Streit um Bauvorhaben in Grefrath: BUND Viersen erhebt scharfe Kritik gegen Mehrzweckhalle im Naturschutzgebiet

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Stadt und Kreis Viersen hat sich in der Sitzung des Naturschutzbeirates entschieden gegen den Bau einer landwirtschaftlichen Mehrzweckhalle im Naturschutzgebiet „Grasheide und Mülhausener Benden“ ausgesprochen. Trotz der Zustimmung des Naturschutzbeirates des Kreises Viersen sieht der BUND erhebliche Risiken für das empfindliche Ökosystem und kritisiert die geplante Errichtung vehement.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Grefrath-Oedt – Das kontroverse Bauvorhaben betrifft die Errichtung einer vollautomatischen Grobfutteranlage eines Milchviehbetriebes an der Niederheide in Grefrath-Oedt. Der Standort befindet sich innerhalb des Naturschutzgebiets, was aus Sicht des BUND eine klare Verletzung der Naturschutzrichtlinien und gesetzlichen Richtlinien darstellt. Der Naturschutzbeirat des Kreises Viersen hat dem Bauantrag hingegen zugestimmt und sieht keine unüberwindbaren naturschutzrechtlichen Bedenken. Auch die weiteren einbezogen Entscheidungsstellen hatten dem Bauantrag zugestimmt. Diese Haltung stößt bei Umweltschützern auf scharfe Kritik.

Der aktuelle Bauantrag ist das Ergebnis eines langwierigen Verfahrens, das bereits im Frühjahr 2023 seinen Anfang nahm. Ursprünglich war der Bau der Halle an einem anderen Standort geplant, der jedoch aufgrund der Nähe zu einem wichtigen Wildtierkorridor abgelehnt wurde. Die nun vorgeschlagene Alternativfläche wurde in enger Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde des Kreises Viersen ausgewählt und als „naturverträglicher“ eingestuft. Der Bauherr betont die Notwendigkeit der Halle für den Betrieb, da sie nicht nur zur Lagerung von Grobfutter, sondern auch zur Optimierung der Fütterungsprozesse für 220 Milchkühe dient. Zudem soll eine automatisierte Fütterungsanlage eingerichtet werden, die für die Versorgung und Gesundheit der Tiere von großer Bedeutung ist.

Trotz der Bemühungen, den Eingriff in die Natur zu minimieren, bleibt die Versiegelung neuer Flächen ein zentraler Kritikpunkt. Der BUND sieht durch die Bebauung eine dauerhafte Beeinträchtigung der kleinklimatischen Bedingungen und befürchtet, dass die geplanten Kompensationsmaßnahmen – wie die Anpflanzung von Kopfweiden und die Schaffung eines neuen Retentionsraums – die ökologischen Schäden nicht ausreichend ausgleichen können.
Das Bauvorhaben hat auch Auswirkungen auf das Landschaftsbild der Region. Kritiker warnen, dass durch den Bau der Halle der landschaftliche Charakter des Schutzgebiets trotz einer grünen Umrandung erheblich verändert wird. Das Naturschutzgebiet „Grasheide und Mülhausener Benden“ ist bekannt für seine offenen Grünlandkorridore, die nicht nur für Wildtiere von Bedeutung sind, sondern auch das typische Erscheinungsbild der Landschaft prägen. Die Errichtung der Mehrzweckhalle könnte diese natürlichen Strukturen unwiderruflich zerstören, so die scharfe Kritik von Dr. Andreas Fink und Dr. Inge Weuthen, beide BUND.

Der Konflikt um den Bau der landwirtschaftlichen Mehrzweckhalle in Grefrath-Oedt zeigt eindrücklich die Spannungen zwischen den Interessen der Landwirtschaft und dem Naturschutz auf. Während der Naturschutzbeirat des Kreises Viersen (mit drei Gegenstimmen von BUND und NABU) den Bau genehmigungsfähig sieht, stemmt sich der BUND vehement dagegen und fordert den erst nach der Ansiedlung der Landwirtschaft ausgesprochenen Schutz der Natur nicht weiter auszuhebeln. (nb)

Foto: Elsemargriet/Pixabay