Viersens gute Stube hat eine Vielzahl von Veranstaltungen erlebt. Theater, Musik, Sport und sogar politische Kundgebungen der NSDAP waren darunter. Mittlerweile gibt die Viersener Festhalle seit über hundert Jahren Freigeistern, Fans und Feiernden ein Zuhause. Sie ist längst mehr als nur ein Gebäude, sie ist ein Zeugnis gelebter Geschichte.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz
Viersen/Sehenswürdigkeit – Wer heute den Künstlern auf der Bühne der Viersener Festhalle lauscht, davor feiert oder sich mit seinem Beifall bei Theaterdarstellern bedankt, der denkt meist nicht darüber nach, was die Festhalle Viersen im Laufe der Geschichte erlebt hat.
1913 nach den Plänen des Stadtbaumeister Eugen Frielingsdorf umgesetzt in einer Bauzeit von rund drei Jahren, war es eine Spende des Fabrikanten Josef Kaiser, der zum Anlass seiner Ernennung zum Kommerzienrat mit 130.000 Mark den Bau wesentlich unterstützte. Bis 1925 wurde die Festhalle zudem als Turnhalle genutzt und um 1939/40 einer Umgestaltung vollzogen, damit politische Veranstaltungen für die NSDAP möglich wurden.
1947 bis 1949 wurden die berühmten Symphoniekonzerte durch das NWDR-Rundfunkorchester von Viersen aus übertragen und auch in der späteren Zeit nutzte der WDR die Festhalle für Sendungen aufgrund der hervorragenden Akustik, die ebenfalls international bekannte Dirigenten von Wilhelm Furtwängler bis zu Thomas Beecham in die Kreisstadt zog.
Im Krieg nur unwesentlich beschädigt, war die Festhalle Viersen stetig im Gebrauch, wurde mehrfach renoviert und umgebaut, darunter 1997 durch die Unterstützung des Festhallen-Fördervereins. Als 1955 die Zeitschrift „Baukunst und Werkform“ Dirigenten nach den akustisch besten Konzertsälen der Welt befragte, wurden in Deutschland das Bremer Konzerthaus „Die Glocke“ und die Viersener Festhalle genannt.
Die Orgel von 1915 ist längst Vergangenheit, doch noch heute bietet die Festhalle einem hochkarätigen Programm an Theater, Musik, Kunst oder Brauchtum eine Heimat, wenn die Besucher erst den Haupteingang passiert haben, der von Säulen flankiert wird. U-förmig umschließt ein schmales Foyer den Saal, an welches sich Turngeräteräume und Garderoben anschließen. Im Inneren eröffnet sich der hohe Saal, der auf den Bühnenraum ausgerichtet ist mit Zuschauerbalkonen an den Längsseiten und einer großen Empore an der Rückseite.
Giebel, Säulen, Pilaster und Kapitelle kennzeichneten den Entwurf des Stadtbaumeisters, jedoch verschwanden die Pilaster sowie der plastische Schmuck bereits bei der Umgestaltung während des 2. Weltkriegs. Hinzu kamen in den Nachkriegsjahren Veränderungen durchaus auf Kosten der architektonischen Qualität. 2014 wurde zudem der angrenzende Hermann-Hülser-Platz umgestaltet. (cs)
Festhalle Viersen
Hermann-Hülser-Platz 1 | 41747 Viersen
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