Er ist das berühmte Wahrzeichen der griechischen Stadt Thessaloniki: der Weiße Turm. In vergangenen Zeiten von den Osmanen als Folterkammer genutzt, beherbergt er heute ein byzantinisches Museum.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Thessaloniki/Griechenland – Am Thermaischen Golf und Stadtrand der zweitgrößten griechischen Stadt Thessaloniki gelegen, wurde das berühmte Wahrzeichen bereits im 15. und 16. Jahrhundert erbaut. Der Weiße Turm (Lefkós Pýrgos) diente ursprünglich als Befestigungsanlage, seit 1983 ist ein Museum für byzantinische Kultur das Ziel der zahlreichen Besucher. In dem historischen Bollwerk kann so ein Blick auf die Geschichte der Stadt mit Kleidungsstücken, Münzen, Schmuck sowie Werkzeugen geworfen werden.
Rund 30 m ist die Wehranlage hoch, kann auf einen stolzen Durchmesser von 23 m verweisen. Noch bis 1917 war der Turm mit einer Mauer ergänzt und von Wachtürmen umgeben. Eine dreimal so große Fläche konnte hierdurch geschützt werden, auf welcher die Hafengeschütze Platz fanden. Mauerreste wurden im Jahre 2007/08 freigelegt. Bis heute sind Nachweise des ursprünglichen Daches nur in Zeichnungen erhalten geblieben.
Eine spiralförmige Treppe und ein gewölbter Gang führen durch den Turm, verbinden die sechs Etagen mit zentralen Räumen und Schießscharten.
An der heutigen Stelle des Weißen Turms stand zunächst ein byzantinischer Turm. Auf seinen Ruinen ließ Süleyman der Prächtige nach der Eroberung Thessalonikis durch den osmanischen Sultan Murad II. 1430 die Sehenswürdigkeit mit einem weiteren Turm errichten. Der westliche Turm existiert nicht mehr. Noch bis 1912 wies eine Inschrift auf den Bau im Jahre 942 des islamischen Kalenders hin (1535 – 1536 n. Chr.). Bekannt wurde der Turm zunächst als „Turm des Blutes“ oder „Roter Turm“, denn das Bauwerk diente den Osmanen als Truppenunterkunft, Befestigungsanlage und Gefängnis.
Neben Folterungen berichtet die Geschichte zudem von einer umfassenden Tötung der Gefangenen im Jahre 1826 auf Befehl des Sultans Mahmud II. Bis ins 19. Jahrhundert hinein hielt sich der ursprüngliche Name des Turms, der nach der Eroberung von Thessaloniki 1912 innerhalb des Ersten Balkankrieges durch den griechischen Thronfolger Konstantin I. im Rahmen einer symbolischen Handlung weiß gekalkt wurde. Heute ist der Turm eher grau, bekannt ist er jedoch immer noch als Weißer Turm – als Zeichen dafür, dass die osmanische Herrschaft endgültig beendet wurde.
In der neueren Vergangenheit des Zweiten Weltkriegs diente der Weiße Turm deutschen Truppen als Lebensmittellager, beherbergte die griechische Luftabwehr sowie eine Marineschule oder wurde als Wetterstation genutzt. Er war sogar indirekt Auslöser eines politischen Streits zwischen Mazedonien und Griechenland, denn als es zum Namensstreit kam gab das griechische Nachbarland kurzerhand eine inoffizielle und illegale Banknote mit einem Abbild des Weißen Turms heraus. (nb)