Unter dem Motto „Freizeit für alle? Jetzt gestalten!“ versammelten sich am gestrigen Samstag zahlreiche Menschen, Organisationen und Vereine auf dem Sparkassenvorplatz in Viersen, um ein sichtbares und hörbares Zeichen für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung zu setzen.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz und Martin Häming
Viersen – Organisiert vom Paritätischen Kreis Viersen und gefördert durch Aktion Mensch, wurde die bundesweite Aktion zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung in Viersen zu einem eindrucksvollen Appell für mehr Teilhabe, Selbstbestimmung und Barrierefreiheit.

Die Veranstaltung, die jährlich rund um den 5. Mai in ganz Deutschland stattfindet, blickt auf eine über 30-jährige Geschichte zurück – und ist aktueller denn je. Angesichts politischer Umbrüche und gesellschaftlicher Polarisierung drohen wichtige Reformen ins Stocken zu geraten. Gerade deshalb war der diesjährige Protesttag ein lautstarker Ruf nach politischem Mut und klarem Engagement.

Inmitten von Mitmachaktionen, Infoständen und Gesprächen mit Vertreter*innen von Selbsthilfegruppen, Vereinen und sozialen Trägern wurde klar: Inklusion darf kein Randthema bleiben. „Wir sind 10 Millionen“ – so der Hashtag, der durch die sozialen Medien ging und daran erinnert, dass mehr als zehn Millionen Menschen mit Behinderung in Deutschland leben. Ihre Perspektiven und Bedürfnisse müssen im Zentrum politischen Handelns stehen – nicht am Rand.

Doch viele fühlen sich zurückgelassen: Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass 67 % der Menschen mit Behinderung befürchten, in der neuen Legislaturperiode weniger gehört zu werden. Gleichzeitig wächst die Sorge vor zunehmender Behindertenfeindlichkeit. All das war spürbar Thema auf dem Sparkassenvorplatz – begleitet von klaren Forderungen: Reform des Behindertengleichstellungsgesetzes, echte Partizipation an politischen Entscheidungen und endlich flächendeckende Barrierefreiheit.
Die Viersener Aktion war mehr als nur ein Protest: Sie war ein Treffpunkt für Begegnung, Austausch und Engagement. Neben Betroffenen kamen auch Unterstützer*innen, Familien, Fachkräfte und politisch Interessierte zusammen. Dabei ging es nicht nur um Freizeitangebote, sondern um ein umfassendes Verständnis von Teilhabe – in Bildung, Arbeit, Wohnen und Gesellschaft. Mit dem Regierungswechsel in Berlin besteht nun die Chance, inklusive Politik neu zu denken.
Der Protesttag soll nicht nur Missstände sichtbar machen, sondern Mut machen sich weiter für eine inklusive Gesellschaft einzusetzen. „Inklusion ist kein Sonderwunsch“, hieß es in mehreren Redebeiträgen – „sie ist der Schlüssel zu einer solidarischen und zukunftsfähigen Demokratie“ – ein starker Aufruf an Politik und Gesellschaft: Denn Menschenrechte sind nicht verhandelbar. (cs)