Die Tischler-Innung Kreis Viersen begrüßt 17 neue Tischlergesellen, darunter drei Frauen, im Handwerk. Jahresbeste ist Lea Erbrath, Louis Bräutigam gewann den Gestaltungswettbewerb „Die gute Form“.
Kreis Viersen – Uwe Sötje verglich die dreijährige Ausbildung im Tischlerhandwerk mit einem Marathon: „Die letzten Meter waren die schwersten, aber ihr seid im Ziel angekommen“, sagte der Obermeister der Tischler-Innung Kreis Viersen während der Lossprechung im Berufskolleg Viersen. 14 neue Tischlergesellen und drei Tischlergesellinnen konnten begrüßt werden. Sieben Auszubildende hatten die Prüfung im ersten Anlauf nicht geschafft. Daran erkenne man, dass man den Gesellenbrief nicht geschenkt bekomme, sagte Uwe Sötje. Der Obermeister dankte in seiner Rede allen Ausbildungsbetrieben, den Lehrern in der dualen Ausbildung und den Mitgliedern des Prüfungsausschusses.
„Bildung hat für uns alle einen großen Wert, der oft erst im Laufe des späteren Lebens erkannt wird. Eure Tischlerausbildung ist der Start in ein selbstgestaltetes Leben“, betonte Karl-Heinz Greverath, Schulleiter des Berufskollegs Viersen. Greverath hatte seine berufliche Laufbahn einst ebenfalls mit einer Tischlerlehre begonnen. Uwe Sötje sprach die Nachwuchskräfte traditionsgemäß von den Pflichten der Ausbildung los. Dabei sorgte er für ein herzliches Lachen bei allen: „Ab heute könnt ihr den Besen in der Ecke stehen lassen, ihr seid in den Stand der Gesellen erhoben“, sagte er.
Als Jahrgangsbeste ging Lea Erbrath aus der Prüfung hervor, die bei der Nettetaler Möbelschreinerei Klaus Hegholz gelernt hatte. Die 28-Jährige blickt schon auf ein abgeschlossenes Biochemie-Studium zurück. „Ich habe gemerkt, dass ich mit den Händen arbeiten wollte, und habe mich nach dem Studium für eine Lehre entschieden. Im Hinterkopf war dieser Plan B immer. Heute weiß ich, dass es genau das Richtige ist“, sagt sie. Was ihr an ihrem Handwerk besonders gefällt: „Als Tischlerin bin ich kreativ. Der Kopf ist ausgelastet, denn es gilt, präzise handwerklich zu arbeiten. Einfach drauflos arbeiten ist nicht. Man muss genau wissen, was man tut“, erklärt die Nettetalerin, die einem Spargutschein der Sparkasse Krefeld und Werkzeug für ihre besondere Leistung belohnt wurde. Sie wurde von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen und möchte jetzt erst einmal Erfahrung als Gesellin sammeln.
Das hat auch Jan Strötges aus Viersen vor, der die zweitbeste Prüfung ablegte. Auch er bleibt seinem Ausbildungsbetrieb, der Möbel Wolf GmbH in Grevenbroich, treu. „Mein Opa war auch Tischler, und ich habe als Kind schon viel handwerklich gearbeitet. Im Handwerk sieht man am Ende des Tages, was man gemacht hat. Das ist das Schöne“, erzählt der 23-Jährige, der sich später gerne zum Meister qualifizieren möchte. „Der Umgang mit den Materialien, die Präzision – das Tischlerhandwerk ist einmalig“, schwärmt Moritz Leuf. Der 26-jährige Viersener, der ebenfalls zuvor studiert hatte und durch Bekannte den Tischlerberuf entdeckte, lernte bei Simon Lukas Seng in Viersen. Er ging als Drittbester aus der Prüfung hervor. Auch er wurde übernommen.
Während der Lossprechung wurden auch die Gewinner des Wettbewerbs „Die gute Form vorgestellt“, bei dem eine Experten-Jury hervorragend gestaltete Gesellenstücke auszeichnet. Hier hatte Louis Bräutigam die Nase vorn. Er siegte mit seinem Gesellenstück „Gerpan“ – der Titel setzt sich aus „Germany“ und „Japan“ zusammen. Der 23-Jährige, der seine Ausbildung in der Schwalmtaler Tischlerei Fabian Kaluza machte und in Mönchengladbach wohnt, schuf ein Barmöbel aus Eiche mit einem typisch japanischen Kumiko aus Lindenholz.
Mit seinem Gesellenstück in Form eines Esstischs in Nussbaum und Esche sicherte sich Patrick Görtzen von der gleichnamigen Brüggener Tischlerei den zweiten Platz. Finn-Louis Trouwain, der bei der Anton Thelen GmbH in Nettetal gelernt hatte, punktete mit einem Sideboard in Teak und konnte sich über den dritten Platz freuen. Eine Belobigung erhielt Benedict Oedinger von der Willicher Schreinerei Stefan Heines für sein Sideboard in Eiche und Farblack. Johannes Schmitz, Lehrlingswart der Kreishandwerkerschaft Niederrhein, lobte die Kreativität jedes einzelnen Gesellenstücks. „Es sind fantastische Unikate“, hob er hervor. (opm)