Einer stetigen Verwandlung war die Niers im Laufe der letzten Jahrhunderte ausgesetzt. Zunächst durch die Mühlen, dann durch die Textilindustrie und die Begradigung. Heute erinnern nur noch wenige sichtbare Zeugnisse an den ursprünglichen Verlauf des Flusses. Mitten im Feld liegt die 1936 stillgelegte Niersbrücke in Viersen-Sittard, die dem langsamen Verfall ausgesetzt ist.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Viersen/Sehenswürdigkeit – Ein Votivstein als symbolisches Opfer einer überirdischen Macht und den Matronen gewidmet, zeigt die erst schriftliche Erwähnung der Niers im 1. Jahrhundert. Bis schätzungsweise zum 4. Jahrhundert wurden mit ihm die weiblichen Muttergottheiten der römischen, germanischen und keltischen Region verehrt, über 800 Maronensteine sind alleine auf dem Gebiet der ehemaligen römischen Provinz Niedergermanien gefunden worden, gehäuft im südlichen Rheinland.
„Den Nersihener Vatuvischen Matronen hat auf deren Geheiß Priminia Justina dies Denkmal für sich und die Ihren hinterlassen“, so die Inschrift auf dem Votivstein, der heute im Fundus des Rheinischen Landesmuseums Bonn zu finden ist und auf welchem der Begriff Nersihener auftaucht, abgeleitet von der Niers. Urkundlich 855 n. Chr. wird zunächst die Nerse, später die Niers erwähnt.
Bereits seit dem 13 Jahrhundert wurde die Niers nach und nach verlegt, um die benötigte Fallhöhe für Mühlenanlagen zu gewinnen. Bis Ende des 19. Jahrhunderts entstanden so 52 Mühlen. Durch die höher gelegte Niers entstanden Hochwasser- und Überflutungsprobleme, mit der Entwicklung der Textilindustrie kamen Verunreinigungen durch Abwasser und Schlamm hinzu – die Niers wurde zu einem Abwasserkanal.
Einer stetigen Verwandlung war der Fluss im Laufe der letzten Jahrhunderte durch die Begradigung ausgesetzt, mit der wertvolles Land erhalten werden sollte. Dem dadurch entstandenen Verlust von Feuchtlebensräumen wird mittlerweile durch eine Renaturierung des Flussbettes entgegengewirkt. Zudem wurden Natur- und Landschaftsschutzgebiete angelegt, für die Verbesserung der Wasserqualität engagiert sich der 1927 gegründete Niersverband und auch das seit 1990er Jahren in Umsetzung befindliche Niersauenkonzept leistet seinen Beitrag.
Noch heute jedoch erinnern historische Zeugnisse vergangener Zeiten an den ursprünglichen Verlauf der Niers, teilweise liegen sie heute auf Privatbesitz oder in Feldern, bei Fotografien empfiehlt sich ein gutes Objektiv. Hierzu gehört die alte Niersbrücke in Viersen-Sittard, die seit 1936 nicht mehr in Betrieb ist und die mit einem Spaziergang entlang der Niers erreichbar ist (Standort: Google Maps). (nb)