Vier Fallen bei der Kreditaufnahme und wie man sie umgeht

Wer ein Haus baut oder kauft, nimmt einen Kredit auf. Auch der fahrbare Untersatz, also ein Gebrauchtwagen oder ein Neuwagen, wird zunehmend häufiger mit Fremdkapital finanziert.

Service – Küche, Möbel, Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte sowie die Ablösung eines Ratenkredits oder die Umschuldung des Dispokredits sind weitere statistisch belegbare Anlässe, zu denen Verbraucher Fremdkapital aufnehmen. Grundsätzlich spricht auch gar nichts dagegen, die eigene Liquidität durch Fremdkapital zu erhalten und einen größeren Batzen Geld in mehreren Häppchen abzustottern. Allerdings gestalten viele Verbraucherinnen und Verbraucher ihren Weg zum Fremdkapital oft recht unwirtschaftlich.

Haus und Auto sind die häufigsten Gründe für Kreditnehmer, sich um Fremdkapital zu bemühen. Um die besten Konditionen zu erhalten, sollten sie jedoch die folgenden vier Fehler dringend vermeiden. Foto: pixabay.com © kalhh

Mit der Vorstellung vor Augen, dass die Kreditangebote der Hausbank die günstigsten seien, verpassen sie die Chance mit einem Kreditvergleich einen Kreditgeber zu finden, der bessere Konditionen bietet und damit vielleicht sogar beim Sparen hilft. Auch die falsche Einschätzung der eigenen Bonität, die Überschätzung der finanziellen Mittel und unvollständige Angaben bei der Konditionenanfrage sind häufige Fehler auf dem Weg zum Fremdkapital.

Fehler Nummer 1: Unreflektiertes Vertrauen in die Hausbank

Die Hausbank, also die Bank, die Giro- und Festgeldkonten verwaltet, ist ein Dienstleister, die den Zahlungsverkehr in Form von Überweisungen und anderen Bankgeschäften ermöglicht. Gesetze und Verträge regeln, was die Bank zu tun hat und was Verbraucher für diese Leistung bezahlen. Vor diesem Hintergrund ist es natürlich legitim, verständlich und sogar wünschenswert, Gespräche in der Hausbank zu führen, wenn eine Kreditaufnahme ansteht. Allerdings sollte diese Kreditanfrage nicht die einzige bleiben. Stattdessen ist es sinnvoll, wenn das Angebot der Hausbank ein Angebot von mehreren ist. Zwei Angebote zu vergleichen, ist quasi Pflicht. Noch mehr Angebote zu vergleichen, kann durchaus sinnvoll sein, denn selbst wenn ähnliche Angebote vorliegen, lohnt oft ein Blick in die Details, die weitere Vorteile mit sich bringen könnten.

Oft bestätigt sich beim Vergleich mehrere Angebote dann, dass die Hausbank ein unattraktives Angebot gemacht hat – mit hohen Zinsen und allgemein schlechten Konditionen. Ist dem so, hat die Hausbank vielleicht vermutet, dass es keinen Mitbewerber gibt, sondern die „Treue“ zur Hausbank derart stark ausgeprägt ist, dass kein weiteres Angebot eingeholt wird, welches die Wahrheit ans Licht bringen würde. Verbraucher sollten die Hausbank übrigens nicht mit einer Filialbank verwechseln, denn wer seine Konten bei der Filialbank A pflegt, könnte von der Filialbank B ein deutlich besseres Angebot bekommen, schließlich liegt Filialbank B in der Regel viel daran, Neukunden zu akquirieren – und mit guten Kreditangeboten zu locken. Hier und da lässt sich beobachten, dass Banken ohne Filiale oft noch günstigere Angebote unterbreiten können, weil sie nicht die Kosten für die Infrastruktur – für Gebäude, Personal, Energie – umlegen müssen.

Um einen Online-Kredit abzuschließen, ist kein Klingelputzen nötig. Stattdessen führt der schnellste Weg über ein Online-Kredit-Vergleichsportal. Foto: pixabay.com © Deeezy

Klingelputzen, um mehrere Kreditangebote zu erhalten, muss heute übrigens keiner mehr. Über Kreditvergleichsportale lassen sich mit nur wenigen Eingaben jede Menge Angebote buchstäblich per Knopfdruck generieren – ähnlich wie das auch für andere Konsumgüter mittlerweile der Fall ist. Das ist der größte Vorteil, den Online-Vergleichsportale bieten: die große Auswahl an Angeboten mit nur einem Mausklick. Hinzu kommt die schnelle Abwicklung des Kredits, meist sogar ohne dafür das Haus zu verlassen. Zu verbindlichen, verlässlichen Kreditangeboten werden die Angebote allerdings erst dann, wenn alle persönlichen Daten des Kreditnehmers dem Kreditgeber bekannt sind. Die erste Abfrage möglicher Kreditkonditionen dient auf vielen Vergleichsportalen lediglich der Orientierung für die Verbraucher. Dann müssen Einkommens- und Beschäftigungsverhältnisse, Auskünfte zum Zahlungsverhalten des Kreditnehmers und andere Rahmenbedingungen geklärt werden. Anschließend wird ein angepasstes Angebot unterbreitet, das inhaltlich und mit Blick auf das Kleingedruckte zu überprüfen ist.

Jedes Online-Vergleichsportal geht an dieser Stelle ein Stück weit seinen eigenen Weg. Smava beispielsweise fordert schon vor dem ersten Angebot einige Informationen seitens der Kreditinteressenten ein, wie etwa den Verwendungszweck, den Nettokreditbetrag und die gewünschte Laufzeit. Auch die Anzahl der Kreditnehmer, der Familienstand, die Wohnsituation sowie die Einkommensverhältnisse werden bei smava abgefragt, bevor ein erstes Mal ein Kreditangebot zur Verfügung steht. Diese wird dann personalisiert und direkt dem Kreditinteressenten zugeschickt.

Andere Betreiber von Online-Vergleichsportalen gehen andere Wege, die aber mitunter verwirrend für die Verbraucher sein könnten. Abgefragt werden dabei im ersten Schritt nur die gewünschte Kreditsumme, die Kreditlaufzeit und der Verwendungszweck. Direkt danach gibt es eine Übersicht mit möglichen Kreditangeboten, die aber – Achtung! – nicht personalisiert sind, also unabhängig von Einkommenssituation und Bonität sind und dadurch eine deutlich geringere Aussagekraft haben, als Kreditangebote, die mit möglichst vielen individuellen Angeboten gespeist wurden. Als Grundsatz gilt also: Je mehr Angaben der Kreditnehmer macht, desto valider wird das Kreditangebot ausfallen.

Fehler Nummer 2: Bonität per Bauchgefühl bewerten

Nur wenn sich Einnahmen und Ausgaben die Waage halten bzw. wenn die Einnahmen höher sind als die Ausgaben, geht die Rechnung unterm Strich auch auf. Foto: pixabay.com © stevepb

Um sich die Enttäuschung zu ersparen, einen Kredit nicht bewilligt zu bekommen, obgleich der Kaufvertrag für das Wunschobjekt schon fix und fertig vor einem liegt, raten Verbraucherschützer dazu, vorab ehrlich und transparent die eigene, finanzielle Situation zu durchleuchten. Die eigene Bonität per Bauchgefühl zu bewerten, wäre hingegen ein Fehler, der im besten Fall zur Ablehnung des Kreditantrags führt und im schlechtesten Fall in monatlichen Raten endet, die langfristig nicht zu bezahlbar sind. Verbraucherschützer raten zu diesen Schritten:

  • Zunächst das frei verfügbare Einkommen ermitteln. Berücksichtigt werden sollte dabei das Nettoeinkommen, das nicht nur den Gehalt umfassen muss, sondern auch Einnahmen aus Mieten, Kapitalerträgen und anderen Leistungen beinhalten kann. Davon abgezogen wird die Summe an monatlich anfallenden Fixkosten. Achtung: Wer glaubt, dass die Warmmiete später als Kreditrate abgestottert werden kann, der irrt sich. Denn – wenn überhaupt so waghalsig gerechnet werden darf – dann nur mit der Kaltmiete. Denn Betriebskosten fallen nicht nur in einer Mietwohnung an, sondern auch im Eigenheim.
  • Das Verhältnis von Ausgaben und Einnahmen beleuchten. Die bloße Berechnung der monatlichen Ausgaben, die von den monatlichen Einnahmen abgezogen werden, beinhalten oft Rechenfehler, die später fatale Folgen haben können. Finanzexperten empfehlen, dass die Kreditrate 30 bis 40 Prozent des Nettoeinkommens nicht übersteigen sollte. Und auch wenn es keine Glaskugel gibt, die aufzeigt, wie sich die wirtschaftliche Lage im Land entwickelt, inwiefern Arbeitslosigkeit droht oder eine Krankheit die Arbeitsfähigkeit mindert, sollte in die Berechnung zumindest einfließen, ob beispielsweise der Ausfall einer Arbeitskraft ansteht. Das könnte dann der Fall sein, wenn ein Paar plant, Kinder zu bekommen – und ein Elternteil sich vermehrt um die Kinderziehung kümmern und demzufolge weniger Einkommen generieren wird.
  • Das Zahlungsverhalten, das auch die Schufa dokumentiert, prüfen. Wer sich unsicher ist, wie gut oder schlecht das eigene Zahlungsverhalten ist, kann eine Selbstauskunft abrufen, die dokumentiert, wie gut oder auch schlecht es in den letzten Jahren um die Zahlungsmoral bestellt war. Vermerkt sind darin vor allem Ungereimtheiten, was bedeutet: In der Schufa stehen Abweichungen vom Kreditvertrag, also beispielsweise Zahlungsausfälle oder dergleichen. Diese müssen nicht zwingend zum K.O.-Kriterium bei der Kreditaufnahme werden, könnten aber schlechtere Konditionen zur Folge haben.

Fehler Nummer 3: Utopische Rückzahlungen planen

Wie teuer Energie künftig werden kann, steht in den Sternen. Allerdings ist es gut und sinnvoll, die Rückzahlungen nicht am Limit zu kalkulieren. Foto: pixabay.com © ColiN00B

Natürlich ist gut, richtig und aller Ehren wert, wenn der Plan besteht, den Schuldenberg so schnell wie möglich abzutragen. Allerdings muss dahinter auch ein valider Plan stecken, sprich: Die Rückzahlungen müssen realistisch geplant sein. Grundsätzlich darf die Rechnung, die Eingaben und Ausgaben gegenüberstellt, nie Null auf Null aufgehen. Ein Überschuss, der nach Abzug der Kreditrate übrig bleibt, ist wichtig, um für die Eventualitäten des Lebens gewappnet zu sein – und auch, um sich einmal etwas gönnen zu können.

Zum größten Unsicherheitsfaktor zählen derzeit sicherlich die stark steigenden Energiepreise, die Privatpersonen treffen aber auch Unternehmen in die existentielle Bredouille bringen könnten. Doch nicht nur die Kostenentwicklung, die keiner im Detail voraussehen kann, sollten bei der Kreditkalkulation eine Rolle spielen. So ist ein Urlaub – übrigens unabhängig von der Länge des Aufenthalts – wichtig für Körper und Geist, denn niederländischen Forschern zufolge wirke sich der Erholungseffekt insofern aus, dass sich Menschen im Urlaub „fitter, gelöster, wacher, voller Energie und gesünder fühlen“. Ein wenig finanzieller Spielraum, für eine kürzere oder längere Auszeit, ist also in jedem Fall wichtig.

Fehler Nummer 4: Unvollständige oder falsche Angaben im Kreditvergleich

Eine falsche Angabe im Kreditvergleich, führt in der Folge zu einem Angebot, das auf einer Fehlannahme basiert. Dementsprechend ist das Angebot letztlich auch null und nichtig, wenn der Schwindel auffliegt. Unvollständige Angaben, die häufig aus reiner Schluderei im Kreditantrag landen, können hingegen mehrerlei negative Folgen haben:

  • Zum einen kann sich die Zeitspanne zwischen Kreditantrag und Kreditbewilligung in die Länge ziehen. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn unvollständige Angaben nachgefragt werden müssen. Selbst falsche Angaben in Adressdaten, die auf Flüchtigkeitsfehlern beruhen, könnten fatale Folgen haben, wenn keine ein-eindeutige Zuordnung seitens der Schufa erfolgen kann – und erst gar kein Kreditangebot den Antragsteller erreicht.
  • Zum anderen können sich fehlende Angaben auch negativ auf die Konditionen auswirken. Wer beispielsweise keinen Verwendungszweck angibt, obgleich ein Kreditgeber die Investition in Immobilien oder Fahrzeuge positiv bewerten würde, verspielt die Chance auf ein gutes Kreditangebot. Auch eine Umschuldung wird als Verwendungszweck positiv bewertet und wirkt sich dementsprechend gut auch auf die Kreditkonditionen aus. Ganz ohne Verwendungszweck würde der Kreditgeber dem Kreditnehmer quasi Tür und Tor öffnen für eine Anschaffung seiner Wahl – für eine Weltreise oder ein anderes Gut, das keinen Gegenwert hat. Ähnlich ist es, wenn die Idee im Raum steht, dass zwei Personen gemeinsam einen Kredit aufnehmen. Ein zweiter Kreditnehmer könnte nämlich unterm Strich zu einem günstigeren Zinsangebot führen.

Valide Angaben, keine negativen Eintragungen in der Schufa, ein Verwendungszweck mit Gegenwert, eine geregelte Einkommens- und auch Eigentumssituation sind weitere Faktoren, die sich positiv auf die Kreditoptionen auswirken können. (opm)