In Viersche feierten die Jecken mit Bauarbeitern, Schokoladenfans und Hollywoodstars

Es war der krönende Abschluss der Jubiläumssession des Festausschusses Viersener Karneval, als die Viersener Prinzenpaare, umjubelt von ihrem närrischen Hofstaat, hoch auf ihren Prunkwagen durch die Innenstadt zogen. Ein fulminanter Abschluss der dieses Mal enorm kurzen 5. Jahreszeit.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Fotograf Martin Häming

Viersche – Es war kurz vor 13:11 Uhr, als die Viersener Prinzengarde die berühmte Kanone zum Zebrastreifen am Remigiusplatz schob. An den Straßenrändern standen die Jecken bereits eng aneinander, hier und da ertönte bereits ein Helau, während die letzten Zugteilnehmer schnell den passenden Platz einnahmen. Sie alle zusammen ergaben traditionell das meisterhafte Rezept für das wunderbare Winterbrauchtum, welches in den kommenden Stunden beim Höhepunkt der jecken Session am Tulpensonntag gefeiert werden sollte.

Als dann der Kanonenschlag ertönte und weithin zu hören war, waren es die engagierten Mitglieder der Zugleitung, die die passenden Wagen und Fußgruppen (ganze 95 an der Zahl) auf ihren Weg schicken. Spätestens auf der Kreuzung an der Dülkener Straße schaltete jeder von ihnen in den Feiermodus mit ansteckendem Lachen und lautem Jubel. Ja, so ein Karnevalszoch ist schon etwas Beeindruckendes. Ob nun in den großen Karnevalshochburgen in Köln oder Düsseldorf – oder in Viersche. Ob nun am Straßenrand oder als aktiver Karnevalist: „Viersche fiert wie et is un woar, alle jeck em Jubeljoar“.

Zu hunderten hatten die Karnevalisten während der letzten Wochen den Saalkarneval begangen, hatten gemeinsam gelacht, hatten gemeinsam ihre Prinzenpaare (Prinz Helmut II. und seine Prinzessin Anne I. sowie David I. und seine Lieblichkeit Laura I.) jubelnd willkommen geheißen oder auf die jeweils gastgebende Gesellschaft angestoßen. Die närrische Familie feiert längst zusammen, egal in welcher Vereinsfarbe die Jecken zuhause sind. So muss es sein und so war es auch beim Zoch, bei dem der FKV Hollywood nach Viersen holte, die KG Hamm wer net das Disco-Fieber packte, die die Frauen und Kinder der Prinzengarde mit Willy Wonka einen Schokoladenzauber vollführten, der Freundeskreis PicNic-Viersen auf dem Bau arbeitete, der Freundeskreis Wankum eine Rintger Zeitreise unternahm oder die Grosse Viersener Karnevalsgesellschaft zu Zick zo fiere aufrief.

Der niederrheinische Karneval ist eine Wucht, wie die ältere Damen mit dem zauberhaften Rosenhut am Straßenrand zu erklären wusste. Der Karneval stellt die Welt eben auf den Kopf und wurde zu Recht 2014 in die Liste des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen. Und egal ob nun Helau oder Alaaf (was übrigens auch in Viersche zu hören war), wer sich mit offenem Herzen auf das Trömmelche einlässt, der wird sich unsterblich verlieben. Karneval ist nämlich viel mehr als feiern und marschieren, auch das ehrenamtliche und soziale Engagement ist fest verankert. Probiert es doch mal aus und werdet selbst Teil dieser gelebten und faszinierenden Tradition. (nb)

Fotostrecke | So schön feierten die Vierscher Jecken am Tulpensonntag

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