Die Jüngste war erst 33 Jahre alt, der Älteste 68: Mit einer bewegenden Feier gedachte die Suchtberatung Kontakt-Rat-Hilfe Viersen jetzt der Menschen aus dem Kreisgebiet, die von ihr begleitet wurden und in diesem Jahr verstorben sind.
Kreis Viersen/Dülken – Party, Musik, Drogen: Lange Zeit führte Angela* ein Leben auf der Überholspur. „Wir waren zu flippig, um uns bremsen zu können“, erzählte ihr Weggefährte Karl-Heinz Hüpkes, der während der Gedenkfeier in der Hauptstelle der Suchtberatung Kontakt-Rat-Hilfe in Viersen-Dülken an sie erinnerte. 30 Jahre waren die beiden befreundet. „Sie war jemand, die mir auch mal den Kopf waschen konnte und mit der ich viele Drogen genommen habe“, berichtete er. Später wurde Angela sehr krank. Sie litt an COPD (Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung), saß im Rollstuhl und nahm stark zu. Hüpkes trauert um seine Freundin. „Die Zeit mit ihr war schön“, sagte er.
Angela gehört zu den insgesamt 14 Klientinnen und Klienten der Suchtberatung, die in den vergangenen Monaten verstorben sind. Die jüngste von ihnen war Jeannette*, sie wurde nur 33 Jahre alt. „Wir wollen heute an sie und die anderen verstorbenen Klienten erinnern – auch an die schönen Dinge, die wir mit diesen Menschen erlebt haben“, sagte Michael Hauser, Leiter der Suchtberatung, zu Beginn der Gedenkfeier. Pfarrer Axel Stein von der evangelischen Kirchengemeinde Süchteln gestaltete die Zusammenkunft, an der Mitarbeitende und Klienten der Suchtberatung teilnahmen. „Wer den Tod einbezieht, ist ganz nah an der Realität des eigenen Lebens“, erklärte er.
Adriane Thiel, stellvertretende Leiterin der Suchtberatung, erzählte von Jochen*, den sie länger begleitet hatte. Jochen war voller Hoffnung: Er hatte eine Entgiftung gemacht und war in eine Reha-Klinik gegangen. Dort erschien er eines Morgens nicht zum Frühstück. Man fand ihn tot auf seinem Zimmer. „Die Entscheidung, endlich etwas zu verändern, ist die schwerste. Sein Tod ist umso tragischer, weil er diesen Mut schon aufgebracht hatte“, sagte Adriane Thiel. Jochen war 34, als er vor wenigen Monaten starb.
Mit dem Lied „Hallelujah“ von Leonard Cohen klang die Feier aus. Anschließend legten die Gäste jeweils eine weiße Rose an der Gedenkwand im Innenhof der Suchtberatung nieder. Hier erinnern kleine Namenstafeln an verstorbene Klienten.
Die vor über 50 Jahren gegründete Suchtberatung Kontakt-Rat-Hilfe Viersen engagiert sich kreisweit und ist für alle Arten von Sucht zuständig. Sie betreut pro Jahr rund 800 Menschen aus dem gesamten Kreis Viersen und beschäftigt mehr als 40 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Hauptstelle an der Kreuzherrenstraße 17-19 in Dülken ist unter der Rufnummer 02162-95110 erreichbar. Viele Fragen werden auf der Homepage der Suchtberatung unter www.krh.online.de beantwortet.
Hinweis: Die mit * markierten Namen wurden geändert. (opm)