Salamis – Wo der griechische Dramatiker Euripides seine Inspiration fand

Bei Peristeria im Süden der griechischen Insel Salamis (Salamina) liegt die Höhle des Euripides. Hierhin soll sich der Philosoph zurückgezogen haben um seine Dramen zu schreiben.
Von RS-Redakteurin Ebru Ataman

Salamis/Griechenland Auf 115 Meter Höhe gelegen muss der interessierte Besucher einen ganzen Teil zu Fuß zurücklegen, bekommt dafür aber einen beeindruckenden Ausblick auf das Meer und die Insel Ägina. Der Start der teilweise steil ansteigenden und durch Naturstein häufig nicht leichten Strecke beginnt am Ende der Straße Evripidou.

Auf 115 Meter Höhe gelegen muss der interessierte Besucher einen ganzen Teil zu Fuß zurücklegen, bekommt dafür aber einen beeindruckenden Ausblick auf das Meer und die Insel Ägina. Foto: Rheinischer Spiegel

Erster Halt, wenn der Besucher nicht zuvor schon den wunderbaren Blick genossen hat, ist ein Dionysos-Heiligtum, an welchem der Weg nach gut 250 m vorbei führt. Ein rechteckiger Schrein, ein Wasserbecken und ein Kultplatz wurden durch die Archäologen 1998 bis 2000 freigelegt. Das Alter wurde aufgrund von Funden, darunter die rechte Hand einer Dionysos-Statue und gestempelte Deckel von Bienenkörben, auf das dritte und zweite Jahrhundert vor Christus datiert, in welchen neben Dionysos auch Euripides verehrt wurde.

Auf seinem Weg muss der interessierte Besucher einen ganzen Teil zu Fuß zurücklegen und kommt dabei nach gut 250 Metern an einem Dionysos-Heiligtum vorbei. Foto: Rheinischer Spiegel

Rund weitere 100, nicht weniger steil ansteigende Meter weiter, erreichen die Besucher den Eingang der Höhle des Euripides. Der Durchgang zur Höhle selbst erfordert schon etwas Mut, denn der Gang ist eng und niedrig – erst dahinter liegt die rund 47 m lange Höhle, die durch weitere Öffnungen mit verschiedenen Kammern verbunden ist.
Archäologen fanden heraus, dass die Höhle in der spätneolithischen Zeit (5.300–4.300 v. Chr.) als Kultplatz genutzt wurde. Zu den Funden gehören Pfeilspitzen aus Obsidian und Feuerstein sowie Tongefäße. Die große Kammer wurde während der späthelladischen Zeit bis in das frühe 12. Jahrhundert vor Christus hinein als Begräbnisort genutzt. Grabbeigaben wie Schmuck und Bronzegegenstände sind im Archäologischen Museum Salamis ausgestellt.

Danach blieb es einige Jahrhunderte ruhig in der Höhle, bis sie im 5. Jahrhundert vor Christus eine neue Nutzung erfuhr. Zudem wurde sie anscheinend in der folgenden hellenischen und römischen Zeit als Touristenattraktion und Pilgerort genutzt, wie wertvolle Opfergaben, darunter Ringe, Glasperlen und Silbermünzen, aufzeigen. Es wird vermutet, dass diese während des Goteneinfalls im Jahre 267 und 268 nach Christus in der Höhle versteckt wurden. Letztmalig einer Bestimmung wurde die Höhle zur fränkischen Zeit im 13. bis 14. Jahrhundert nach Christus als Fluchtort zugeführt.

Bei Peristeria im Süden der Insel liegt die Höhle des Euripides. Hierhin soll sich der Philosoph zurückgezogen haben um seine Dramen zu schreiben. Foto: Rheinischer Spiegel

Als in den Jahren 1994 bis 1997 Archäologen von der Universität Ioannina Ausgrabungen durchführten, faden diese den Unterteil einer schwarz glasierten, altgriechischen Trinkschale mit der Aufschrift „ΕΥΡΙΠΠ“/Euripides. Ihr Alter wird auf die Zeit um 430 bis 420 vor Christus datiert, zu der auch der große klassische griechische Dramatiker Euripides lebte.

Forscher gehen deshalb davon aus, dass Euripides sich in diese Höhle zurückgezogen hat um hier seine Dramen zu schreiben. Unterstützt wird diese Annahme durch einen Bericht des Aulus Gellius, welcher im 2. Jahrhundert die Höhle besuchte. Er berichtet, dass der griechische Geschichtsschreiber und Mythograph Philochoros die Höhle als „ungemütlich und schrecklich“ beschrieb. Ebenfalls der griechische Biograph Satyros von Kallatis erwähnt eine Höhle in der sich Euripides zum Schreiben niederließ – so soll die Tragödie „Der bekränzte Hippolytos“ hier seine Anfänge gefunden haben. (ea)

Als in den Jahren 1994 bis 1997 Archäologen von der Universität Ioannina Ausgrabungen durchführten, faden diese den Unterteil einer schwarz glasierten, altgriechischen Trinkschale mit der Aufschrift „ΕΥΡΙΠΠ“/Euripides. Foto: Rheinischer Spiegel