Seit vielen Jahrzehnten sammelt die Karnevalsgesellschaft Uehllöeker Neuwerk bei ihren Sitzungen für soziale Einrichtungen. Im Vorfeld hat sich der Vorstand überlegt, an welche Vereine die gesammelten Gelder fließen sollen und so kann der jeweilige Präsident der Gesellschaft den Besuchern dies mitteilen. Bei ca. 900 bis 1.000 Besuchern ist die Spendenbereitschaft dann auch entsprechend.
Bericht von RS-Redakteurin Marlene Katz
Mönchengladbach – Auch in diesem Jahr war wieder eine beträchtliche Summe in Höhe von 9.000 Euro zusammengekommen. Die Übergabe an drei in Mönchengladbach ansässige Vereine erfolgte in den Räumen des Reha-Vereins durch Mitglieder des Vorstandes der Gesellschaft und zwar durch den Präsidenten Tobias Brüggen, den 1. Geschäftsführer Eduard Wolf sowie die 2. Geschäftsführerin Claudia Jansen.
Jeweils 3.000 Euro gingen an den Reha-Verein für die KipE, vertreten durch Fenja Offermanns. Diese unterstützt Kinder psychisch erkrankter Eltern. Wenn Mutter oder Vater psychisch erkrankt sind, dann kann es sein, dass ihre Erkrankung auch ihre Kinder belastet. Das Beratungsangebot KipE – Hilfen für Kinder psychisch erkrankter Eltern – hilft Antworten zu finden auf ihre Fragen und die ihrer Kinder.
Der Hintergrund: Da eine psychische Erkrankung meist nicht nur eine einzelne Person, sondern fast immer auch die gesamte Familie betrifft, sind insbesondere Angebote für die Kinder wichtig, denn für sie ist die Situation oft schwierig nachzuvollziehen und sehr belastend. Mit Beratungsangeboten, Unterstützung bei der Aufklärung über die elterliche Erkrankung, einer Kindergruppe und einem Patenprojekt möchte der Reha-Verein diese Familien unterstützen. Der Verein arbeitet viel in Netzwerken und mit dem LVR. Er tritt an Kindergärten heran, um evtl. Hilfestellung zu geben. Es ist wichtig Informationen breit zu streuen, dann folgt zuerst eine Beratung und dann folgt die Unterstützung.
Weitere 3.000 Euro gingen achtsam e.V., vertreten durch Sascha Schmidtlein. Dieser Verein gibt Hilfestellung für Kinder mit Autismus-Spektrums-Störung für Geschwister und Eltern. Er wurde 2013 gegründet und die Arbeit des Vereins bestand ursprünglich in der ehrenamtlichen Beratung vor, während und nach der Diagnose für Menschen im Autismus-Spektrum in nahezu allen Angelegenheiten.
2014 bezog der Verein eigene Räumlichkeiten auf der Alsstraße 259 in Mönchengladbach und hat diese sukzessive zu einer Begegnungsstätte mit behindertengerechtem Spielplatz und Badezimmer ausgebaut. Verschiedene Selbsthilfegruppen für Eltern und Betroffene oder für Betroffene wurden im Laufe der Jahre ins Leben gerufen. Im Januar 2021 eröffnete dann die Autismus-Therapie-Ambulanz in Mönchengladbach. 2022 wurde dann das Angebot um Weiterbildungen und integrierte Tiere in der Therapie erweitert. 2023 wurde die erste Sportgruppe erschlossen, die von den Kindern sehr gut angenommen wird. Im Februar 2024 wurde das Angebot des Vereins nochmals erweitert und so werden in den neuen Räumlichkeiten in Mönchengladbach-Rheindahlen sozialpädagogische Familienhilf SPH als auch innovative Lernpädagogik angeboten.
Leider ist es so, dass die diagnostizierenden Ärzte die Erkrankten nicht darauf hinweisen, wo man Hilfe finden kann.
Auch die Insel Tobi e.V., vertreten durch Dr. Wolfgang Müller, erhielt diesen stattlichen Betrag von 3.000 Euro. Diese Einrichtung kümmert sich um nicht heilbar, chronisch kranke Kinder, insbesondere mit frühkindlichem Hirnschaden, Muskelschwäche, Krebserkrankungen, genetischen Defekten, schweren anhaltenden Ernährungsstörungen, benötigen neben der medizinischen Basisversorgung eine besondere Betreuung. Diese ist durch eine gezielte Schmerztherapie und eine individuell ausgerichtete Ernährungstherapie sowie eine zusätzliche pflegerische, psychologische, pädagogische und seelsorgerische Ausrichtung geprägt.
Bei all diesen jungen Patienten verschlechtert sich das Entwicklungspotential in unterschiedlicher Ausprägung und konfrontiert sie mit Funktionseinbußen. Die Kinder werden schwächer, sind im Alltag noch weniger belastbar und zunehmend bettlägerig. Die Ernährung wird immer komplizierter. Viele Kinder haben erst phasenweise und dann anhaltend zunehmende Kreislaufschwierigkeiten und Atemstörungen. In der Endphase benötigen einige Kinder dauerhaft Schmerzmedikamente, viele müssen künstlich ernährt werden; auch kann eine künstliche Beatmung notwendig sein.
All das ist für die Familie eine unvorstellbare Belastung. Emotional, aber auch körperlich wird die Pflege zur Herausforderung. Und das 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Die Insel Tobi bietet betroffenen Familien eine Auszeit von diesem Pflegealltag. Während die erkrankten Kinder dort liebevoll betreut und umsorgt werden, können die Familien sich eine Auszeit nehmen. So haben die Eltern mal wieder Zeit für sich als Paar. Oder aber für die gesunden Geschwisterkinder, die ihre Eltern auch mal für sich alleine brauchen. Während der Rest der Familie auftankt, machen die erkrankten Kinder in der Insel Tobi Urlaub. Die Insel hat drei Zimmer mit insgesamt fünf Betten, einen großen Gemeinschaftsraum, einen Snoezelenraum (Duftraum) und im Bedarfsfall auch ein Elternzimmer. Es werden Ausflüge unternommen, zum Beispiel in den Tiergarten oder in den Zoo, ins Fußballstadion, auf den Markt. Das Highlight ist ein behindertengerechtes E-Bike. Mit diesem Fahrrad können mit einem Kind und seinem Rollstuhl kleine Fahrradausflüge gemacht werden. Die Kids haben einen riesen Spaß daran.
Zunächst begrüßte die Gastgeberin des Reha-Vereins Fenja Offermanns die Anwesenden, bevor Sitzungspräsident Tobias Brüggen die Sammelaktion erläuterte. Die Corona-Zeit zählt ebenfalls mit zu der Spendensumme in Höhe von 9.000 Euro. Vielen Gesellschaften in der Stadt ging es nach der Corona-Zeit nicht so gut, aber mit Unterstützung des Freundeskreises haben es die Uehllöeker geschafft.
Unter dem Motto des Mönchengladbacher Karnevalsverbandes „Friede, Freude, Fantasie“ hatte die Gesellschaft beschlossen, bei ihren Sammlungen die Kinder in den Fokus zu stellen und die entsprechenden Vereine zu unterstützen, denn jedes Kind muss Unterstützung finden. Jeder Verein hat vielleicht einen solchen Schwerpunkt, der leider totgeschwiegen wird. Weiter betonte er, dass im Karneval niemand ausgeschlossen werde und man auch an die Menschen denke, die nicht dabei sein können.
Diese drei Vereine, die mit dem Betrag unterstützt wurden, müssen am Leben bleiben, denn jeder Verein hat Besonderheiten und deshalb haben diese drei Vereine diesen Betrag verdient.
In den dann folgenden Gesprächen fand Dr. Müller es phantastisch, dass die Gesellschaft sie mit diesem hohen Betrag unterstützt. Die Insel Tobi ist auf Spenden angewiesen, obwohl sie auch Zuwendungen seitens der Stadt und anderer Vereine erhält. Der Schwerpunkt dieses Vereins liegt bei der Hilfe der Familien. Die jährlichen Kosten liegen bei ca. 250.000 Euro, die durch 80% durch Spenden aufgefangen werden. Die Besonderheit bei der Insel Tobi liege darin, kleine Zellen zu bilden, damit die Kinder auch weiterhin ihre bekannten Gesichter sehen.
Fenja Offermanns nahm Bezug auf die krisenhafte Zeit, die auch die Kinder und Eltern belastet habe. Auch sie war begeistert von der Initiative der Gesellschaft. Auch der Reha-Verein ist auf Spenden angewiesen, denn Finanzierungsschwierigkeiten seien immer da. Auch wenn Familien nicht mehr weiterwissen und sie ansprechen, suchen sie immer einen Weg ihnen zu helfen, denn sie seien sehr gut vernetzt. Für Gruppentherapie wird evtl. eine befristete Zuwendung gezahlt, aber es müssen immer wieder Förderer angesprochen werden.
Schmidtlein sprach für achtsam e.V. und erklärte, dass sie jederzeit für Beratungen zur Verfügung stehen. Wenn Menschen die Diagnose Autismus erhalten, wissen sie nicht wie es weiter gehen soll und dafür seien sie dann da und geben die entsprechenden Antworten. Mit den 3.000 Euro könne vieles bewegt werden.
Claudia Jansen erklärte, dass die Gesellschaft nicht im Vordergrund stehen wolle, sondern die Vereine stehen im Mittelpunkt und die Gesellschaft möchte sie unterstützen. Durch ihre Spendenaktionen wollen sie die Zielgruppe und die Menschen sichtbar machen, die Hilfe benötigen.
Es sei weiterhin dringend erforderlich, dass durch die Presse die Menschen darauf hingewiesen werden, dass es Hilfe jeder Art in Mönchengladbach gibt.
Am Ende dieser Spendenübergabe machte Sitzungspräsident Tobias Brüggen den Vereinen ein Angebot. Falls sie am Rosenmontagszug in Neuwerk teilnehmen möchten, ist das kein Problem. Auch bei internen Karnevalsveranstaltungen könnten sie jederzeit an die Gesellschaft herantreten, ob evtl. die Jugend- bzw. Kindergarde dort auftreten möchten. Hierzu ist die Gesellschaft jederzeit bereit.
Nach diesem Treffen gingen die Vertreter der drei beglückten Vereine mit der Gewissheit nach Hause, dass sie durch dieses Geld wieder etwas bewegen könnten.