Lobberich: 80. Jahrestag des V1 Einschlags

Am Mittwoch, den 19. Februar 2025, erinnern wir uns zum 80. Mal an den Niedergang der V1 – Bombe im Stadtzentrum von Lobberich. Fünfunddreißig Menschen wurden getötet, viele Menschen verletzt und traumatisiert. Es war die eigene deutsche Kriegswaffe, die in Lobberich für enorme Verwüstungen sorgte.

Nettetal-Lobberich – Die Alte Kirche stand 1945 im Mittelpunkt des Geschehens, weil alle Särge der Getöteten dort vor der Beerdigung aufgestellt worden waren. Daran erinnert noch eine Tafel im Eingangsbereich der Alten Kirche. Daran erinnern sich auch bis heute Zeitzeugen und haben furchtbare und verstörende Bilder bis heute lebendig vor Augen.

In einer eindrucksvollen Veranstaltung wurde vor fünf Jahren in der Alten Kirche der Opfer gedacht. Nachdrücklich legte der vor kurzem verstorbene Redakteur Manfred Meis das Geschehen rund um den 19. Februar 1945 dar. Ein Teil der Rede galt auch dem damaligen Regime, dass dieses schreckliche Ereignis schamlos zur Propagandazwecken ausnutzte und sich damit über die Gefühle vieler Betroffenen hinwegsetzte.

Für den Arbeitskreis Alte Kirche ist wichtig, dass das Erinnern an diesen Tag wach bleibt. Seit dem Überfall Russlands in der Ukraine beten wir jeden Montag, ohne Unterbrechung für den Frieden; nicht nur in der Ukraine, sondern in allen Kriegs- und Krisengebieten unserer Erde. Die verwundeten Mauern unserer Kirche sind selber Mahnmal für uns alle.

„Leider ist heute verabscheuungswürdige Propaganda wieder Teil des politischen Tagesgeschäft geworden. Wir stehen auch in unserem Land, in Europa und weltweit vor großen Herausforderungen. Die größte und grundsätzlichste Sorge gilt unserer Demokratie und unserer freiheitlichen Grundordnung.“, so Dr. Bastian Rütten vom Arbeitskreis der Alten Kirche. Dietmar Sagel ergänzt: „Richard von Weizsäcker sagte in seiner Rede zum Amtsantritt am 01.07.1984: „Entscheidend ist die Freiheit. Sie allein macht es möglich, gemeinsam die Wahrheit, das richtige Ziel und die richtigen Mittel und Wege zu suchen.“

In diesem Verständnis, sowie in Erinnerung an den Tag hier in Lobberich wollen wir am Mittag des 19. Februar ab 12:33 Uhr (dem Zeitpunkt des Einschlages) für eine Stunde die Glocke der Alten Kirche, die über 675 Jahre alte Klemp, läuten. Wir wollen das im einminütigem Abstand mit 60 verschiedenen Leuten tun, wobei der Läutevorgang fotografisch festgehalten und anschließend zu einem Mahn–Plakat #FRIEDEN #DEMOKRATIE #FREIHEIT #TOLERANZ verarbeitet werden soll.

Das Statement ist für uns auch im Vorfeld des anstehenden Wahltages wichtig. Das Projekt der Alten Kirche will hier, als Teil von Kirche, auch einen Anteil am Erinnern und Mahnen leisten. Entscheidend für unsere Gesellschaft wird die Freiheit sein. Wir möchten Sie recht herzlich zur Berichterstattung einladen und erhoffen uns, dass Sie diese Aktion so unterstützen.
In der Zeit von 12:33 bis 13:33 läuten 60 Frauen und Männer aus Nettetal, denen dieses Anliegen auch wichtig ist. In all den Jahren hat die „Klemp“, die Glocke der Alten Kirche über der Stadt geklungen. In Freude und Leid, zur Mahnung und zum Gedenken. An diesem Läuten beteiligt sich auch der erste Bürger unserer Stadt, Bürgermeister Christian Küsters, Pfr. Benedikt Schnitzler für die Katholischen Pfarrgemeinden in Nettetal, Vertreterinnen und Vertreter des Rates und viele Bürgerinnen und Bürger, die zugleich Vereine und Verbände vertreten.

In der Zeit des Mahn-Läutens sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, vor und in der Kirche zu verweilen, Stille zu halten, oder vor der Kirche auch ins Gespräch zu kommen. „In der Kirche werden einige Zeitdokumente auf einer Leinwand abgespielt, die in unserer Zeit die Vergangenheit wach halten sollen. Wo hat das mehr Heimat als in unserer Alten Kirche mit ihren Verwundungen“, schließt Rütten ab. (opm)

Foto der Unglücksstelle – Privat