abbruch und als „Viva Bella, Viva Colonia un Amore he am Rhing! Viva Bella, Viva Colonia, mer wolle nirjends anders hin“, von der Bühne erschallte, da war Schunkeln nicht nur bei den Tollitäten der Ki Ka Kai a angesagt. Die Boisheimer hatten nämlich nicht nur eine mitreißende Stimmung mitgebracht, sie waren sogar in freudiger Erwartung … schließlich wird bereits am Samstagabend, passenderweise ebenfalls im Bürgerhaus, ihr neues Prinzenpaar inthronisiert.

Die frische, närrische Atmosphäre nahmen die „Vierscher Mispelblüten“ auf, die in diesem Jahr ihren Showtanz mit brasilianischen Klängen gewürzt hatten. Samba de Janeiro, wer das bekannte Musikstück hörte, kann traditionell nicht ruhig am Platz verweilen – egal zu welcher Jahreszeit, während auf der Bühne federgeschmückte, bunte Kostüme dem mitreißenden Takt folgten.

Dass die berühmten Bretter, die die Welt bedeuten, dann von „De Schlofmütze“ mühelos erobert wurden, liegt Ralf Heeg und Rainer Buch eigentlich im jecken Blut. Seit 2018 stehen beide gemeinsam auf der Bühne und das rheinische Duo ist Garant für gute Laune.
Mit ihrer ersten Single „Marieche danz hück nur met mer“ fanden sie schnell einen Platz auf den Programmen rund um Köln und im Ruhrgebiet. Mittlerweile haben die Frohnaturen 16 eigene Singles und ein Album veröffentlicht – dass in Dülken ihr neuer Titel „Tüdeldü (Schwing dat Föttche hin und her)“ neue Fans fand, war nicht verwunderlich.

Die Lachmuskeln kitzelte nach den musikalischen Einlagen „Antje Pikantje“, alias Steffi Becker, mit Büttenrede und stimmlichen Können. „Ich bin so froh, dass wir endlich mal wieder etwas Spaß und Freunde haben können“, so die Künstlerin in passender gestreifter, niederländischer Tracht mit weißem Häubchen und natürlich Käse im Gepäck.
Auch wenn der eigentliche Weg aus Lobberich ins Dülkener Bürgerhaus nicht ganz so weit war, ihre närrische Darstellerin wusste nach einem Grenzübertritt das eine oder andere Detail zum Schmunzeln und ausgefülltem Lachen über die niederländischen Nachbarn zu berichten.

Ebenfalls aus Nettetal hatte die Showtanzgruppe Lollipop einen Hauch von Hollywood mitgebracht. Die zwanzig Tänzerinnen im silber-schwarzen Outfit brillierten nicht nur mit Bewegungen aus dem klassischen Gardetanz und geschickte Hebefiguren, sie wussten raffiniert Tradition mit modernen Abläufen zu vermischen, die von einem Höhepunkt des mittlerweile fortgeschrittenen Abends zum nächsten führten.

Dabei ist Entertainer und Sänger André Wörmann eigentlich mehr im Schlagerbereich beheimatet. Dass er aber auch im Karneval glänzt, das konnte er in Dülken mit einer Schlagerreise von damals bis heute unter Beweis stellen. Schließlich begleitet ihn Musik schon sein Leben lang und so ging er bereits mit acht Jahren in die Musikschule, wo seine erste Bandformation entstand.
Seine „Schlager trifft Weihnacht“-Weihnachtsmärkte im Ruhrgebiet mussten zwar während der Corona-Zeit pausieren, dafür wusste Wörmann sein Publikum mit „Balkon-Hof-Konzerten“ zu erreichen. Ob nun im Dortmunder Schlagergarten, bei der Linus-Talentprobe im Kölner Tanzbrunnen oder eben beim Vorstellabend der FEN, sein musikalisches Portfolio ist groß und reicht von Deutsch-Pop über Pop-Schlager bis hin zu Dance- oder Party-Schlager.

Der letzte Auftritt gebührte, wie auch bereits 2019, einem heimischen Sänger und „Gewächs“ des Niederrheins, welcher bereits vor dem Auftritt von André Wörmann ein kleines Zwischenspiel gegeben hatte. Als lebendiges Bühnenbild hatten sich hierzu schunkelnd die verschiedenen Vereinsvertreter versammelt.
Sänger und DJ Detlef Belk hat gerade die Oktoberfestsaison mit der erfolgreichen Veröffentlichung seines neuen Titels „Adonis“ beendet. Dass er sich auf den närrischen Bühnen ebenso Zuhause fühlt, das muss der hiesige Künstler schon lange nicht mehr beweisen, wird er doch nicht nur gerne gebucht, der Süchtelner weiß zudem raffiniert sein Publikum zu begeistern. Für die Karnevalisten ein Abend, wie er lange überfällig war und einen ersten Startschuss zum kommenden Hoppeditzerwachen gab.

Auch der Rheinische Spiegel verabschiedete sich in die Nacht – mit dem Trömmelche im Herzen und einigen, leicht abgewandelten Liedzeilen der Klüngelköpp im Ohr … „Wenn am Himmel die Stääne danze un dr Dölker Dom sing Jlocke spillt, jo dann weiß ich dat ich doheim bin, jo doheim bin heh an dr Nette … (nb)

