Otto Strutz würdigte in Viersen die Helfenden der Bauspielplätze – und ihren Beitrag zur Zukunftserziehung.
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler
Viersen – Im Käffchen am Steinkreis trafen am vergangenen Samstag Vergangenheit und Zukunft aufeinander – im besten Sinne. Otto Strutz, langjähriger Leiter der Offenen Tür Hubert-Vootz-Haus in Viersen, stellte im Kreis ehemaliger Helferinnen und Helfer der Viersener Bauspielplätze seinen Beitrag „Das Bauvolk der kommenden Welt“ im neu erschienenen Sammelband „Erziehung für die Zukunft – Die Praxis der Sozialistischen Jugend NRW in Krisenzeiten“ vor.
Das 520 Seiten starke Fachbuch aus dem Klartext Verlag beleuchtet die vielfältige und ideenreiche Bildungsarbeit der Sozialistischen Jugend – Die Falken in Nordrhein-Westfalen. Mit Beiträgen von Praktikerinnen, Theoretikerinnen und Aktivist*innen zeigt das Buch auf, wie politisch-pädagogische Arbeit auch in herausfordernden Zeiten gelingen kann.
Für Otto Strutz war es eine besondere Ehre, zu diesem Werk beizutragen – und noch mehr: ein emotionaler Anlass, Danke zu sagen. Die Einladung richtete sich gezielt an die ehemaligen Helfenden der Bauspielplätze aus den Jahren 2009 bis 2023, deren Einsatz den beschriebenen Projekten überhaupt erst Leben eingehaucht hat. „Ohne die Helfenden – keine Ferienaktion. Ohne Ferienaktion – kein Buchtext. Das, was ihr geleistet habt, ist unbezahlbar. Mein Beitrag im Buch ist auch euer Denkmal!“, betonte Strutz. Rund zwanzig ehemalige Helfer*innen waren der Einladung gefolgt. Es wurde gelacht, gestaunt, erinnert. Nicht wenige der Anekdoten begannen mit dem Satz: „Wisst ihr noch, als…?“

Der Beitrag von Otto Strutz trägt den Titel „Das Bauvolk der kommenden Welt“ – eine augenzwinkernde Hommage an das sozialdemokratische Erbe der Falken und zugleich eine kraftvolle Beschreibung dessen, was Kinder und Helfende auf den Bauspielplätzen erleben.
Drei Wochen lang wurden dort jedes Jahr Hütten gebaut, Abenteuer erlebt und Gemeinschaft gestiftet. In Spitzenzeiten wurden bis zu 80 Kinder pro Woche betreut – manchmal wurden dabei über zehn Tonnen Holz verarbeitet. „Nur wenige Menschen wissen, wie viel Engagement, Kraft und Verzicht die jungen Erwachsenen gegeben haben um die Bauspielplätze verwirklichen zu können. Nie konnte das ausreichend belohnt oder vergütet werden. Da bleibt der Text im Buch als kleines „Denkmal“ und mein tiefer, von Herzen kommender Dank. Alle dürfen zu Recht sehr stolz sein auf das, was möglich gemacht wurde!“, erklärte Strutz.
Strutz selbst ist ein Mann mit Bodenhaftung – und viel Geschichte. Geboren 1960, gelernter Zahntechniker, Trainer für intuitives Bogenschießen, seit den späten 1970er-Jahren aktiver Jugendverbandsarbeiter. Die Werkstoffe Holz und Metall sind ihm seit frühester Kindheit vertraut: Bis zu seinem zehnten Lebensjahr lebte er mit seinen Eltern auf dem Gelände der Schreinerei seines Onkels. „Der Geruch von Sägemehl begleitet mich bis heute – es ist wie Heimat“, sagte er einmal. Seit 1991 leitete er das Hubert-Vootz-Haus in Viersen – über drei Jahrzehnte lang prägte er damit die offene Kinder- und Jugendarbeit am linken Niederrhein. Dass ihn der Landesverband NRW der Falken gleich dreimal um einen Buchbeitrag bat, sieht Strutz nicht nur als Anerkennung, sondern auch als Verpflichtung. „Das Bauen im Team stärkt auch in kleinsten Erfolgen das Selbstwertgefühl der Kinder und das hilft sie zu wappnen für kommende Aufgaben im Leben. Es ist ein tolles Erlebnis Tag für Tag die Konstruktionen/Gebäude der Kinder wachsen zu sehen, und das geht nicht nur den Helfenden so. Zudem geben wir den Kindern das reale Abenteuer zurück.“
Was für viele Kinder ein Sommerabenteuer war, bedeutete für die jungen Helfenden Verantwortung, Organisation und Verzicht. Drei Wochen lang für andere da zu sein, bei Hitze, Regen und mit vollem Einsatz – das ist nicht selbstverständlich. Der Nachmittag im Käffchen war mehr als eine Buchvorstellung – er war ein Dankeschön, eine Würdigung und ein kleines Fest der Erinnerung. Und er zeigte: Wer an der kommenden Welt baut, braucht Menschen, die mit Herz und Haltung vorangehen.
Buchtipp:
Erziehung für die Zukunft – Die Praxis der sozialistischen Jugend NRW in Krisenzeiten
Herausgegeben von Maja Iwer, Katia Heibel, Sebastian Kolkau
Klartext Verlag, erschienen am 30.04.2025
520 Seiten, Broschur, 24,95 €
ISBN: 978-3-8375-2706-3
Mit einem Beitrag von Otto Strutz: „Das Bauvolk der kommenden Welt“ (sk)
