„Einmarsch für die KG Stadtmitte“ – Ein mitreißender Karnevalsauftakt und jeckes Flair

Der Karnevalsauftakt der KG Stadtmitte 1936 e. V. Mönchengladbach ist schon etwas ganz Besonderes. Ursprünglich jeck und närrisch gekonnt zog er zahlreich die Karnevalisten ins Gemeinschaftszentrum „Das Westend“.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Mönchengladbach – Die Uniformen aus dem Schrank geholt, die Tanzstiefel auf Hochglanz poliert, endlich stand die neue närrische Session an. Auch bei der KG Stadtmitte 1936 e. V. Mönchengladbach wurde der Karnevalsauftakt freudig erwartet und so konnte Jürgen Ponto, als 1. Vorsitzender der Gesellschaft, froh gestimmt seinen Blick über die Mitglieder und Gäste des Abends werfen. Dass er bei seiner Begrüßung besondere Ehrenmitglieder wie Ernst Braun und Günther Friedrich, sowie den Ehrenkommandanten Ernst Dietschi nicht vergaß gehörte fest zum traditionellen Ablauf. An seine beschwingten Worte schlossen sich die Kindergarde und Tanzgarde an, allerdings ein wenig geschrumpft, die ersten Viren sorgen leider auch für Ausfälle auf der Bühne.

Foto: KG Stadtmitte 1936 e. V. Mönchengladbach

Den großen Dank für das engagierte Training, was einen so fantastischen Auftritt möglich machte, durften die Trainerinnen Jenny Dietschi, die gerade frisch verheiratete Jasmina Thissen und eigentlich Hannah Müller entgegennehmen. Letztere war selbst krankheitsbedingt verhindert, der Blumenstrauß in den Vereinsfarben wurde so auch zum Genesungswunsch, den Sebastian und Jenny Dietschi sowie Jasmina Thissen mitsamt dem neuen Sessionsorden überbrachten.

Dass ein solches Programm aber nicht nur aus den eigenen Reihen kommen kann, das ist klar und so sorgte die kölsche Mundart-Band KWIEN – de Stäänefleejer vum Rhing für beste Stimmung. Von „Kumm danz met mir“ bis hin zu „M’r levve he …“ hatten sie Party- und Schunkelfeeling für die närrischen Feierbiester aus Erftstadt mitgebracht. Ihr Auftritt war dabei in verschiedener Hinsicht etwas Besonderes, war er doch ein Hutkonzert zugunsten der Kinderkrebshilfe.

Foto: KG Stadtmitte 1936 e. V. Mönchengladbach

Die Gäste füllten den Hut gerne, während die Ordensausgabe an die eigenen Mitglieder erfolgte und an die sich der Auftritt der KG Rot-Weiss Genhülsen 1949 e. V. anschloss. Die Gesellschaft, die im Januar selbst mit einer Herrensitzung und einer Damensitzung in die Aula Rheindahlen lockt, musste allerdings zunächst etwas Wichtiges klären. Wer nämlich darf das Mikrofon gekonnt führen? Die Frage, die eher ungewöhnlich scheint, wurde ebenso ungewöhnlich geklärt als der 1. Vorsitzende Christian Jansen und der 2. Vorsitzende Sebastian Klatt sich kurzerhand ein Schnick-Schnack-Schnuck-Duell lieferten. Man glaubt es kaum und die Menge begleitete das Spiel mit glucksendem Lachen aus dem Christian Jansen erfolgreich hervorging und so zum Tabellenführer bei der Vereinsmeisterschaft um den Titel des SSS-König 23/24 wurde.

Nun waren die beiden zwar fast ein eigener Programmpunkt, aber sie hatten natürlich auch das Highlight der Gesellschaft mit der großen Tanzgarde unter der Trainerin Samira Ahment dabei. Die KG Rot-Weiss Genhülsen 1949 e. V. hat zudem eine hervorragende Kindertanzgarde, für die der Auftritt zu Beginn des späten Abends allerdings leider zu spät gewesen wäre.

Foto: KG Stadtmitte 1936 e. V. Mönchengladbach

Die nächste Stimmungskanone im Gemeindezentrum kündigte sich im Anschluss mit der KG Rot Gold Rödingen Höllen auf Titz an, zu der es ebenfalls eine interessante Geschichte zu berichten gibt. Seit Ende 2022 besteht nämlich eine besondere Freundschaft, nachdem sich Kommandant Sebastian Dietschi (KG Stadtmitte) und Geschäftsführer Alexander Pawlak (KG Rot Gold Rödingen Höllen) in den Sozialen Medien kennengelernt hatten. „Schlimmer wie Waschweiber“ lernte man sich bei einem Telefonat, welches auf gute zwei Stunden geschätzt wird, nach der Session besser kennen. Von Werbeanzeigen in Festheften bis hin zu Mitgliedern im Verein und Sponsorensuche war wohl so ziemlich alles dabei und Alexander Pawlak erfuhr dabei, dass die KG Stadtmitte zu den kleineren Vereinen mit nur einer Handvoll Ehrensenatoren zählt.

Ein Umstand, den es zu verändern gilt und so bewarb er sich kurzerhand um die Würde eines Ehrensenators. Für ihn und seine Gesellschaft nahm die KG Stadtmitte auch kurzerhand Stellung als Spalier, denn neue Senatoren wollen schließlich auch herzlich willkommen geheißen werden.

Foto: KG Stadtmitte 1936 e. V. Mönchengladbach

Der neue Ehrensenator ist 48 Jahre alt und führt in 2. Generation den Familienbetrieb als Raumausstatter. Tanzen kann er übrigens auch, denn er war jahrelang bei der Gruppe Dancing & Littlemouse der KG Rot Gold aktiv und werkelt nun als Wagenbaumeister sowie Geschäftsführer. Ihm zu Ehren schwangen auch die sieben Mitgliederinnen der eigenen neu aufgestellten Tanzgarde die Beine in luftige Höhen. Die Mädels haben in zwei Monaten einen eigenen Tanz und neue Kostüme kreiert. Das Publikum war begeistert und der Klatschmarsch mündete in dem Einzug der Tollitäten aus Willich.

Die Prinzengarde der Stadt Willich, unter ihrem Kommandanten Michael Liedtke, begleitete dabei selbstverständlich das Schönste, was die Stadt Willich zu bieten hat, mit ihrem Prinz Fabian I. und Prinzessin Carina I. sowie den Ministern Andreas und Cornelia. Wenn sich an ein so wunderbares Bild auf der Bühne nun auch noch ein Gardetanz anschließt, dann frohlockt das närrische Herz. Erst recht, da es das erste Mal in dieser Session war, dass die Willicher Prinzengarde ihren Showtanz auf das Parkett brachte.

Foto: KG Stadtmitte 1936 e. V. Mönchengladbach

Na, und wo sowieso gerade das Gemeindezentrum im Licht der närrischen Tollitäten erstrahlte, da setzte die Prinzengarde der Stadt Mönchengladbach und die Großer Rheydter Prinzengarde dem Ganzen noch die jecke Krone auf. Natürlich zogen auch sie nicht alleine ein, sondern rahmten charmant ihr Prinzenpaar mit Prinz Jost I., seiner Prinzessin Niersia Elke und dem Hofstaat ein. Mit zwei passenden Schunkelliedern à la „Movie Star“ und „Jetzt erst recht“ sorgten sie zur vorgerückten Stunde für das besondere närrische Flair, welches die 5. Jahreszeit so unbeschreiblich schön macht.

Wie gewöhnlich verzichtet das Prinzenpaar auf persönliche Geschenke für den guten Zweck, hatte allerdings selbst ein persönliche Geschenk dabei. Wann nämlich darf man selbstgemachtes, köstliches Brombeergelee aus Früchten kosten, die wild an der Mönchengladbacher Wagenhalle wachsen. Das Prinzenpaar selbst sammelt, getreu ihrem Motto „Auch ich habe ein Herz für Jung und Alt“, für die Rollbrett Union (Jung) und für ein Seniorenbüro als Anlaufstelle für Bürger.

Ihre Standing Ovations mündeten in die mitreißenden Tänze der Eickener Karnevalsgesellschaft EKG „Schöpp op“ 1935 e.V. – übrigens die Heimatgesellschaft des Gladbacher Prinzenpaares. Nach der Mariechentanzgarde, Funkengarde und Solomajor Yannik fand der offizielle Teil sein Ende in einem gemütlichen Ausklang und dem wunderbaren Gefühl, dass endlich wieder das närrische Brauchtum gemeinsam begangen werden kann. (nb)