Literarisches: Das Geheimnis der Dülkener Osterkiste

In Dülken war der Ostermontag seit jeher ein besonderer Tag. Während die Ostersonntagsglocken feierlich verklungen waren, zog es die Menschen am Montag hinaus in die Natur. Familien spazierten entlang der historischen Stadtmauer, Kinder spielten im Park der Melcherstiege und Wasser plätscherte im Brunnen der vier Winde.
Von Magdalene Walther

Literarisches – Lena und ihr Bruder Tom waren früh auf den Beinen. Ihre Großmutter hatte ihnen am Abend zuvor eine spannende Geschichte erzählt: Irgendwo in Dülken soll eine geheimnisvolle Osterkiste versteckt sein – eine alte Tradition aus längst vergangenen Zeiten. „Früher“, hatte die Großmutter gesagt, „versteckten die Handwerker am Ostermontag eine Kiste mit Süßigkeiten und bunten Eiern, und wer sie fand, durfte sie mit allen teilen.“

„Glaubst du, es gibt sie wirklich?“, fragte Tom, als sie durch die engen Gassen der historischen Altstadt liefen. „Vielleicht!“, sagte Lena entschlossen. „Wir müssen nur den richtigen Ort finden.“ Sie überlegten. Die Großmutter hatte angedeutet, dass die Kiste an einem „Narrenort“ verborgen sei. Sofort dachten sie an die Narrenmühle, das alte Wahrzeichen von Dülken. So liefen sie dorthin, suchten hinter Mauern, unter Bänken – doch nichts.

„Vielleicht ist es doch nur eine Geschichte“, seufzte Tom. Doch Lena ließ nicht locker. „Warte mal!“, rief sie plötzlich. „Der Narrenort! Das kann auch die Sitzbank mit der Karnevalsmaske auf dem Alten Markt sein.“ Schnell rannten sie durch die Stadt, und tatsächlich: Neben der steinernen Bank, hinter einem alten Stein, ragte ein Holzgriff in die Luft. Gemeinsam zogen sie daran – und mit einem leisen Knarren kam eine kleine Kiste zum Vorschein!

Vorsichtig öffnet sie den Deckel. Drinnen lagen bunte Ostereier, kleine Schokoladenhasen und ein handgeschriebener Zettel: „Frohe Ostern! Wer diese Kiste findet, soll die Freude teilen. Die Tradition lebt weiter!“ Lena und Tom lachten vor Freude. Sie nahmen die Kiste und liefen nach Hause, um die Osterleckereien mit ihrer Familie und den Nachbarskindern zu teilen.

Und so wurde in Dülken eine alte Ostertradition auf wundersame Weise wieder zum Leben erweckt. (mw)

Foto: Rheinischer Spiegel