Mehr Unterstützung für Restaurants & Co – Ein Appell gegen Lieferplattformen

Die Online-Portale der Lieferplattformen verzeichnen ein stetiges Wachstum. Gerade während der Corona-Situation bestellen viele ihr Essen direkt nach Hause. Doch Restaurants zahlen hohe Provisionen, wenn über die externen Plattformen bestellt wird und es bleibt nur wenig Erlös. Wer die heimischen Restaurants unterstützen möchte, der sollte direkt bei seinem Gastronom ordern.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz

Viersen/Kommentar – Es ist 19 Uhr, auf der Freiheitsstraße fährt gerade ein Pizzalieferdienst an mir vorbei. Es soll nicht der Einzige am Samstagabend sein, denn mehr als 16 Millionen Menschen bestellen in Deutschland laut der Verbrauchs- und Medienanalyse VuMA jeden Monat ein- oder mehrmals Essen bei einem Lieferservice. Diese Portale übernehmen immer häufiger die Auslieferung auch für Restaurants, die das Außer-Haus-Angebot noch nicht selbst anbieten oder anbieten können. Doch für die meisten Restaurants rechnet sich der Service nur wenig, denn die Lieferdienste verlangen hohe Provisionen bei der Auflieferung von 30 Prozent. Ein zweischneidiges Schwert nicht nur während der Corona-Pandemie, in der die Restaurants um ihr Überleben kämpfen und die dann häufig selbst jemanden zum Ausliefern einstellen um die Marge der Lieferportale zu drücken. Hierzu gehört unter anderem Lieferando, die seit 2019 nahezu als einziger Anbieter die gesamte Palette anbietet und im vergangenen Jahr 50 Prozent mehr Umsatz verzeichnen konnte. Ja, es ist einfach, die Übersicht ist groß.

Die Pizzeria, die an mir vorbeifuhr liefert ebenfalls selber aus und ist bei Lieferando gemeldet. Nicht freiwillig, sondern gezwungenermaßen erklärt mir der Viersener Inhaber, der nicht genannt werden möchte, weil er Problemen mit dem Dienstleister aus dem Weg gehen möchte. Es kämen mehr Bestellungen über das Portal als über seine eigene Webseite, über die man ebenso die Lieferung ordern könnte. Die Kosten für die Lieferplattform seien hoch, aber die Einnahmen wichtig in dieser Zeit. „Mir und allen anderen Restaurants wäre es lieber, wenn die Kunden direkt bei uns bestellen“, erklärt der 46-jährige Italiener und rechnet vor, was hängen bleibt.

Bei einer Pizza für zehn Euro gehen 13 Prozent an Lieferando – zuzüglich Mehrwertsteuer. Gute zwei Euro muss er an das Finanzamt abgeben, rund 2,50 kosten die Waren im Einkauf und dann muss auch sein Personal bezahlt werden. „Wenn ich Glück habe bleibt ein Euro nach Abzug der Kosten bei uns. Es ist egal wo die Kunden kaufen, nur bitte kauft direkt im Restaurant“, so der Gastronom. „Erschreckend ist, dass die Lieferplattform eine Webseite angelegt hat, die genauso aussieht wie unsere. Ich musste das in den Vertragsbedingungen erlauben.“

Tatsächlich ist das Erstellen der sogenannten Schattenwebseiten als Service für die Restaurants „vertraglich geregelt“, auch wenn viele gar nicht wussten, dass eine solche Webseite neben ihrer eigenen plötzlich abrufbar war. Zehntausende solcher Seiten betreibt der Anbieter, die alle den Restaurants ähneln – bis hin zur URL. Wer nun nach der Pizzeria sucht findet zunächst bei Google eben diese Suchmaschinen-optimierten Schattenwebseite häufig als bezahlte Anzeige, seine eigene wird deutlich tiefer gelistet. Kunden können mittlerweile zudem direkt auf Google-Seiten bestellen, auch hiervon profitiert Lieferando. „In Ordnung ist das nicht, denn damit werden Restaurants immer weiter in den Hintergrund gedrängt. Doch ich kann den Service nicht kündigen, ich brauche die Reichweite um zu überleben. Das wäre eben anderes, wenn direkt bei uns bestellt werden würde, solange bin ich abhängig von Lieferando.“

Es geht auch anders, wenn denn die Kunden mitziehen. Der Lieferdienst „Speedy Burrito“ (speedy-burrito.de) des Mexican Restaurants Viersen auf der Großen Bruchstraße ist ein gutes Beispiel für einen hauseigenen Lieferservice mit einem breiten Angebot. Typisch mexikanische Speisen, wie Burritos oder Fajitas, werden ergänzt von Spare Ribs, Hamburgern, Chicken Wings, Cocktails, vegetarischen Burgern oder veganer Pinsa Romana in herauszuhebender guter Qualität. Für Inhaber Jiannis Panagou kam eine Lieferplattform nicht in Frage. Jedes Gericht kann auf seiner Seite individualisiert werden und, wer möchte, per EC-Karte und Pin an der Haustüre bezahlt werden. Einfacher geht es nicht und es wird zu 100 % das Restaurant vor Ort unterstützt. Geliefert wird in Dülken und Süchteln ab 15 Euro Mindestbestellwert, in Viersen ab 10 Euro Mindestbestellwert.

Der Lieferdienst „Speedy Burrito“ (speedy-burrito.de) des Mexican Restaurants Viersen auf der Großen Bruchstraße ist ein gutes Beispiel für einen hauseigenen Lieferservice mit einem breiten Angebot. Foto: Rheinischer Spiegel

„Speedy Burrito ist in keinem Internetportal für Essenslieferungen zu finden, außer auf unserem eigenen. Wir legen Wert darauf unseren eigenen Kundenstamm zu haben und ihn auch zu kennen“, so Jiannis Panagou. Wie viele andere Gastronomen wirbt er dafür direkt im Restaurant zu bestellen, damit diese gerade während der Corona-Pandemie unterstützt werden. „Wer das Angebot in seiner Stadt erhalten möchte, der sollte unbedingt die Lieferplattformen links liegen lassen“, ergänzt der Gastronom, der bereits seit über drei Jahrzehnten mit seinem Restaurant in Viersen beheimatet ist. Hinzu käme, dass durch die Bestellung vor Ort auch der Kontakt zwischen Restaurant und Kunden erhalten bleibt, während durch Lieferando & Co. unbekannte Fahrer das Essen ausliefern. „Es ist ganz einfach, jeder kann einfach sein Restaurant anrufen. Die meisten liefern mittlerweile und ansonsten kann die Bestellung auch abgeholt werden“, sagt Panagou. „In dieser Zeit ist der direkte Weg elementar für die Restaurants.“

Übrigens betrifft das nicht nur Restaurants, auch andere Anbieter bieten einen Lieferservice. Eine gute Übersicht bietet das Online-Portal „Viersen Einkaufen“ (viersen-einkaufen.de) der Wirtschaftsförderung und des Werberings, welches in der Lockdownzeit initiiert wurde. Hier sind zwar nicht alle, aber viele Geschäfte aufgeführt, passend dazu gibt es Informationen zu Lieferdiensten, Außer-Haus-Verkauf oder zusätzlichen Angeboten. (cs)

Screenshot Viersen-einkaufen: Rheinischer Spiegel