Als die Gesellschaft 2004 gegründet wurde, war man der Ansicht, man wollte auch eine Sitzung abhalten, aber nicht im herkömmlichen Sinn. Diese sollte offen, frei und nicht zu steif werden und man musste den richtigen Termin finden.
Bericht von RS-Redakteurin Marlene Katz – Fotos von RS-Fotograf H.-Josef Katz
Mönchengladbach – Da die Sitzungen der übrigen Karnevalsgesellschaften der Stadt in der Zeit von Anfang Januar bis Aschermittwoch stattfinden, kam man auf die Idee, am Samstag vor dem 1. Advent diese Show abzuziehen, was sich bis heute auch durchgesetzt hat und von den Gästen gerne angenommen wird, bevor diese sich in die ruhige Weihnachtszeit begeben.
Am letzten Samstag fand dann dieses Event in der Eickener Mehrzweckhalle statt und das vor fast ausverkauftem Haus. Mit ihrer Standarte zog dann der Vorstand mit dem Präsidenten Björn Jennert, dem Vorsitzenden Rene Vogel, dem Schatzmeister Wolfgang Brendel sowie den Beisitzern Dirk Brendel und Udo van Deursen in die Halle ein.
Anschließend tanzten sich Bianca und Stefan Zimmermanns mit dem Barbie-Lied zur Bühne, sie als Barbie und er als Ken mit blonder Perücke. Seit 2019 ist es in der Gesellschaft Usus, dass das vorjährige Prinzenpaar freiwillig verpflichtet wird, eine Showeinlage bei der Sitzung vorzuführen.
Jennert bedankte sich bei den Gästen für den „warmen“ Empfang und versprach eine tolle Sitzung zu machen mit Varieté und Klamauk, so sei es jedenfalls an diesem Abend geplant. Er dankte Bianca und Stefan für ihr Engagement und dass sie durch ihr Prinzenpaaramt die beiden Vereine zusammengebracht hätten.
Stefan nahm noch einmal Bezug auf das vergangene Jahr und dass es eine tolle Zeit gewesen sei. Außerdem hätte er in den letzten Monaten sehr stark trainiert, wobei er sein T-Shirt lüftete, das ein Sixpack darstellte. Aber ohne ihre beiden Lieder aus der Prinzenzeit kamen die Beiden nicht von der Bühne.
Dann stellte Jennert das bunteste Zirkuspferd, was Köln zu bieten habe, vor und zwar Julie Voyage, die auch den ganzen Abend für die Moderation zuständig war. Sie versprach den Gästen einen Pöngel Freud zu machen und übernahm spontan das Regiment auf der Bühne, indem sie den Vorstand in die Kulissen schickte. Da in diesem Moment keine Ausmarschmusik lief führte sie aus, hier wird der Ausmarsch selbst geblasen, wobei das Publikum kräftig mitmachte.
Julie ist eine Stimmungskanone, die sich oft selbst auf die Bühne singt und auch ihr musikalisches Können mit diversen kölschen Liedern unter Beweis stellt. Weiter versprach sie den Gästen, dass ein tolles Bühnenprogramm vorbereitet sei und zwar mit Kräften aus Mönchengladbach und Mitgliedern der Leckere Jecke. Dieses Selbstgemachte würde man in Köln stark vermissen.
Der erste Programmpunkt waren dann die GardeGirls der Großen Rheydter Prinzengarde. Mit ihrem neuesten Tanz „Moulin Rouge“ zeigten sie, was sie in den letzten Monaten trainiert hatten und zwar u.a. Hebefiguren und Pyramiden.
Julie war richtig neidisch auf das Geglitzer der Mädchen und animierte die Gäste zu einer Zugabe. Anschließend bat sie den Vorstand der Gesellschaft das „Geklimper“ (Orden) an Catharina Bremges zu verleihen.
Für die nächste Künstlerin musste Julie erst einmal einen „Ständer“ aufbauen. Dabei nahm sie Bezug auf das Kennenlernen im letzten Jahr, wobei ihre ganze „Fott“ gelacht habe und bat um Einmarsch für Anna Bodewein, besser bekannt als „Et Röschen von der Hardt“ mit dem Hinweis, dass es doch bitte ruhig im Saal werde, was denn auch passierte.
Mit dem Lied „Kommst Du in die Wechseljahre“ sang Röschen sich selbst auf die Bühne. Mit ihren Episoden hatte sie die Lacher auf ihrer Seite, wie z.B. hatte sie eine Heiratsanzeige aufgegeben mit dem Text: Frau mit Obergebiss sucht Mann mit Untergebiss. So hat sie ihren Mann gefunden, aber wenn sie ausgeht, muss er zu Hause bleiben, denn er ist zahnlos. Oder so: ihr Mann ging zum Rentenamt und wollte einen Rentenausweis beantragen, hatte aber seinen Perso vergessen. Die Beamtin ließ ihn fünf Knöpfe seines Hemdes öffnen, sah die grauen Haare und bewilligte den Ausweis, worauf Röschen meinte: warum hast du nicht die Hose geöffnet, dann hättest du einen Schwerbehindertenausweis erhalten.
Hier könnten jetzt noch viele andere Anekdoten wiedergegeben werden, doch bevor sie ihr letztes Lied sang und die Zugabe gab, entkleidete sie sich und stand in einem selbst gestrickten Badeanzug vor dem Publikum.
Dann kündigte Jennert einen der Höhepunkte des Abends an und zwar das Prinzenpaar. Dieses war in Begleitung der Prinzengarde der Stadt Mönchengladbach mit dem Kommandanten Erik Montforts, die Große Rheydter Prinzengarde mit dem Kommandanten Guido Gauls, dem Hofmarschall Christian Ernst sowie den Adjutanten Dieter Lichtenhahn und Rainer Böhm. Dann standen sie oben das Prinzenpaar Jost und Elke, ein Paar aus dem Volk und für das Volk und ihr Motto lautet: Ein Herz für Jung und Alt und so sammeln sie in diesem Jahr für zwei gute Projekte, einmal für die Rollbrett Union und zum anderen für ein Bürgerbüro für Senioren in der Stadt.
Als Gastgeschenk hatten sie auch wieder ihren Brombeer-Gelee dabei sowie ihren Prinzenorden, der an Andreas Herforth verliehen wurde.
Wenn das Prinzenpaar erscheint, ist natürlich auch der Mönchengladbacher Karnevalsverband (MKV) nicht weit. Der Geschäftsführer Dirk Weise verlieh den MKV-Orden an Thomas Herforth, ein verdientes Mitglied der Gesellschaft.
Ohne Lieder kann man sich den Auftritt eines Prinzenpaares nicht vorstellen und so auch an diesem Abend und zwar mit „Jetzt ist unsere Zeit, wir sind wie wir sind“.
Es war ein wunderschönes Bild mit Garden, Prinzenpaar und Gefolge auf der Bühne, als Karl Schäfer, der Präsident des Karnevalsverband Linker Niederrhein (KLN), auf die Bühne gebeten wurde. Wenn er zu einer Veranstaltung kommt, steht meistens eine besondere Ehrung an, so auch an diesem Abend.
Zunächst begrüßte er das Prinzenpaar sowie den Vorstand der Gesellschaft und erklärte dann, warum er auf der Bühne sei.
Eigentlich wollte der KLN die jetzt anstehenden Ehrungen von sich aus vornehmen. Dann kam das, was bisher selten der Fall war, aber einmal ist immer das erste Mal. Eine Gesellschaft, die Leckeren Jecken, hatte die gleiche Idee. So waren wir uns schnell handelseinig, dass wir daraus eine konzertierte Aktion machen (gibt es eigentlich nur bei Gewerkschaften mit der Politik, jetzt aber auch im Karneval).
Er fuhr dann fort mit den Worten: ich stehe hier, um zwei Personen zu ehren, die viel für das Brauchtum auch zeitgleich tun, sei es aktiv oder passiv.
Er begann so: sie ist textsicher, den Augenblick erfassend, meist neutral, mal emotional. Er liebt seine Kamera, macht gestochen scharfe Bilder, man erkennt darauf das Wesentliche. Beide leben und lieben das Brauchtum! Sie sind das Brauchtum!
Im Sommer ist es das Schützenwesen, bei dem er eine besondere Stellung einnimmt. Was hauptsächlich von Beiden für das urbane Umfeld gedacht ist, findet nicht selten den Weg in überregionale Medien. Sie sind immer liebenswürdig und liebenswert. Zu 99,9% gute Laune! Das Schaffen von beiden Personen reicht von Fotostrecken für die Veranstaltung „Orden des Jahres“ über den Vogelschuss und das Stadtschützenfest bis zur Dokumentation der Inthronisierung von Prinzenpaar und Kinderprinzenpaar sowie Berichten aus den einzelnen Vereinen und Gesellschaften, wobei es sowohl das Schützenwesen als auch das Karnevalsbrauchtum betrifft. Kurzum: würde es sie nicht geben, müssten wir sie erfinden.
Dann bat er Marlene und Josef Katz zu sich auf die Bühne, die von dieser Ehrung total überwältigt waren. Für Schäfer war es eine besondere Freude und Ehre, sie hier und heute für ihr Schaffen mit dem KLN-Verdienstorden in Gold auszuzeichnen. Anschließend verlas Schäfer noch die entsprechenden Urkunden. Damit auch das im Bild festgehalten wird, durfte Enkelin Jeanette fotografieren.
Dann ging es weiter mit den „Oldie Goldies“ von den KF Schwarz-Gold Odenkirchen. Die sieben Damen sowie Marvin, der Hahn im Korb, zeigten in ihren neuen Kostümen einen phantastischen, choreografisch und tänzerisch einwandfrei Tanz erster Sahne.
Bevor die Zugabe startete, erschien „Tante“ Julie mit einem Tablett von Getränken, wobei sie darauf hinwies, dass vorne Schnappes und hinten Korn stünde. Doch bevor die Zugabe startete, überreichten die Oldie Goldies ihrem Trainer Björn Jennert, der auch gleichzeitig Präsident der KG De Leckere Jecke ist, einen Fresskorb sowie einen Pokal für den besten Choreografen von Mönchengladbach und zwar als Dankeschön für seine bisherige Tätigkeit.
Da der nächste Programmpunkt noch im Aufzug feststeckte, machte Julie den „Pausenclown“ und zwar mit einem Medley von bekannten kölschen Karnevalslieder, so u.a. auch „ich will keine Schokolade“.
Zur Musik „Ich will ‘nen Cowboy als Mann“ ritten dann die Lecker Schnittchen in Cowboy-Kluft auf Steckenpferden und mit rosafarbigen Cowboyhüten zur Bühne. Die Tänzer dieser Truppe sind Björn, Wolfgang, Rene, Dirk und Udo. Ihr Tanz basierte auf Country-Liedern und man konnte ihnen ansehen, dass es ihnen Spaß machte. Auch das Publikum war von dieser Darbietung hin und weg, was sich durch den anhaltenden Applaus nach der Aufführung widerspiegelte.
Dann war „Tante“ Julie schon wieder mit Getränken auf der Bühne und zwar mit Eierlikör, Kaffee und Tee. Ihre Frage an die Cheftänzerin Björn, ob sie noch einen hätten, beantwortete „sie“ diese mit Ja und zeigten unter der Musik des Liedes „Is this the Way to Amarillo“ was noch in ihnen steckte, wobei dies auch gleichzeitig ihr Auszugslied war.
Eine befreundete Karnevalsgesellschaft aus Düsseldorf hatte es sich an diesem Abend nicht nehmen lassen, ihre Aufwartung bei der Jecken Sitzung zu machen und zwar die KG Regenbogen. Mit einer großen Abordnung und ihrem Präsidenten Andreas Mauska sangen sie sich mit ihrem Lied „Jetzt sind wir endlich da“ zur Bühne. Insgesamt vier Sänger hatten die Lieder der Gesellschaft mitgebracht und trugen sie vor wie z.B. Tanze Samba mit dem Regenbogen, Chaka Waka, Candyland, Zirkuswelt unterm Regenbogenzelt und ihr neuestes Bollywood. Die übrigen Mitglieder der Gesellschaft bildeten den Hintergrund und unterstützten die Frontsänger tänzerisch und sängerisch.
Für den Präsidenten Mauska war es bisher der schönste Augenblick, als das Prinzen-Paar Axel und Thorsten sie auf ihrer Sitzung in Düsseldorf besuchten und dachte dabei an die schöne Zeit zurück. Eine Zugabe erfolgte natürlich auch und zwar in dem alle vier Front-Sänger gemeinsam ein Lied präsentierten.
Dann folgte ein Teil, der zu jeder Sitzung gehört, denn es wurden die neuen Lecker Senatorinnen vorgestellt. Hierzu wurde der erste Bürger der Stadt, Oberbürgermeister Felix Heinrichs und gleichzeitig Senatspräsident der Lecker Senatoren, auf die Bühne gebeten. Er wollte dort keinen lahmen Akt veranstalten und war erfreut darüber, dass alle hier so friedlich miteinander feiern. Er hatte die Aufgabe, zwei besondere Persönlichkeiten in den Kreis der Lecker Senatoren aufzunehmen und zwar zwei Damen, die eng mit der Gesellschaft verbunden seien. Er betonte, dass wir hier in Mönchengladbach alle quere Menschen seien und friedlich miteinander umgehen.
Als er bei der Proklamation das Mottolied des Prinzenpaares „I am what I am“, hörte, war er begeistert, denn das ist die Hymne vom queren Leben, das von zwei Menschen aus der Stadt für die Menschen der Stadt umgedichtet wurde.
Dann bat er die neuen Lecker Senatorinnen nach vorne und zwar Martina Weise und Susanne Schön. Sie erhielten aus der Hand von Heinrichs die Ernennungsurkunden sowie die Damenschiffchen, worauf Heinrichs fragte, warum sind die Schiffchen immer in kleinerer Ausführung bei den Damen, worauf es leider keine Antwort gab.
Martina und Susanne bedankten sich bei der Gesellschaft für die Ehre, teilten aber auch gleichzeitig mit, dass ihnen die Gesellschaft am Herzen liege. Dann überreichten die beiden Damen Heinrichs einen Regenbogen für seinen Tannenbaum und gleichzeitig erhielt er den Jahresorden der Gesellschaft.
Noch etwas hatte sich der Vorstand ausgedacht. Da Julie Voyage (re.) seit vielen Jahren Glanz in ihre Hütte bringe, wurde sie zum Ehrenmitglied der KG ernannt. Sie war sichtlich über diese Auszeichnung gerührt und sei auch immer bereit, alle Termine abzusagen, um nach Mönchengladbach zu kommen und weiter sei sie stolz nun Ehrenmitglied der KG zu sein.
Janine MarX, die seit vielen Jahren freundschaftlich mit der Gesellschaft verbunden ist, durfte an diesem Abend ebenfalls nicht fehlen. Mit ihren bekannten Liedern heizte sie noch einmal die Stimmung im Saal richtig ein u.a. mit dem Regenbogenlied. Anschließend hängte Julie ihr etwas Dekoratives um den Hals und verkündete dann dem „Hasenzähnchen“, dass sie ohne Zugabe nicht wegkäme, aber dafür hätte nur zwei Minuten Zeit bis die Nächsten kämen.
Veedel for 12, eine kölsche Rockband, heizte den Saal noch einmal mit ihren Liedern so richtig auf und keiner konnte mehr ruhig auf dem Stuhl sitzen bleiben. Da nach deren Auftritt kein Oberer da war, um den Fastelovendsklimbim zu vergeben, war es Aufgabe von Julie.
Seit Julie Voyage diese Sitzung moderierte, war es immer so, dass der letzte Programmpunkt die Lecker Travestie war und so kam man an diesem Abend auch zur alten Tradition zurück. Die Federn wurden raus geholt und es wurde geglitzert.
Angelo Bern war der Eisbrecher auf der Bühne als Disco-Lady, gefolgt von Björn Jennert als Marilyn Monroe, dann Dirk Weise und Peter Homann als Baccara und als Trio Dirk, Peter und Björn. Alle Herren hatten sich in ein phantastisches Outfit geschmissen und trugen alles so vor, als wenn sie die Originalinterpreten gewesen wären. Den Schlusspunkt dieser Vorführung setzte Dirk Brendel. Er trug einen Minirock in Regenbogenfarben und die fünf Meter lange Schleppe, die er hinter sich herzog, war ebenfalls regenbogenfarbig. Begleitet wurde er von Mitgliedern der Oldie Goldies, die Regenbogenfahnen schwenkten und auf der Bühne das Regenbogenlied sangen.
Alle Aktiven der Gesellschaft sowie Lecker Senatoren und Gäste versammelten sich auf der Bühne, bevor Jennert das letzte Wort hatte. Für ihn war es das Debut als Präsident und er hoffte, dass alle genauso viel Spaß hatten, wie er und lud die Gäste anschließend zur After-Show-Party in den hinteren Raum der Mehrzweckhalle ein.
Es war ein wunderschöner Abend mit Emotionen, Klamauk, Musik, Tanz und viel Spaß und nach Hörensagen, sind im nächsten Jahr wieder alle Gäste dabei.