An die menschlichen Schwächen erinnert der Viersener Remigiusbrunnen

Im Oktober 1916 entstand der ursprüngliche Remigiusbrunnen mit der Statue des Pfarrpatrons nach dem Entwurf der Gebrüder Mormann. Zum Zwecke der Herstellung von Waffen und Munition musste im Jahre 1942 die Plastik des heiligen Remigius abgeliefert und gleichzeitig mit den Kirchenglocken abmontiert werden.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Viersen/Sehenswürdigkeit – Ohne Figur wurde der Brunnen nach dem zweiten Weltkrieg wieder aufgestellt. Der Künstler Gernot Rumpf entwarf die Gestaltung der heutigen Brunnenanlage und setzte die Figur des heiligen Remigius wieder in die Mitte des Brunnens.

Die Krumme des Bischofsstabes vom heiligen Remigius, ist in Form eines Ölzweiges wiedergegeben und wird als Symbol der Versöhnung zwischen Gott und den Menschen angesehen. Die symbolischen Darstellungen der vier Evangelisten: Matthäus als Engel, Markus als Löwe, Lukas als Stier und Johannes als Adler, sind an den Ecken des Bischofsstuhles zu sehen. Als kleines Modell findet sich die Kirche St. Remigius im Gewand des Heiligen. Die lateinischen Losungsworte des St. Remigius sind auf der Rückseite des Bischofssitzes zu lesen: Abstine: Enthalte dich; Sustine: Ertrage geduldig; Agredere: Greife die Sache tatkräftig an.

Remigiusbrunnen Viersen Fußgängerzone
Foto: Rheinischer Spiegel

Bronzene Tierplastiken, welche die menschlichen Schwächen wiederspiegeln, verteilen sich auf dem Rand der Brunnenschale. Ein mächtiger Stier mit Flügeln, Rädern und Fäusten repräsentiert den Zorn. In Gestalt zweier balzender Vögel erscheint die Wollust. Von einem Fisch, der seine Artgenossen verschlingt, wird Gefräßigkeit demonstriert. Den Geiz stellt eine Glucke dar, die mit den Flügeln Münzen zusammenrafft. Neidisch wird von der Schlange das eigene Schwanzende, an dem ein weiterer Schlangenkopf erscheint, betrachtet. Die Trägheit wird von einem Seehund zur Schau gestellt, indem er sich genüsslich auf dem Brunnen räkelt.

Die sonst bei jedem Tier eingravierte Bezeichnung des Lasters fehlt. Der Grund dafür ist, dass der Betrachter zur Aktivität ermuntert werden soll, sprich der Betrachter soll diese menschliche Schwäche selber herausfinden. Symbolfigur der Eitelkeit ist der Pfau, der stolz seine drei Köpfe reckt. (nb)

Remigiusbrunnen ohne Figur – Foto: Privatarchiv Olaf Josten
Ursprünglicher Remigiusbrunnen – Foto: Privatarchiv Olaf Josten