Paul I. und Kerstin I. regieren die Süchtelner Jecken

In diesem Jahr mussten die Süchtelner Karnevalisten nicht bis kommenden Januar auf das Kinderprinzenpaar warten. Am Samstag war es soweit, als der Mittag ganz alleine Paul und Kerstin gehörte. Mit der Übergabe der Insignien der jecken Macht strahlten die neuen Tollitäten und bewiesen, dass der närrische Virus trotz langer Pause erneut zwei echte Karnevalisten befallen hat.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming

Viersche-Soetele – Für Prinz Paul I. und Prinzessin Kerstin I. begann noch vor Weihnachten ihre närrische Regentschaft über die Nachwuchsjecken in Süchteln. Sicher ist, nach Corona wird alles ein wenig anders sein, doch die beiden Elfjährigen stellen sich mit viel Spaß und Freude an der 5. Jahreszeit der Herausforderung als 54. Süchtelner Kinderprinzenpaar, die sie sicherlich gekonnt meistern werden. Im Karneval sind sie nämlich beide lange bereits beheimatet. „Seitdem ich denken kann gehe ich jedes Jahr im Rosenmontagszug mit der Gruppe ‚RLJ Süchteln Reloaded‘ mit meinen Eltern mit“, so Prinz Paul I. „Daher habe ich mich gefreut als meine Prinzessin Kerstin I. mich als ihren Prinzen ausgewählt hat und habe sofort ja gesagt. Wir haben lange gewartet seit unserer Bewerbung 2020.“ Gebürtig als Paul Willi Ohligs bekannt, besucht der neue Prinz die Johannes-Keppler-Realschule.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Seine größte Leidenschaft ist die Landwirtschaft und alles was mit Tieren zu tun hat. „Mit zwei Jahren habe ich schon auf dem Trecker gesessen und bin mit meinem Vater über die Felder gefahren“, berichtet die frisch gekürte Tollität. „Heute kann ich schon alleine ernten, umpflügen und beim Rauschen des Motors entspannen. So entkomme ich meinen kleinen Geschwistern Anna-Lena (9) und Johannes (6).“

Auf dem elterlichen Hof fühlt sich der junge Prinz wohl und freut sich, wenn er beim Füttern helfen kann und die Tiere zufrieden sind. „Besonders mag ich die Ponys und den Hund auf unserem Hof, das alles gehört für mich zu einem super Tag“, sagt Paul und strahlt. „Meine zweite Leidenschaft ist die Jugendfeuerwehr. Seit ich 10 Jahre alt bin, bin ich endlich dabei. Ich mag die die Gemeinschaft die Einsatzübungen und ich freue mich mit 18 Jahren in den aktiven Dienst zu kommen und dann mit den Kameraden echte Feuer löschen und Leben retten zu können.“

Seine Prinzessin Kerstin I. (Genzen) besucht das Liebfrauen-Gymnasium in Mühlhausen. Ihre größte Leidenschaft ist das Tanzen und alles, was mit Bewegung zu tun hat. „Mit fünf Jahren habe ich bei den Brook Müerkes in der Begleitgarde angefangen zu tanzen“, so die Lieblichkeit. „Seit einem Jahr tanze ich bei der kleinen Garde Süchteln. Auf dem Trampolin kann man Bewegung und Musik super kombinieren und selbst beim Inlinen oder Schlittschuh fahren kann man die Bewegung mit kleinem Choreografieren machen.“

Seit Ostern hat sie zudem ihre Leidenschaft für das Familienklavier entdeckt und hat die Musik nicht nur in den Füßen, sondern auch in den Händen. Eine weitere Leidenschaft ist das Wasser, egal ob im Pool im Meer oder im Schwimmbad. „Mit acht Jahren hatte ich schon Gold und gerade habe ich meine Prüfung zum Juniorretter gemacht. Ich möchte bis zum Rettungsschwimmer weiter machen um dann anderen in Not zu helfen und um Leben zu retten“, unterstreicht die junge Dame stolz, die schon Prinzessin werden wollte, als sie mit dem Tanzen angefangen hat.

„Karneval ist eines der schönsten Feste im Jahr. Schon 2017, seitdem ich das erste Mal mit meiner Mutter beim Tüüt Pott mitgegangen bin, bin ich total begeistert“, sagt die Karnevalistin. „Beworben habe ich mich schon 2020. Durch Corona mussten wir aber lange warten. Endlich ist es soweit! Ich freue mich mit meinem Prinzen Paul I. auf eine tolle Session. Wir wollen viel Lachen und Freude verbreiten.“

Gefeiert wurde ihre Inthronisierung von Gästen aus der ganzen Region und so konnte Michael Fritsch seinen Blick über einen gut gefüllten Saal schweifen lassen, bevor dem Glück des Tages auch ein Tränchen vorangehen musste. So, wie es im Karneval Brauch ist, wurde zunächst das Prinzenpaar aus der Session 2019/2020, Mia I. und Ben I., verabschiedet – unter Beifall, mit großem Dank für eine wunderbare, ungewöhnlich lange Regentschaft und mit Unterstützung der stellvertretenden Bürgermeisterin, Simone Gartz, und dem Ortsbürgermeister von Süchteln, Wolfgang Genenger.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

„Mit Tränen in den Augen, können wir es nicht wirklich glauben. Die Hose sitzt eng und kurz das Kleid, nun ist sie vorbei, die schöne Zeit“, brachten Mia und Ben in Reimen dar. „Die Erinnerung wird uns ewig bleiben. Die tollen Menschen und das närrische Treiben.“ Sie waren aufgrund der Pandemie bisher am längsten als Süchtelner Kinderprinzenpaar in Amt und Würden. „So hoffen wir nun heiter, Karneval geht nahtlos weiter“, sie bedankten sich herzlich bei Wagenbauern, Mariechen, Eltern, Helfern und allen, die sich die ganze Session mit den beiden freuten.

Eigentlich ist es nie einfach, wenn das Kinderprinzenspiel endet und doch nach langen Lockdown-Monaten waren die Jecken umso glücklicher, dass wieder ein Kinderprinzenpaar in Süchteln regiert. Aktuell scheint es so, als würde in dieser Session kein weiteres Kinderprinzenpaar innerhalb der Gesamtstadt Viersen inthronisiert werden. In Dülken und Viersen fanden sich bisher zumindest keine Nachwuchsherrscher. Vom bürgerlichen Leben zum närrischen blauen Blut ist es allerdings dann nur noch ein kleiner Schritt, den Simone Gartz und Wolfgang Genenger möglich machten, an deren offizielle Handlung sich die traditionell elf närrischen Punkte anschlossen, die Prinz Paul I. und Prinzessin Kerstin I. ohne einen Funken Lampenfieber verlasen.

„Gebt den Kindern das Kommando“, lautet das Motto der Session bei den Brook Müerkes, die auf 4 x 11 Jahre zurückblicken können und im Januar zum Jubiläum einladen. Mit der Macht des Zepters verfügte Prinz Paul I., dass es in der närrischen Zeit keinen Streit geben darf, mit der Macht der Krone verfügte Prinzessin Kerstin I., dass es täglich Gummibärchen zum Pausenbrot geben wird. „Jedes Kind soll einen tollen Tag auf einem Bauernhof erleben. In den Schulen im Kreis gibt es in den nächsten Monaten nur noch mündliche Klassenarbeiten. Jedes Kind soll auch einen tollen Tag bei der Feuerwehr verbringen und Eltern sind verpflichtet einmal pro Woche ein Kind mit ihren Kindern zu spielen“, so die Vorgaben der neuen Regenten.

„Einmal pro Woche bekommt jedes Kind sein Lieblingsessen und Tanten werden verpflichtet einmal pro Jahr mit ihren Nichten shoppen zu gehen. Schulen werden verpflichtet ab Altweiber nur noch Sport und Spaß zu unterrichten. Frei nach unserem Motto ‚Mit uns geht die Party richtig ab‘ wollen wir noch weiter gehen und denen Spaß und Freude bringen, die nicht selber kommen können. Daher Regel Nr. 10: Kinder, ihr sollt ins Altenheim lesen gehen und Regel Nr. 11 ist genauso gut: Wenn jede mit Spenden etwas Gutes tut.“
Da sich für die aktuelle 5. Jahreszeit kein großes Prinzenpaar gefunden hatte, wird das Kinderprinzenpaar kurzerhand alle Jecken unter sind vereinen und den Rosenmontagszug als letzter Wagen krönen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Auf der Bühne des Weberhauses begeisterten jedoch nicht nur die neuen Tollitäten, ebenfalls die Abordnungen, die vereinzelt Auftritte als Geschenk darbrachten, sorgten für den passenden Rahmen der letzten Prinzenproklamation in dieser Session. Der Gardetanz der achtköpfigen Mädchentruppe unter der Leitung von Sina Otten fand ebenso großen Anklang wie der Auftritt der großen Süchtelner Tanzgarde, an die sich das Tanzmariechen der Süchtelner Garde, Sina Otten, mit ihrem Tanz anschloss.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Ebenfalls die Crazy Kids und die KV „De Üüle“ aus der Dülkener Nachbarstadt, die Ki Ka Kai a mit ihrem Prinzenpaar Uwe I. und Claudia I. sowie den kleinen Käuzchen, ihrem Solomariechen und Tanzgarde oder die Hinsbecker Jüüte und das Tanzmariechen der Süchtelner mit Herz begeisterten, während dazwischen Gratulationen nicht nur vom Viersener Prinzenpaar Lothar II. und Regina I. in inkognito ohne Königsrobe, sondern auch von weiteren Gesellschaften ausgesprochen wurden. Am Nachmittag fand die gelungene Veranstaltung ihr Ende mit einer wohlklingenden Überraschung, so konnten während des Tages 397,50 Euro zugunsten des Kinderkarnevals gesammelt werden.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Dreemoal „Brook Müerkes“ schallte es zum Abschluss auch in der Redaktion des Rheinischen Spiegels, die nicht nur dem neuen Prinzenpaar eine unvergessliche Session wünscht, sondern ebenfalls allen Karnevalisten eine fantastische närrische Zeit. (nb)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming