Deutsche Autofahrer:innen bewerten ihre Fahrfähigkeiten im Schnitt mit der Schulnote 2,2. 63 Prozent haben keinerlei Bedenken hinsichtlich der eigenen Fahrkompetenz. Fahrfehler sind häufigste Unfallursache. TÜV-Verband für freiwillige Rückmeldefahrten, um Fahrkompetenz aufzufrischen.
Magazin – Die deutschen Autofahrer:innen sind überzeugt von ihren Fähigkeiten: In einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands bewerten die Befragten ihre Fahrkompetenz im Schnitt mit der Schulnote 2,2 „gut“. Befragt wurden 1.200 Personen ab 16 Jahren, darunter 1.113 Führerscheinbesitzer:innen. Konkret geben sich 11 Prozent die Bestnote 1 „sehr gut“ für ihr Fahrkönnen. 65 Prozent bewerten sich mit der Note 2 „gut“ und 20 Prozent mit der Note 3 „befriedigend“. Kaum jemand gibt sich selbst eine schlechtere Note: lediglich 3 Prozent bewerten sich mit den Noten 4 bis 6. „Deutsche Autofahrer:innen haben großes Vertrauen in ihre Fähigkeiten“, sagt Fani Zaneta, Referentin für Verkehrssicherheit, Fahrerlaubnis und Fahreignung beim TÜV-Verband. „Dieses Selbstbewusstsein basiert auf unserem international anerkannten Ausbildungssystem mit unabhängigen Prüfungen. Eine bestandene Führerscheinprüfung ist ein hohes Qualitätskriterium. Viele sind überzeugt, dass sie lange nach der bestandenen Führerscheinprüfung noch sicher im Straßenverkehr unterwegs sind.“
Wenig Bedenken trotz häufiger Unfälle durch Fehlverhalten
Die Mehrheit der Befragten (63 Prozent) hat keine Bedenken hinsichtlich der eigenen Fahrkompetenz. Männer (71 Prozent) haben deutlich weniger Bedenken als Frauen (55 Prozent) und die über 45- bis 59-Jährigen (70 Prozent) weniger als die unter 30-Jährigen (50 Prozent). Wenn Bedenken geäußert werden, dann am häufigsten die Befürchtung, in Extremsituationen die Kontrolle über das Auto zu verlieren, zum Beispiel bei hoher Geschwindigkeit oder schlechten Witterungsbedingungen (18 Prozent). 13 Prozent haben Zweifel, ob sie alle Verkehrsregeln kennen. Die Angst komplexe Verkehrssituationen nicht bewältigen zu können, äußern 11 Prozent und 10 Prozent sorgen sich, mit moderner Fahrzeugtechnik, etwa mit Fahrassistenzsystemen, nicht umgehen zu können.
Trotz des großen Selbstbewusstseins der deutschen Autofahrer:innen zeichnet die Unfallstatistik ein anderes Bild: Im Jahr 2023 ereigneten sich in Deutschland 291.890 Verkehrsunfälle mit Personenschaden – Schuld tragen besonders häufig die Fahrenden selbst. Konkret registrierte die Polizei 342.367 Fälle von Fehlverhalten der Fahrer:innen. Die häufigsten Unfallursachen sind Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren und Anfahren, Nichtbeachten der Vorfahrt, zu geringer Abstand und nicht angepasste Geschwindigkeit. „Die hohe Zahl an Unfällen durch Fahrfehler zeigt, dass viele Autofahrende ihre Fähigkeiten überschätzen oder die Risiken im Verkehr unterschätzen“, sagt Zaneta. „Umso wichtiger ist es, dass wir aktiv das Bewusstsein für mehr Sicherheit im Straßenverkehr schärfen.“
Zwei Ansätze für mehr Verkehrssicherheit
Der TÜV-Verband sieht zwei zentrale Ansätze, um Unfälle durch Fahrfehler zu reduzieren: Zum einen sollten Rückmeldefahrten auf freiwilliger Basis für alle Altersgruppen etabliert werden. „Führerscheinbesitzer können in jeder Lebensphase von einer Rückmeldefahrt profitieren, um ihre Kenntnisse aufzufrischen und praktische Hinweise für ihre Fahrweise zu erhalten“, erklärt Zaneta. Zum anderen müsse der Straßenverkehr so gestaltet werden, dass die Verkehrsteilnahme, ob fahrend oder zu Fuß, sicher und fehlerverzeihend möglich ist. Insbesondere schwächere Verkehrsteilnehmer:innen müssen besser geschützt werden. Gut erkennbare Fahrspuren, beleuchtete Fußgängerüberwege, getrennte Radwege und reflektierende Schilder können das Risiko von Unfällen erheblich verringern. „Solche Maßnahmen tragen dazu bei, das Unfallrisiko zu senken und die Sicherheit auf Deutschlands Straßen für alle zu erhöhen“, sagt Zaneta.
Methodik-Hinweis: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.200 Personen ab 16 Jahren, darunter 1.113 Führerscheinbesitzer:innen. Die Umfrage wurde vom 5. bis 11. September 2024 durchgeführt. (opm)