Wenn die Dunkelheit einsetzt wächst das beklemmende Gefühl auf dem allein angetretenen Heimweg. Angst, Ohnmacht oder Unsicherheit machen sich breit. Hier hilft das deutschlandweite, ehrenamtliche #Heimwegtelefon, welches Sicherheit bis zur Haustüre vermittelt.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz
Service – Die Straßen sind leer, die Wege nur schlecht beleuchtet, die Stille bringt eine stetig wachsende Angst mit sich. Immer wieder blickt sich die junge Frau um, die weit nach Mitternacht ihren Heimweg angetreten hat. Wer sich in der Dunkelheit alleine auf den Weg macht, in dem steigt oft die Angst vor Übergriffen und Gefahren.
Hier unterstützt das Heimwegtelefon (Telefonnummer: 030 120 74 182), welches überall in Deutschland Menschen auf ihrem Heimweg begleitet.
Die Idee kommt aus Schweden, genauer gesagt aus Stockholm, wo die Polizei eine solche Möglichkeit geschaffen hat. Jeder kann anrufen und ein Gespräch führen, bei welchem die Angst vergessen werden kann. Hinzu kommt, dass bei einem tatsächlichen Vorfall die Polizei sofort informiert werden kann. Eine Idee, die Unterstützung verdient, denn sie kann im besten Fall zu einer Vermeidung von Überfällen beitragen, weil der Anrufer aus der typischen Opferrolle herauskommt.
Das Heimwegtelefon ist ein gemeinnütziger Verein, der ausschließlich durch Spenden finanziert wird. Gegründet wurde es von Frances Berger und Anabell Schuchhardt da es bis dahin kein solches Angebot in Deutschland gab. Die Testphase lief in Berlin an und die Resonanz war positiv, weshalb ein Team für ganz Deutschland zusammengestellt wurde. Rund zwanzig freiwillige Helfer übernehmen das Heimwegtelefon, welches deutschlandweit Sonntag bis Donnerstag von 20 Uhr bis 24 Uhr und Freitag sowie Samstag von 22 Uhr bis 3 Uhr erreichbar ist – dann, wenn Freunde und Familie meist bereits schlafen. Rund 15 Anrufe kommen täglich an, wobei die Zahl der Anrufer je nach Jahreszeit und Tag variiert.
„Wir haben jede Menge positive Rückmeldungen erhalten von Leuten, die das Heimwegtelefon benutzen und von Personen, die gerne mithelfen möchten. Die Medien sind begeistert von unserem Projekt“, erklärt der Verein. „Wir haben aber auch schon kritisches Feedback erhalten. So wurde etwa kritisiert, dass unsere Initiative den Leuten, vor allem Frauen, den Eindruck vermittelt, sie müssten nachts auf dem Nachhauseweg Angst haben. Darum geht es uns aber keinesfalls. Wir wollen keine unnötige Angst schüren oder Dinge dramatisieren. Es geht einfach darum, dass uns jeder anrufen kann, weil er das Bedürfnis hat, auf dem Heimweg mit jemandem zu sprechen. Wir wollen dafür sorgen, dass die Anrufer*innen sich sicher fühlen.“
Anrufen darf jeder – ob männlich oder weiblich – und der Anruf zu der Nummer 030 120 74 182 kostet nur die üblichen Telefongebühren. Langfristig will sich der Verein jedoch um eine kostenfreie Nummer bemühen.
Wer unterstützen möchte, kann sich beim Heimwegtelefon bewerben (Heimwegtelefon.net/Helfen), zudem werden Spenden und Sponsoring benötigt, damit das Projekt weitergeführt werden kann. (cs)