Corona-Lage: „Spielraum für Lockerungen ist komplett aufgebraucht“

Die Zahl der Neuinfektionen geht zwar deutlich zurück, befindet sich aber auf hohem Niveau. Täglich sterben 200 bis 300 Menschen an Corona. Es gebe keinen Spielraum für Lockerungen mehr, betont Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.

Corona/Deutschland – „Wir haben nach wie vor sehr hohe Fallzahlen. Wir haben 200 bis 300 Tote pro Tag, und die Zahl der Menschen, die sterben, steigt sogar noch an“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in einer Pressekonferenz zur Corona-Lage. Auch wenn der Höhepunkt der aktuellen Welle überschritten sei, müsse im Herbst mit einer weiteren Welle gerechnet werden.

Zeit bis zum Herbst nutzen
Den Ausgang der Impflicht-Abstimmung im Bundestag bezeichnete er in diesem Zusammenhang als bittere Niederlage. Dies sei eine schlechte Nachricht insbesondere für gefährdete Gruppen, jene mit Immundefiziten sowie Beschäftigte im Gesundheitswesen, die sich „seit mehr als zwei Jahren aufopferungsvoll für schwerstkranke Covid-Patienten eingesetzt haben und das weiter tun“, so Lauterbach. „Ich hatte gehofft, dass wir im Herbst in einer anderen Lage sein würden. Das ist jetzt ungewisser“, sagte der Gesundheitsminister.

Der Spielraum für Lockerungen sei damit komplett aufgebraucht. Darüber hinaus brauche es eine kreative Impfkampagne, um die weiterhin große Impflücke insbesondere bei den über 60-Jährigen zu schließen. Lauterbach: „Wir müssen die Zeit nutzen, um über die nächsten Monate kontinuierlich für die Impfung zu werben. Wenn wir das kreativ und gut machen, wird das auch für den Herbst einen Unterschied machen.“

Schutz der besonders gefährdeten Gruppen
Der Minister machte außerdem auf das Angebot der Viertimpfung aufmerksam. Diese wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für alle Menschen ab 70 Jahren sowie für Personen mit bestimmten Risikofaktoren empfohlen. Noch werde sie aber zu wenig in Anspruch genommen.

Die Bedeutung der Impfung hob auch Lothar Wieler hervor. Durch die hohen Fallzahlen sei die Unterbrechung von Infektionsketten nicht mehr möglich, betonte der Präsident des Robert Koch-Instituts. „Der Fokus unserer Strategie verschiebt sich also zunehmend auf den Schutz der vulnerablen Gruppen sowie der Abmilderung der Folgen. Alle Daten belegen, dass eine Grundimmunisierung und insbesondere die Auffrischungsimpfung einen sehr hohen Schutz vor schweren Verläufen auch mit Omikron bieten“, so Wieler. (opm)