IHK-Gründungsreport 2023: Ein Minus von 5,57 Prozent bei den Neugründungen im Kreis Viersen

Henry Kaminiarz ist nicht nur Schüler und macht gerade sein Abitur an der Leonardo-da-Vinci Gesamtschule in Willich, sondern er ist auch Unternehmer, genauer gesagt ist er Sneaker-Reseller. Er handelt mit limitierten Turnschuhen von Herstellern wie Nike oder Adidas.

Kreis Viersen – „Sneaker sind meine Leidenschaft“, berichtet Kaminiarz. „Beim erfolgreichen Handel damit kommt es darauf an, dass man einerseits den Markt und den Wert der diversen Modelle und andererseits die Funktionsweise der verschiedenen Handelsplattformen genau kennt.“ Da der Willicher als Minderjähriger sein Gewerbe angemeldet hat, hatte das Amtsgericht die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein um eine Stellungnahme gebeten. „Wir haben seinem Antrag gerne zugestimmt, weil er sich in den Gesprächen als sehr engagierter und kenntnisreicher Nachwuchsunternehmer präsentiert hat“, berichtet Bert Mangels, Gründungsexperte der IHK.

So wie Kaminiarz haben sich im vergangenen Jahr 2.121 Menschen im Kreis Viersen selbstständig gemacht. Im gleichen Zeitraum haben auch 1.863 Unternehmerinnen oder Unternehmer ihre Firma aufgegeben. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 waren es 2.246 Gründungen und 1.855 Aufgaben. Damit verzeichnet der Kreis Viersen ein Minus von rund 5,57 Prozent bei den Gründungen und ein Plus von 0,43 Prozent bei den Aufgaben. Im Saldo hat die Zahl der Unternehmen im Kreis Viersen 2022 um 258 Firmen zugenommen. Das sind die wesentlichen Kennziffern des Gründungsreports 2023, den die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein auf der Datenbasis des Landes NRW erarbeitet hat.

„Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit verbundenen Preissteigerungen im Energiebereich haben die Wirtschaft vor enorme Herausforderungen gestellt und potenzielle Unternehmensgründungen in gewissen Bereichen wie der Gastronomie damit unsicherer gemacht“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz die Zahlen. Dazu komme die Inflation und der zunehmende Fachkräftemangel, der vielen Menschen gute Beschäftigungsperspektiven biete und das Gründungsgeschehen bremse. Steinmetz hofft, dass die angehenden Unternehmerinnen und Unternehmer angesichts der allgemein herausfordernden wirtschaftlichen Situation nicht den Mut verlieren und dass das Gründungsgeschehen nach der Beruhigung der Energiemärkte und einem Rückgang der Inflation wieder an Dynamik gewinnt.

Auch für Nordrhein-Westfalen sind die Zahlen ernüchternd. Während 2021 125.242 Neugründungen im Land verzeichnet werden konnten, waren es 2022 nur 118.879 – ein Minus von 5,08 Prozent. Die Zahl der Betriebsaufgaben in NRW nahm dagegen zu: 2021 wurden noch 91.304 registriert, im Jahr darauf waren es 99.829.

Der Trend machte auch vor dem IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein nicht halt: Die Unternehmensgründungen lagen 2022 mit 9.023 im Vergleich zu 9.239 Gründungen um 2,34 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Zahl der Geschäftsaufgaben im IHK-Bezirk nahm zu: 7.593 Gewerbeabmeldungen im Jahr 2021 stehen 7.777 im vorherigen Jahr gegenüber (2,42 Prozent). Im Saldo hat die Zahl der Unternehmen in der Region um 1.246 Firmen zugenommen.

Engagierte Jungunternehmer wie Henry Kaminiarz seien wichtig für die Gesellschaft: „Sie geben etablierten Unternehmen wichtige Impulse, beleben Märkte, schaffen Innovationen und Arbeitsplätze.“ Damit mehr junge Leute, den wichtigen Schritt in die Selbstständigkeit wagen, fordert der IHK-Hauptgeschäftsführer mehr Unterstützung der Politik. „Wir brauchen Rahmenbedingungen, die unternehmerisches Engagement fördern und nicht ausbremsen“, so Steinmetz. „Wir fordern zügige, digitale und unbürokratische Gründungsprozesse, einen einfachen Zugang zu Fördermitteln und steuerliche Vereinfachungen für Gründer und Kleinunternehmer.“

Wie dem Sneaker-Experten Henry Kaminiarz hilft die IHK allen angehenden Existenzgründerinnen und -gründern. „Wir stehen ihnen mit unseren Dienstleistungen zur Seite, damit Fehler vermieden werden und aus einer Idee ein erfolgreiches Geschäftsmodell wird“, sagt IHK-ExperteSebastian Greif und appelliert, das umfangreiche Beratungsangebot der IHK zu nutzen. „Der Schritt in die Selbstständigkeit sollte gut vorbereitet werden.“

Angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern steht Existenzgründungsberater Bert Mangels (Tel. 02151 635-335, E-Mail: bert.mangels@mittlerer-niederrhein.ihk.de) zur Verfügung. Der Gründungsreport 2023 ist als Download-Datei auf der Website der IHK veröffentlicht: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/30756 (opm)

IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (l.) und IHK-Existenzgründungsberater Sebastian Greif (r.) stellten gemeinsam mit dem Jungunternehmer Henry Kaminiarz den Gründungsreport 2023 vor. Foto: IHK