Ein gefährlich wachsendes Problem ist der Hundekot auf Heuwiesen und Äckern. Werden Hundebesitzer von den Landwirten angesprochen, wird gerne auf den ‚guten Dünger‘ verwiesen. Der ‚gute Dünger‘ jedoch birgt eine Gefahr für Kühe und Verbraucher, deren Ausmaß bisher noch nicht abzusehen ist.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz
Region – Rund um die Felder und Wiesen stehen Reihen- und Mehrfamilienhäuser dicht an dicht, mehrfach täglich treffen sich vor ihnen Hundebesitzer und Vierbeiner zum Gassigehen ins Grüne. Da bieten sich die häufig uneingezäunten Heuwiesen geradezu an. In den sozialen Netzwerken geben Hundebesitzer sogar Tipps, wo sich Felder finden um den Hund frei laufen zu lassen. Dabei wird schnell vergessen, dass diese Wiesen Privatbesitz sind und der freilaufende Hund mit Wissen des Halters eine Ordnungswidrigkeit nach sich ziehen kann oder die Existenzgrundlage der Landwirte auf dem Spiel steht – zudem weisen immer mehr Fachmediziner auf die wachsende gesundheitliche Gefahr für Kühe und Verbraucher hin.
„Neospora caninum“ heißt der Parasit von dem Hunde befallen sein können. Der einzellige Parasit, der in der Vergangenheit bereits viel Aufmerksamkeit bekam, weil er als eine Ursache für Totgeburten bei Kühen gilt, ist vor rund 20 Jahren entdeckt worden. Der Hund ist gegenwärtig der einzig bekannte Endwirt der den Parasiten beherbergt und die gefährlichen Parasiten-Eier ausscheidet. Über den Hundekot nehmen die Kühe den Parasiten auf, Untersuchungen zeigen zudem eine erhöhte Zahl von Fehl- und Totgeburten bei Milchkühen auf. Zwar gab es bisher keine Übertragung auf den Menschen, Mediziner warnen aber vor einer Evolution des Parasiten.

All dies kann verhindert werden, wenn Hundehalter und Landwirte Hygieneregeln beachten. Dazu gehört die klare Regel, dass Hundehalter ihre Vierbeiner nicht frei über landwirtschaftlich genutzte Felder und Äcker laufen lassen, ganz besonders nicht im Zeitraum von April bis Oktober. Zudem sollte der Hund nicht unbeaufsichtigt umher streifen. Anhand eines Bluttests können Halter feststellen, ob ihr Hund bereits infiziert ist und auch Landwirte sind hier gefordert, denn gerade Hofhunde sind ebenfalls stark gefährdet. Deshalb haben natürlich Hunde nichts im Stall verloren und bei einem gehäuften Auftreten von Fehl- oder Totgeburten sollten Landwirte ihre Kühe unbedingt auf Neospora caninum untersuchen lassen.
Wichtig ist dabei zudem über das Vorurteil aufzuklären, dass wenn Gülle ausgebracht wird der Hundekot nicht schaden kann. Ganz abgesehen von den eigenen Eigenschaften von Gülle sind Kühe Pflanzenfresser, während Hunde eine andere Nahrungsgrundlage und Verdauung aufweisen. Die im Hundekot verbleibenden Futterreste würde eine Kuh nicht freiwillig fressen, bekommt den Kot aber im Heu vorgesetzt. Während bei Gülle, die über mehrere Wochen oder Monate gelagert wird, Erreger meist nicht überleben, gelangt der Hundekot unverdünnt in das Futterheu. Der Hundekot, der sich nur sehr langsam zersetzt, stört so die Nahrungskette der Kühe. Was frisch aus dem lebenden Organismus kommt, ist nicht mit Gülle zu vergleichen. Ähnlich ist es im Gemüseanbau, denn durch die Hinterlassenschaften von Hunden müssen die betroffenen Gemüsebereiche vernichtet werden und dürfen nicht mehr in den Verkauf gelangen.
Deshalb werben nicht nur die Landwirte in der Region Niederrhein für mehr Sensibilisierung, damit Kühen immer sauberes und hygienisch einwandfreies Futter vorgesetzt werden kann, und damit die Verbraucher weiterhin mit gutem Gewissen Gemüse mit Genuss verzehren können. (cs – übrigens selber Hundehalterin und Vierbeinerfan)
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