Das Trömmelche rief die Jecken nach „Düsheim“

Die Möhne haben die Rathäuser am Niederrhein erobert, den Narren gehört in diesen Tagen die Macht. Meist hat der Saalkarneval bereits seinen Ausklang gefunden. Bei der Galasitzung der Ki Ka Kai a bebte das Dülkener Bürgerhaus allerdings noch am „Rußigen Freitag“.
Von RS-Redakteurin Mathilda Beckers und Fotograf Martin Häming

Dölke/Bossem – Der Höhepunkt der jecken Tage steht nicht nur bevor, er hat längst begonnen und die Karnevalsgesellschaft Ki Ka Kai a 1902 e. V. nutzte die mitreißende jecke Stimmung direkt noch für ihre beliebte Galasitzung im Dülkener Bürgerhaus. Eine Galasitzung, die zudem das besondere Jubiläum der 11 x 11 Jahre der Boisheimer Gesellschaft krönte. Da dafür in Boisheim selbst kein Platz ist, hatte die „rote Welle“ bereits in der närrischen Zeit zuvor das Bürgerhaus kurzerhand zu Düsheim erkoren – ein Mix aus Dülken und Boisheim.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Und es gibt jede Menge jecke Einwohner in Düsheim, wie Präsident Frank Paul Steffens und Helmut Uhing gemeinsam mit großer Freude feststellten. Sie griffen an diesem Abend zu den Mikrofonen und sorgten für jubilierende Herzen und lachende Seelen mit einem bunten, begeisternden Programm, welches im Scheinwerferlicht natürlich traditionell mit dem Einzug der Gesellschaft startete. Dass hierbei zwei ganz besondere Mitglieder nicht fehlen durften, das ist klar, denn in königlichen Roben genossen Prinz Michael I. und Prinzessin Yvonne I. den Weg durch die Jecken … wie schon vor rund drei Monaten bei ihrer fantastischen Proklamation an selber Stelle.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming
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Als sich dann auch noch ein Tanz der Kindergarde anschloss, da schmolzen die Gäste sowieso dahin. Was gibt es auch Schöneres als der närrische Nachwuchs, bei dem auch die Dölker Kinderprinzessin Abelina I. mit ihrem Talent als Mariechen begeisterte. Da konnten selbst die befreundeten Prinzenpaare nur ganz knapp mithalten, die gemeinsam ein letztes Mal das Podium des Dülkener Bürgerhauses stürmten. Allroundmusiker Roland Zetzen kümmerte sich derweil um die passenden Klänge, schließlich wollen so viele Tollitäten auch standesgemäß begrüßt werden.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Aus Viersen, Dülken, Süchteln, Nettetal, Willich und sogar Wesel sowie mit der Süchtelner Weinkönigin war der große und kleine Karnevalsadel dabei. Was für ein fantastisches Bild auf dem Dölker Podium, welches nur schwerlich noch zu toppen war.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

So viel geballtes jeckes, blaues Blut gab der Atmosphäre nochmals Schwung für die Erkelenzer Band Hätzblatt. Seit 1995 haben Reiner Jennißen (Gesang, Trompete, Saxophon), David Venrath (Schlagzeug), Ingo Cremers (Gesang, Gitarre), Uwe van Helden (Bass), Marco Winkler (Gitarre, Flitsch, Bass, Gesang) sowie Christopher Viehausen (Gesang, Keyboard, Quetsch) genau den richtigen Mix aus eigenen Texten und rheinischen Hits dabei. „Willkommen in der Welt der spaßgemachten Musik, Unsere Welt ist grenzenlos offen!“, ist ihr Motto – eine Welt, die zum Singen und Schunkeln einlud.

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Ein herrlicher Stimmungsmix für die Ohren, der dafür sorgte, dass man einfach mitschunkeln und klatschen musste. Apropos klatschen, ja das hörte natürlich auch nicht auf, als die Tanzmädels der Showtanzgruppe Surprise& Fantasy den Saal eroberten. Aus Mönchengladbach kommen die Tänzerinnen, die im Piratenoutfit und zu den Klängen von Jebroer, DJ Paul Elstak & Dr Phunk mit ihrem Elektrostück Engeltje einliefen. Die Showtanzgruppe gehört zur Karnevalsgesellschaft Alles onger ene Hoot und obwohl sie ja nun aus der Nachbarstadt stammen – bisher haben sie viel zu wenig auf Vierscher Bühnen gestanden.

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Mit dem Tanz der Frauen der Ki Ka Kai a, setzte die gastgebende Gesellschaft einen weiteren Höhepunkt, schließlich lassen sich die Damen für ihr jeweils amtierendes Prinzenpaar immer etwas Ausgefallenes einfallen. Standing Ovations waren ihnen gewiss, wie schade eigentlich, dass damit die Darbietungen der vereinseigenen Gewächse ihren Abschluss fanden.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Von kraftvoll laut ging es nach etwas leiser aber nicht ruhiger. Kabarettist Christoph Brüske tourt aktuell mit seinem Soloprogramm „Tanz mit dem Vulkan“. Den Kriegen und der Wirtschaftskrisen, der Hetze und dem Irrsinn stellt er sich auf seine ganz persönliche Art und Weise mit Humor entgegen. Mit Feinheiten und Spitzfindigkeiten weiß der ehemalige Opernsänger und der Polit-Kabarettist umzugehen. Dabei greift er aktuelle Begebenheiten auf, mixt sie gekonnt durch und spukt sie als ein genussvoller Cocktail wieder aus, mit dem man den Vulkanausbruch entspannt direkt in erster Reihe genießen kann.

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Gut, die Lachmuskeln konnten sich bei seiner Darbietung allerdings nicht wirklich ausruhen, und als das eine oder andere Lachtränchen noch schnell weggewischt wurde, stand das Tanzcorps der Karnevalsgesellschaft Husaren Schwarz-Weiß 1950 e.V. bereit.

Wer hätte gedacht, dass die Wurzeln dieses Vereins in der Chemie Faser AG liegen, die sich 1950 zusammenfand um eine Karnevalsgesellschaft zu gründen. Hierzu musste natürlich bei der Firmenleitung ein Antrag gestellt werden und so erblühte die „Faser-Husaren Schwarz-Weiß“ Siegburg. Fünfzehn Jahre lang funktionierte das gut, bis das Werk geschlossen wurde und die Mitglieder der Faserhusaren neue Wege gingen. 1967 gehörten dem Verein gerade einmal noch acht Husaren an und es ist dem Engagement einiger Idealisten zu verdanken, dass die Karnevalisten das beeindruckende Tanzcorps nun auch auf der Dülkener Bühne willkommen heißen konnten.

Dieses Corps nämlich sicherte sich zwei Mal den Deutschen Meister und den Europameister bei den gemischten Garden (1989 und 1990). 2003 erhielt Choreografin Daniela Arucaj mit ihren TänzerInnen den Ettlinger Narrenbrunnenpreis und 2014 konnte auch das Jugendtanzcorps die Deutsche Meisterschaft in der Disziplin Tanzgarden weiblich erringen … übrigens nur einige der beeindruckenden Auszeichnungen.

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Kabarettist, Tanz … und Comedy mit Georg Leiste stand auf dem Programm. Leiste selbst brillierte schon im Circus Roncalli oder Flic Flac. Wirklich, der Comedian, der auf der Bühne stand und so gar nicht nach Hochseilartist aussah, hat einen riesigen Fundus an ungeahnten Talenten. Ob als Clown oder Akrobat, Georg Leiste ist in allem Beifall-sicher. Dass er nämlich Komiker werden will, dass wusste er schon früh und absolvierte deshalb im Alter von 17 Jahren eine Ausbildung in der Schweiz an der Clown-Schule Scuola Teatro Dimitri. Maskenspiel, Artistik Pantomime – Georg Leiste machte vor nichts Halt … nicht damals und nicht heute.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Mit Glucksen, Schmunzeln und lauten Lachern übergab er das närrische Feiervolk an die letzten Künstler des leider viel zu schnell vorangeschrittenen Abends. Die Karnevals-Cover-Band „SO!LALA“ wurde zwar bereits 1991 gegründet, sie reist allerdings seit 2017 mit frischem Wind in den Segeln und verbreitet auf ihre ganz eigene Art und Weise die aktuellen Hits aus dem Kölner Karneval.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Am Mikrofon sorgten Liam Schmitz und Sebastian „Seppi“ Böing für eine Stimmungskanone nach der anderen. Begleitet an der Gitarre von Frank „Steve“ Krekelberg, von Schlagzeuger Erik Körfer, Martin Löhrer am Bass, Christoph Schmitz am Keyboard und natürlich Techniker Christoph Basten war bei dem fesselnden, jecken Flair keine Zeit für einen Wehmutstropfen. Schließlich kann man die Tage bis zum Aschermittwoch schon mit wenigen Fingern abzählen und dann heißt es wieder warten, bis die Wände des Dülkener Bürgerhauses erneut so großartig erzittern werden … (mb)