In Nettetal und Viersen wird in der nächsten Woche über die Bürger- und Parteianträge zum Thema Baumschutzsatzung diskutiert und abgestimmt werden. Die verschiedenen Anträge stammen von Natur- und Umweltschützern, Parents for Future und von den GRÜNEN.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Viersen/Nettetal – In den zurückliegenden Jahrzehnten scheiterten alle vom BUND vorgebrachten Bürgeranträge zu Baumschutzsatzungen, nun wird ein erneuter Versuch in Viersen und Nettetal gestartet.
„Fakt ist, dass diese jetzigen Abstimmungen in Nettetal und Viersen – und demnächst in allen übrigen
Städten und Gemeinden im Kreis Viersen – eine allerletzte Gelegenheit bedeuten; danach wird sich
eine Baumschutzsatzung wegen der dann geringen Zahl noch gesunder Bäume erübrigen“, so Almut Grytzmann-Meister, 1. Vorsitzende des BUND Stadt und Kreis Viersen, und Horst Meister, Mitglied im Naturschutzbeirat im Kreis Viersen.
Der Klimawandel, auch am Niederrhein, habe inzwischen katastrophale Ausmaße erreicht, die nicht
mehr durch „das übliche Taktieren oder Schönreden der politischen Parteien“ gestoppt werden könnten. Es ginge jetzt nicht mehr darum, ob die politisch Verantwortlichen in Städten und Gemeinden durch konkrete Maßnahmen die Klimakatastrophe vor Ort abwenden können, sondern nur noch, „wann diese Damen und Herren Lokal-Politiker die Zeichen der Zeit erkennen und endlich handeln“, so die Naturschützer.
„Aus der Verwaltungsvorlage der Stadt Nettetal für die bevorstehende Sitzung ist zu entnehmen,
dass man dort nach wie vor nicht gewillt ist verantwortungsbewusst zu handeln: Nach altbewährter
Praxis verschiebt man Entscheidungen wieder mal auf irgendeinen Stankt-Nimmerleins-Tag. Ob in Viersen ähnliches zu erwarten ist, wird sich bald zeigen“, erklärt Grytzmann-Meister.
Aber auch alle übrigen Kommunen im Kreis stünden vor dem gleichen Dilemma. Die Naturschützer sind sich sicher, dass alle bisher nach dem Rheinischen Prinzip handeln: Es ist noch immer gutgegangen! „Das bedeutet: Schneller als die meisten glauben, werden die Stadtbäume – aus unterschiedlichen Gründen – dezimiert: Bauvorhaben aller Art, Trockenheit, Verkehrssicherungspflicht, Sichtschutz, Angsträume, Laub, Pflegeaufwand, Nachbarschaftsstreitigkeiten usw.“, so Horst Meister.
Beide sind sich sicher, „die Lokalpolitik wird sich daran messen lassen und bei den bevorstehenden Wahlen Rechenschaft darüber ablegen müssen, ob sie sehenden Auges die Klimakatastrophe in ihrer Stadt weiter befördern will – oder ob sie endlich aufwacht und handelt. Denn die Einführung einer Baumschutzsatzung ist ja erst der Anfang dieser Bemühungen, etwas gegen die Klima- Katastrophe zu tun! Nichthandeln bedeutet irreparable Schäden begünstigen.“
Als Beispiel führen die Naturschützer den Kahlschlag auf dem Gelände einer Erbengemeinschaft in Breyell an. „Eine Baumschutzsatzung ist nämlich auch ein Gradmesser, wie die Stadt und das Forstamt selbst mit dem Schutz der Bäume umgehen. Deshalb hoffen wir, dass die bisherige Blockadehaltung etlicher Ratsmitglieder gegen eine Baumschutz-Satzung endlich gebrochen“, unterstreicht die 1. Vorsitzende des BUND Stadt und Kreis Viersen.
In Viersen hatte zuletzt eine Fällaktion auf dem EGN-Gelände für Aufsehen gesorgt. „Es ist erschreckend, wie gleichgültig Politik und Öffentlichkeit in unseren Kommunen inzwischen mit derartigen Vorfällen umgeht. Eines ist klar: Wer jetzt nicht handelt, macht sich mitschuldig an allen bevorstehenden Katastrophen“, so die Naturschützer abschließend. (nb)

